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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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ihren Freunden eine Weile am Fenstertisch herum. Aber Barbara Jean dachte sich nie etwas dabei. Jeder, so schien es, verbrachte Zeit am Fenstertisch. Little Earl, der unausstehliche Ramsey Abrams, Clarices alberne Cousine Veronica. Selbst Chick wurde zu einem regelmäßigen Gast am Tisch, wenn er gerade keine Schicht hatte, denn er und James waren gute Kumpel geworden.
    Manchmal fuhr Lester seine jungen Freunde in seinem schönen, blauen Cadillac nach Evansville oder in andere Städte in der Nähe und lud sie in Restaurants ein, die sie sich selbst nie hätten leisten können. Und dabei war er immer der perfekte Gentleman. Lester nahm nicht einmal Barbara Jeans Hand und machte ihr schon gar nicht irgendwelche Avancen. Sie mochte seine Gesellschaft, und es schmeichelte ihr, dass er mit ihr befreundet sein wollte.
    Clarice sagte Barbara Jean mehrmals, dass Lester Interesse an ihr habe, aber Barbara Jean schenkte dem nicht viel Beachtung. Sie teilte Odettes Meinung, dass Clarice, die bereits das Drehbuch für ihr eigenes Happy End mit Richmond geschrieben hatte, nun unbedingt auch für alle anderen eines herbeiführen wollte.
    Eines Abends im Januar 1968 nahm Lester James, Richmond und die Supremes mit auf einen Ausflug im Cadillac und dann zum Abendessen in einen netten Laden in Louisville, um Richmonds neuesten sportlichen Rekord an der Universität zu feiern. Barbara Jean amüsierte sich prächtig. Das Essen war gut, und das Restaurant war der mondänste Ort, den sie je betreten hatte. Aber sie konnte es kaum erwarten, wieder zu Chick zu kommen. Es war sein Geburtstag, und sie hatte gespart, um ihm eine Timex Uhr mit echtem Lederarmband zu kaufen, was sie damals für die Krone der Eleganz hielt. Das ganze Abendessen lang schielte sie zu James hinüber, wartete auf sein Gähnen, das Signal dafür, dass der Abend zu Ende war. Aber James nickte erst gegen zweiundzwanzig Uhr ein, und es war beinahe halb elf, als sie die fünfundvierzigminütige Rückfahrt nach Plainview antraten.
    Als Lester Barbara Jean absetzte, saßen Odettes Eltern im Wohnzimmer von Big Earl und Miss Thelma. Lachend und zur Musik einer zerkratzten alten Platte mit den Köpfen nickend winkten sie Barbara Jean durch einen Schleier aus bläulichgrauem Rauch zur Begrüßung kurz zu, als sie die Treppe zu ihrem Zimmer hinaufstieg. Die vier blieben lang auf an diesem Abend, so wie immer, wenn sie zusammen waren. Als die Jacksons schließlich gegen zwei Uhr morgens den Nachhauseweg antraten, gingen Big Earl und Miss Thelma direkt zu Bett. Keine fünf Minuten, nachdem ihre Schlafzimmertür zugegangen war, verfielen beide in lautes Schnarchen. Zum tausendsten Mal in jener Nacht schaute Barbara Jean aus dem Fenster, um zu sehen, ob das Licht in der Speisekammer des All-You-Can-Eat noch an war. Es brannte, also schlich sie auf Zehenspitzen die Treppe hinunter und ging hinüber zu Chick.
    Er saß auf seinem schmalen Bett und blickte nicht auf, als Barbara Jean mit ihrer Geschenkschachtel in den ausgestreckten Händen den Raum betrat. Sie eilte zu ihm und setzte sich neben ihn. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich konnte nicht früher rüberkommen.« Sie wollte gerade erklären, dass die Jacksons bis spät in die Nacht zu Besuch gewesen waren, aber sie sah zu ihm hoch und hielt inne.
    Chick hatte einen rotblauen Bluterguss am Kinn, und seine Unterlippe war aufgeplatzt. Sie musste nicht fragen, wer das getan hatte. Sie fragte nur: »Warum bist du da hingegangen?«, und wünschte sich dann sofort, sie hätte nichts gesagt.
    Sie schlang ihre Arme um seine Schultern. Erst wollte er ihrer Umarmung ausweichen, aber dann entspannte er sich und schmiegte seinen Kopf an ihren Hals. Mit leiser Stimme erzählte er ihr: » Heute früh bin ich Liz, der Freundin meines Bruders, über den Weg gelaufen. Sie sagte, dass Desmond ständig davon redet, wie sehr er sich wünscht, dass ich wieder nach Hause komme. Sie hat erzählt, dass er seit einer Weile wirklich gut drauf ist, nicht mehr so viel trinkt und so. Außerdem hat Liz doch eine kleine Tochter. Sie ist zwar nicht das Kind von meinem Bruder, aber sie nennt mich Onkel Ray. Und Liz meinte, dass ihre Tochter gefragt hat, warum Onkel Ray sie an Weihnachten nicht besucht hat. Also bin ich hingegangen. Desmond war schon ziemlich betrunken, als ich dort ankam, aber er machte Scherze, und wir flachsten herum, wie wir es früher manchmal getan haben. Aber beim Essen rastete er plötzlich aus. So ist er eben. Das kann ganz schnell

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