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Mucksmäuschentot

Mucksmäuschentot

Titel: Mucksmäuschentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Reece
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geheimen Kiste in der untersten Schublade der Frisierkommode, zusammen mit einigen Fotos von Dad, die ich heimlich behalten hatte, dem Krankenhausarmband und meiner Zeichnung von der Maus mit der Schlinge um den Hals.
    Mir war nicht klar, weshalb ich den Führerschein behalten wollte, obwohl es so riskant war und Mum an die Decke gehen würde, wenn sie davon erführe. Ich wusste nur, dass ich mir beweisen wollte, dass es diese Nacht wirklich gegeben hatte. Ich wollte einen
Beweis
. Den Beweis dafür, dass an meinem sechzehnten Geburtstag tatsächlich ein Mann bei uns eingebrochen war und Mum und ich ihn getötet hatten.
    Mit anderen Worten, ich wollte eine Trophäe.

31
    Der Mai kam und brachte Tag für Tag trockene Hitze und wolkenlosen blauen Himmel. Nach einem unnatürlich milden Winter war es einer der wärmsten Frühlinge seit Menschengedenken, und die Temperaturen stiegen regelmäßig auf dreißig Grad. Es wurde endlos über Klimaerwärmung diskutiert und dass sich das Wetter grundlegend verändere. Im Fernsehen zeigte man starke Schneefälle in der Türkei, Staubstürme in Australien und katastrophale Überflutungen in Mitteleuropa. Ein bekannter Wetterfrosch lief vor seinen Karten hin und her und rief: »Ihr könnt eure Erdkundebücher aus dem Fenster werfen! Die gelten nicht mehr! Das Wetter ist absolut durchgedreht! Überall geschieht Unerwartetes!
Alles
verändert sich …«
    In unserem Vorgarten explodierten die Blüten wie auf ein geheimes Stichwort hin, und obwohl ich Mr Jenkins nicht gemocht hatte, musste ich seinen überragenden Farbgeschmack bewundern. Die weißen Blüten des Falschen Jasmins hoben sich wunderbar vom lebhaften Blau des Kalifornischen Flieders ab. Der Goldmohn wand sich wie eine zarte Stickerei durch die Blüten der Roten Spornblume, während das Cremeweiß der Silberwurz harmonisch auf das leuchtende Gelb der Pfingstrose abgestimmt war. Am auffälligsten war jedoch das Lupinenbeet, ein wirbelndes, buntes Chaos, das mich an die Kaleidoskope aus dem Kindergarten erinnerte.
    Ich bewunderte Mr Jenkins’ meisterhafte Gestaltung, wenn auch nur aus der Ferne. Ich ging so selten wie möglich in den Vorgarten. Obwohl die Rosen im ovalen Beet inzwischen herrliche rosa Blüten trugen und die Sträucher einen riesigen Strauß bildeten, der das Gras streifte wie der Saum einer prachtvollen Robe, machte mir das Bild immer noch Angst. Beim Anblick dieser Valentinstagsblumen kamen mir makabere Gedanken.
Wie würde Paul Hannigans Gesicht nach zwei oder drei Wochen unter der Erde aussehen? Waren die Nährstoffe aus seinem Körper für die dicken rosa Blüten verantwortlich?
    Im Haus wurde es stickig, doch wenn wir die Fenster öffneten, ärgerten uns die Fliegen. Sie schienen sogar den Weg zu finden, wenn wir die Fenster nicht geöffnet hatten. Ich lernte bald, sie mit einem zusammengedrehten Geschirrtuch zu erschlagen, und freute mich über den Haufen kleiner schwarzer Leichen, der jeden Abend unter dem Wohnzimmerfenster lag.
    Die Hitzewelle dauerte an und brach alle Rekorde. Ich lief in Shorts und meinen dünnsten Tops durchs Haus. Eigentlich lief ich nicht gern so leicht bekleidet umher – ich hasste es, meine Oberschenkel und meinen dicken Bauch zu zeigen, der über den Hosenbund quoll, wenn ich nicht die Luft anhielt. Doch bei dieser erstickenden Hitze war es undenkbar, lange Hosen oder ein T-Shirt zu tragen.
    Ich kaufte einen kleinen Handventilator, den ich mir vors Gesicht hielt, wenn der letzte Sauerstoff aus dem Haus verschwunden zu sein schien und selbst tiefes Durchatmen keine Erleichterung brachte. Das wespenartige Summen des Ventilators ärgerte Mrs Harris sehr, doch sie begegnete mir jetzt vorsichtiger und tat, als machte es ihr nichts aus. Um sie zu provozieren, schaltete ich ihn auch dann ein, wenn ich ihn gar nicht brauchte.
    Die Hitzewelle löste bei mir die schlimmste Heuschnupfenattacke aller Zeiten aus. Ich konnte nicht durch die Nase atmen, und meine Augen tränten unablässig. Ab Mittag litt ich unter hämmernden Kopfschmerzen. Und genau um diese Zeit entschlossen sich Roger und Mrs Harris, mich eine Woche lang Probearbeiten schreiben zu lassen.
    Ich suchte nach Ausreden und wies auf meine Symptome hin, doch sie ließen sich nicht erweichen: Meine Prüfungen begannen am 15 . Juni, und ich musste vorher unter realistischen Bedingungen getestet werden. So leicht gab ich mich nicht geschlagen – ich war mir sicher, dass eine Woche Aufschub meine Konzentrationsfähigkeit

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