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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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Vanilleeis. »Warum sollte ich denn irgendwohin gehen? Du bist doch hier.«
    Sie nahm ihm die Eisschale ab und stellte sie auf den Beistelltisch, den er aus einem Stapel Obstkisten gebaut hatte. Sie schob die Decke beiseite und zog ihn an sich. Sie mussten beide lachen, als sie ihm »Happy birthday to you« ins Ohr sang, während er sich wieder auf sie legte.
    Barbara Jean und Chick teilten sich gerade die inzwischen geschmolzene Eiscreme, als sie hörten, wie die Hintertür zum Restaurant aufging. Jemand klapperte in der Küche herum. Dann ging das Radio an, und Miss Thelma fing an zu summen.
    Barbara Jean wusste, sie sollte Angst haben, zusammen mit Chick entdeckt zu werden. Und sie wusste, dass sie eigentlich denken sollte, sie habe etwas Falsches getan. Zumindest so viel hatte sie an den Sonntagen in der First-Baptist-Kirche gelernt. Aber es gelang ihr einfach nicht, sich wegen der schönsten Nacht ihres Lebens auch nur ein kleines bisschen schlecht zu fühlen.
    Sie blieben einfach zusammen im Bett liegen, lauschten dem Klappern der Töpfe und Pfannen und erfreuten sich an Miss Thelmas falschem Summen. Sie aßen die geschmolzene Eiscreme auf, küssten sich und feierten leise ihr neues Leben auf einem Planeten nur für sie allein.
    Aus dem Radio erklang ein Oldie, und Miss Thelma fing an mitzusingen: »My baby love to rock, my baby love to roll. What she do to me just soothe my soul. Ye-ye-yes, my baby love me …«
    Chick warf die Decke beiseite und hüpfte aus den Federn. Dann stellte er sich neben das Bett und fing an zu tanzen, indem er seine schmalen Hüften langsam und immer ausladender kreiste, während er sich von Barbara Jean wegdrehte und mit seinem winzigen Hintern in ihre Richtung wackelte. Er grinste ihr über die Schulter zu und bewegte beim Tanzen die Lippen zum Text des Songs.
    Barbara Jean musste sich das Kissen auf den Mund drücken, damit Miss Thelma sie nicht lachen hörte, als Ray Carlson, der König der hübschen weißen Jungs, für sie tanzte. Sie weinte vor Lachen. Und die ganze Zeit über wiederholte ihr sich drehender, siebzehnjähriger Kopf denselben Gedanken: Mein Ray. Mein Lichtstrahl. Mein Sonnenschein. Mein Hoffnungsschimmer.
    Barbara Jean dachte an ihre Mutter. Aber an diesem Tag zog sie dieser Gedanke zum allerersten Mal nicht herunter. Sie malte sich aus, was Loretta ihr über diese Nacht sagen würde, wenn sie könnte. »Tja«, würde ihre Mutter sagen, »sieht so aus, als wärst du doch die Tochter deiner Mutter. Was du ihm geboten hast, war so gut, dass dieser weiße Junge nackt aufspringt und für dich tanzt.«

20
    Ich schipperte nicht wirklich so problemlos durch meine Behandlung, wie ich es mir ausgemalt hatte. Aber die Nebenwirkungen waren auch nicht so schlimm, wie man mir prophezeit hatte. Mein Magen war manchmal ziemlich durcheinander, aber die meiste Zeit über konnte ich essen, wie ich es immer getan hatte. Meine Haut trocknete aus, aber sie platzte nicht auf oder fing an zu bluten. Ich war oft müde, aber nicht so erschöpft, dass ich nicht mehr arbeiten konnte oder auch nur einen Sonntag im All-You-Can-Eat verpasst hätte. Auch wenn mein Haar spröde wurde und beim geringsten Zupfen abbrach, behielt ich doch eine ordentliche Menge davon auf dem Kopf. Und das Beste von allem war, dass ich die Woche um Weihnachten ohne einen einzigen Besuch von Eleanor Roosevelt verbrachte. Als der Tag unserer Neujahrsfeier gekommen war, strotzte ich nur so vor Optimismus und konnte es kaum erwarten, auf den Putz zu hauen.
    Unser alljährliches Zusammentreffen am ersten Januar hatte bereits eine lange Tradition, die bis ins erste Jahr meiner Ehe mit James zurückreichte. Die Wahrheit ist, auch wenn er das leugnete, dass die erste Party ein Versuch von James war, seinen Freunden zu beweisen, dass ich gar keine so schlechte Wahl war, wie sie dachten. Richmond und Ramsey – und gewiss auch einige andere – hatten James gewarnt, dass eine vorlaute, aufbrausende Frau wie ich niemals richtig gezähmt werden könnte. Aber James war entschlossen, ihnen zu zeigen, dass ich, wenn es der Anlass erforderte, genauso häuslich und fürsorglich sein konnte wie jede andere Frau. Ich nehme an, er versucht immer noch, sie davon zu überzeugen.
    Was James jedoch sehr wohl bewies, war, dass die Leute in Scharen auch zur Party einer schwierigen Frau strömten, solange sie sie nur gut genug vorbereitete. Mit jedem Jahr, das verstrich, wurde die Feier ein wenig größer, und mittlerweile konnten wir mit

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