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Mucksmäuschentot

Mucksmäuschentot

Titel: Mucksmäuschentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Reece
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stellen.«
    »Ich muss wissen, wie Sie es herausgefunden haben.«
    Er gluckste kehlig. »Das war nicht schwer«, sagte er. »Ich weiß, was passiert ist, Schätzchen, weil ich in der Nacht, als Paul Hannigan Sie ausrauben wollte, mit ihm unterwegs war. Ich war bei ihm! Ich war
hier


39
    Obwohl Mum sich bemühte, den Schock zu verbergen, bemerkte ich doch die tiefe Falte, die wie ein Riss auf ihrer Stirn erschienen war. Ihre Mundpartie wurde plötzlich schlaff. Wir waren immer davon ausgegangen, dass der Einbrecher allein gewesen war. An einen Komplizen hatten wir nie gedacht. Doch genau das behauptete dieser groteske Clown, der hier in unserer Küche saß.
    »Ich will alles wissen«, sagte Mum, die sich erstaunlich rasch gefangen hatte. »Ich will alles über diese Nacht wissen.«
    »Sie wollen alles wissen«, wiederholte der fette Mann.
    »Ja.«
    »Und warum, bitte?«
    »Damit ich das alles abschließen und nach vorn blicken kann. Ich muss alles wissen, was Sie mir über diese Nacht erzählen können.«
    »Alles? Ich soll nichts auslassen?«
    »Alles.«
    »Und dann holen wir das Geld?
    »Und dann holen wir das Geld.«
    »Okay«, sagte er, wirkte aber zum ersten Mal misstrauisch. Er schaute von Mum zu mir, als vermutete er eine Falle. Was er sah, musste ihn beruhigt haben, denn der Blick verschwand so schnell, wie er gekommen war. Welche Bedrohung konnten diese neurotische, unscheinbare Frau und ihre neurotische, unscheinbare Tochter schon für ihn darstellen? Er wischte sich die Hände an den Oberschenkeln ab und würgte noch ein wenig Schleim herauf, den er diesmal jedoch hinunterschluckte.
    »Na schön. Mal sehen – ich bin Paul Hannigan zufällig abends im Pub über den Weg gelaufen. Es war ein Montag. Montag, der 10 . April. So gut kannte ich ihn gar nicht – ich hatte mal Markenimitate von ihm gekauft, und er war ein paarmal in meiner Wohnung, aber als engen Freund würde ich ihn nicht bezeichnen. Eher als Bekannten. Er war erst ein paar Monate in der Gegend. Hatte im Norden gesessen, und er hoffte, dass sich das Blatt hier unten wenden würde.«
    Das Blatt hatte sich in der Tat gewendet,
dachte ich. Aber zum Schlimmeren. Zum Schlimmsten.
    »Nach der Sperrstunde kam er mit mir nach Hause, und wir haben weitergetrunken. In der Nacht haben wir richtig einen gehoben. Fast eine Flasche Whisky und eine Flasche Wodka, und wer weiß, was wir vorher schon in der Kneipe getrunken hatten. Jedenfalls redete er die ganze Zeit davon, dass er dringend Geld brauchte. Er sagte, er hätte eine Idee für einen Job, brauchte aber ein Auto, und weil er wusste, dass ich eins habe, drängte er, ich sollte mitkommen.
    Er wollte in ein abgelegenes Haus auf dem Land einsteigen. Er sagte, Häuser auf dem Lande wären einfacher auszuräumen als Häuser in der Stadt – sie hätten alte Fenster, die man leicht öffnen konnte, meistens keine Alarmanlagen, und es gäbe keine neugierigen Nachbarn, die die Polizei riefen. Wie gesagt, ich kannte ihn nicht so gut und fand ihn, ehrlich gesagt, auch nicht sonderlich sympathisch. Irgendwas an ihm stimmte nicht. Er hatte eine Schraube locker, redete meistens ziemlichen Mist. Er war eine tickende Zeitbombe, wissen Sie, hantierte immer mit einem riesigen Jagdmesser herum. Er wollte mir weismachen, er hätte wegen Mord gesessen, er hätte jemanden abgestochen, der ihn aufs Kreuz gelegt hatte, aber von anderen wusste ich, dass er nur wegen Drogenhandels drin gewesen war.
    Jedenfalls gab er keine Ruhe von wegen, ich sollte mitkommen. Redete dauernd von den Antiquitäten, die die Leute auf dem Land haben, und dass wir mit einem bisschen Glück etwas Wertvolles finden könnten. Wir würden ein Vermögen machen und hätten lange Zeit keine Geldsorgen mehr. Jedenfalls war ich so betrunken, dass ich irgendwann ja gesagt habe. Wenn jemand im Haus aufwachte, würden wir ihn nur fesseln, ohne Gewalt. Ich fand im Schrank unter der Spüle ein altes Seil, und wir haben noch einen Happen gegessen, weil wir halb verhungert waren.«
    Einen Happen. Paul Hannigans letztes Abendmahl. Ich erinnerte mich an das laute, säuerliche Rülpsen.
Sorry, Ladys … Ich hätte die Eier nicht essen sollen. Die waren nicht mehr gut.
    »Paul wollte fahren. Er sagte, er wüsste den Weg. Mir war das egal, weil ich, ehrlich gesagt, noch viel besoffener war als er. Ich hatte so viel getrunken, dass ich kaum geradeaus sehen konnte, geschweige denn im Dunkeln fahren.
    Ich konnte die Augen nicht offen halten. Bin ständig

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