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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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ihres Frühstücks wegpackte. Er trug nun eine graue Hose und hatte einen verärgerten Gesichtsausdruck. »Ich bin spät dran«, sagte er. »Ich muss los.«
    »Aber du hast doch kaum etwas gegessen«, meinte Clarice.
    Er nahm seinen Mantel vom Ständer neben der Tür zur Garage. »Macht nichts. Ich besorg mir später etwas.«
    »Richmond, das mit dem Kaffe tut mir ehrlich leid.«
    Er warf seiner Frau quer durch den Raum eine Kusshand zu und verschwand durch die Tür.
    Beatrice holte ihre Puderdose aus der Tasche ihrer rot-grünen Weihnachtsstrickjacke und zog sich den Lippenstift nach. Dann sagte sie: »Clarice, ich denke, du solltest dich mal mit Reverend Peterson unterhalten. Das hat mir immer geholfen, wenn dein Vater und ich unsere kleinen Probleme hatten.«
    Clarices Mutter nannte die Seitensprünge, die ihr Mann am laufenden Band gehabt hatte, ihre »kleinen Probleme«. Es nervte Clarice endlos, wenn sie das tat, aber sie wusste, dass sie nicht in der Position war, etwas dazu zu sagen. Sie war sich darüber im Klaren, wie heuchlerisch es wäre, wenn sie sich darüber beschweren würde, dass ihre Mutter Abraham Jordans Betrügereien beschönigend umschrieb, während Clarice selbst Jahrzehnte lang verleugnet hatte, dass es Richmonds »kleines Problem« überhaupt gab. Aber dennoch hätte sie ihre Mutter am liebsten angeschnauzt, sie solle verdammt noch mal die Klappe halten.
    Beatrice sagte: »Reverend Peterson hat viel Erfahrung. Glaub mir, nichts, was du sagen könntest, würde ihn schockieren. Er kann dir dabei helfen, mit deiner Wut umzugehen.«
    »Ich bin nicht wütend.«
    »Clarice, du musst dich darauf besinnen, dass das alles Gottes Plan ist. Manchmal müssen wir Frauen in einem unfairen Maße leiden, um Gottes Gnade zu erlangen. Denk einfach dran, dass du jetzt den Tribut für deinen Eingang ins Paradies zahlst. Reverend Peterson hat mir das vor Jahren erklärt, und seither habe ich keinerlei Wut mehr verspürt.«
    Das toppt jetzt aber alles, dachte Clarice. Ihr Vater war schon lange tot, und ihre Mutter war noch immer wütend genug über sein Verhalten, dass sie sich bemüßigt fühlte, mit ihrem heiligen Megafon durch die Lande zu ziehen. Und sie wollte ihr Ratschläge zur Aggressionsbewältigung erteilen? Pass auf, alte Frau, oder ich brüh einen Kanne extraheißen Kaffee auf, nur für dich.
    »Danke für deinen Rat, Mutter, aber ich bin wirklich nicht wütend. Mit mir und Richmond stehen die Dinge, wie sie immer waren. Uns geht es gut.«
    »Clarice, Liebes, du hast dem Mann gerade den Schritt verbrüht und sein Insulin weggeschmissen.«
    »Sein Insulin weggeschmissen? Wovon redest du?«
    Ihre Mutter zeigte auf den Mülleimer. Clarice ging hin und trat auf das Fußpedal, das den Deckel hob. Und wirklich, ganz oben auf Eierschalen, Kaffeesatz und verschiedenen weggeworfenen Verpackungen, lag eine Schachtel mit Richmonds Insulinvorrat, die Schachtel, die sie irgendwann im Laufe der vergangenen zehn Minuten von ihrem Platz im Kühlschrank genommen und in den Müll geschmissen haben musste.
    Sie holte das Insulin heraus und starrte es einige Sekunden lang an. Erst dann verstaute sie die Schachtel wieder im Kühlschrank. Anschließend legte sie ihre Schürze ab und sagte: »Mutter, ich denke, wir gehen ein bisschen später einkaufen.«
    Clarice verließ die Küche und ging durchs Esszimmer ins Musikzimmer und zu ihrem Klavier. Dort legte sie mit Beethovens »Appassionata-Sonate« los und vergaß für eine Weile alles um sich herum.

19
    Die ganze Woche nachdem sie Chick im Krankenhaus getroffen hatte, gelang es Barbara Jean nicht, mit ihren Gedanken im Hier und Jetzt zu bleiben. Als sie am Mittwochnachmittag mit Erma Mae im All-You-Can-Eat plauderte, ertappte sie sich dabei, wie sie nach unten blickte und absolut damit rechnete, Erma Maes Sohn Earl III zu sehen, der sich mit klebrigen Händchen an die Schürze seiner Mutter klammerte. Erst nach mehreren Sekunden der Verwunderung fiel Barbara Jean ein, dass Earl III – oder Drei, wie ihn alle nannten – schon lange erwachsen war und Plainview den Rücken gekehrt hatte wie die meisten seiner Generation. Am Freitag begegnete ihr auf der Straße eine Gruppe Collegestudenten, als sie vom Museum nach Hause ging, und sie gaffte sie so lange an, bis sie es merkten und tuschelnd ihr Starren erwiderten. In ihrer Verlegenheit wäre sie ihnen beinahe hinterhergelaufen, um ihnen zu erklären, dass sie sich für einen Moment im falschen Jahrzehnt gewähnt und in ihrer

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