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Mucksmäuschentot

Mucksmäuschentot

Titel: Mucksmäuschentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Reece
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traute meinen Ohren nicht. Sicher stand sie unter Schock und redete Unsinn …
    »Es wird einen Prozess geben. Vorher drei oder vier Aussagen vor Gericht, vielleicht vergeht ein ganzes Jahr bis zum eigentlichen Prozess. Es wird in die Medien kommen, die Presse wird die ganze Sache genüsslich ausbreiten – solche Geschichten sind ein gefundenes Fressen für sie. Ich verliere meinen Job. Blakely wird nicht wollen, dass die Kanzlei mit so etwas in Verbindung gebracht wird. Wenn wir Glück haben, werden die Geschworenen Verständnis aufbringen – sie werden begreifen, dass wir um unser Leben fürchteten, dass man in einer solchen Lage nicht rational denken kann.«
    »Und wenn wir Pech haben?«
    »Wenn wir Pech haben und ungünstige Geschworene oder einen besonders guten Staatsanwalt bekommen –«
    »Was dann?«
    »Dann könnte man uns wegen Mordes verurteilen.«
    »Wie kann das sein? Das ist doch Irrsinn!«
    »Das Gesetz besagt, dass man Gewalt anwenden darf, um sich gegen einen Angreifer zu verteidigen, aber nur
angemessene
Gewalt. Sollten die Geschworenen befinden, dass auch nur eine der Wunden –
nur eine
 –, die du ihm mit dem Messer zugefügt hast, nicht angemessen und mutmaßlich tödlich war –«
    »Was heißt das?«
    »Dass er daran gestorben wäre, auch wenn ich ihn nicht geschlagen hätte. Sollten die medizinischen Indizien darauf hinauslaufen, könnte man dich des Mordes für schuldig befinden.«
    Ich saß wie betäubt da. Plötzlich sah die Sache ganz anders aus.
    Gewiss, ich hatte mich verteidigt. Ich hatte Mum verteidigt. Ich hatte geglaubt, er könnte zurückkommen … doch es stimmte auch, dass er nicht entkommen sollte, dass ich mich gefreut hatte, als er in die Küche gelaufen war. Ich erinnerte mich, wie ich ihn gereizt und auf ihn eingestochen hatte, als wir den Tisch umkreisten, wie ich auf seinen Rücken gezielt hatte, wo ich das Herz vermutete, während er neben dem Brotkasten in der Ecke kauerte. All das, damit es
ein für alle Mal
vorbei war. Hatte ich ihn denn nicht wirklich töten wollen? Und wenn ja, war das nicht Mord?
    Ich hätte ihn nicht verfolgen sollen. Das war ein ganz dummer Fehler gewesen. Wenn ich dafür bestraft werden musste, sollte es so sein, aber ich begriff nicht, weshalb Mum für meine Tat leiden sollte.
    »Was ist denn mit dir, Mum? Du hast ihn geschlagen, als er mich erwürgen wollte. Du hast mir das Leben gerettet. Wie könnte das Mord sein?«
    »Das stimmt, Shelley, das stimmt, er hat dich gewürgt. Aber ich habe ihn
zweimal
geschlagen. Der zweite Schlag … ich wusste, dass du nicht mehr in Gefahr warst. Ich wusste, dass er keine Bedrohung mehr darstellte. Da hätte ich die Polizei anrufen können. Wer weiß, vielleicht wäre er jetzt im Krankenhaus und würde sich sogar von seinen Verletzungen erholen. Aber ich habe ihn noch einmal geschlagen. Mit voller Absicht. Ich – ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Aber es stimmt,
ich wollte ihn töten
. Sicher, es geschah in der Hitze des Gefechts, aber wenn die Geschworenen entscheiden, dass der zweite Schlag nicht angemessen war – dann bin auch ich des Mordes schuldig.«
    »Ich kann es nicht fassen«, wimmerte ich. Wir hatten die mörderische Attacke des wieselgesichtigen Einbrechers abgewehrt, doch er bedrohte uns noch immer. Obwohl wir ihn getötet hatten, konnte er noch immer unser Leben zerstören. »Was machen wir jetzt, Mum?«
    »Ich glaube, ich würde es nicht überleben. Der Prozess, die Reporter, die Publicity. Und das Gefängnis – das Gefängnis würde mich umbringen.«
    »Was sollen wir tun, Mum?«, stöhnte ich.
»Was sollen wir tun?«
    Es war 5.56  Uhr, als Mum wieder sprach. Ein wässriges graues Licht sickerte durchs Küchenfenster, und die Vögel in den Bäumen zirpten fröhlich, als würden sie einen ganz gewöhnlichen Morgen willkommen heißen.
    »Wir sollten ihn im Garten begraben«, antwortete sie.

17
    Und das machten wir auch. Wir vergruben ihn im Garten.
    »Surreal«, anders kann man die folgende Stunde nicht beschreiben. Es war, als hätten Mum und ich ein bizarres Spiegelkabinett betreten, in dem die vertraute Realität zu absurden, grotesken Formen verzerrt war. Ich
wusste
, dass alles wirklich passierte, konnte aber gleichzeitig nicht
glauben
, dass es wirklich passierte.
    Mum und ich zogen Gummistiefel an, damit wir nicht barfuß in die klebrige Pfütze treten mussten, wenn wir den Einbrecher an den Beinen unter dem Tisch hervorzogen.
    Wir diskutierten so sachlich

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