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Mucksmäuschentot

Mucksmäuschentot

Titel: Mucksmäuschentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Reece
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gestoßen, abgeschlachtet wie Vieh.
    »Natürlich war es saublöd von mir, mich mit einem Typen wie Paul Hannigan einzulassen. Ich wusste, dass er nicht ganz sauber tickte. Jetzt machte ich mir natürlich Sorgen, dass er mich in die Sache reinziehen würde, wenn die Polizei ihn erwischte, und dass ich auch wegen Mordes drankäme. Außerdem hatte ich mein Werkzeug im Auto – ich bin Klempner –, so dass ich auch nicht arbeiten konnte, bis ich es zurück hatte. Andererseits konnte ich schlecht die Polizei anrufen und es als gestohlen melden.«
    Er lachte und sah Mum erwartungsvoll an, doch ihre Miene blieb versteinert.
    »Jedenfalls kam im Radio am nächsten Tag immer noch nichts über die Morde und auch nicht am übernächsten Tag. Ich dachte mir, wenn Paul da draußen jemanden getötet hatte, müsste die Polizei es inzwischen herausgefunden haben. Wieso stand nichts in der Zeitung? Wieso kam nichts im Fernsehen?
    Und dann kam ich auf den Gedanken, dass ich mich vielleicht geirrt hatte, dass es gar keinen Mord gegeben hatte. Ich rief wieder und wieder Pauls Handy an, aber es war immer ausgeschaltet. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, also machte ich gar nichts – und wartete einfach ab, was passierte.
    Und dann, am Freitagmorgen, bekam ich einen Anruf von der Polizei. Mein erster Gedanke war, sie hätten Paul geschnappt, und er hätte mich verpfiffen. Jetzt würden sie mich als Komplizen in einem Mordfall drankriegen. Aber darum ging es nicht. Sie sagten, der Besitzer des
Farmer’s Harvest
hätte sich beschwert, weil ein Auto auf dem Parkplatz abgestellt worden war. Sie hätten das Nummernschild überprüft, und ich wäre als Halter gemeldet. Ob ich es schnellstens entfernen könnte. Das war alles! Kein Wort von Paul. Kein Wort von irgendwelchen Morden.
    Als ich zu meinem Auto kam, war es nicht abgeschlossen, und der Zündschlüssel steckte noch. Drinnen war alles verschwunden! Alles bis auf den Beutel Dope, den Paul bei sich gehabt hatte. Meine Arbeitswerkzeuge und mein Anorak waren verschwunden, mein Straßenatlas, Pauls Trenchcoat, der auf dem Rücksitz gelegen hatte –«
    Mum verkrampfte sich. Ihr linker Fuß, der unbewusst einen fieberhaften Rhythmus getrommelt hatte, während sie sich die Geschichte des Erpressers anhörte, verharrte plötzlich reglos. Ich wusste, was sie dachte, weil ich genau das Gleiche dachte:
Wusste er von der Pistole?
Aber er erzählte unbekümmert weiter.
    »– alles war verschwunden! Das konnte ich nicht begreifen. Wieso sollte Paul mein Auto hier abstellen? Warum offen und mit Zündschlüssel im Schloss? Er hatte Dope im Wert von hundert Pfund im Handschuhfach gelassen. Dafür hatte er mein Werkzeug mitgenommen, obwohl er gar nichts damit anfangen konnte! Wieso hatte er mich nicht angerufen und erzählt, was passiert war? Was trieb er für ein Spiel?
    Ich fragte rum, aber niemand hatte ihn gesehen oder von ihm gehört. Es war, als hätte er sich in Luft aufgelöst. Die Sache machte mich fertig, das können Sie mir glauben. Also bin ich am nächsten Tag, dem Samstag, wieder hergefahren – zum
Honeysuckle Cottage
.« Er sprach den putzigen Namen mit unbeschreiblicher Verachtung aus. »Ich wollte mich mal umsehen. Ich dachte, nur so würde ich der Sache auf den Grund gehen können.
    Ich parkte an der Seite, unter den Bäumen, damit mich keiner sehen konnte. Keine fünf Minuten später sah ich Sie beide aus dem Haus kommen. Ich erkannte das Mädchen aus der Nacht, und ich sah, dass sie überhaupt nicht verletzt war. Ich habe beobachtet, wie Sie ins Auto gestiegen und weggefahren sind – einen Moment lang machte ich mir Sorgen, dass Sie mich sehen können, aber Sie sind in die andere Richtung gefahren. Ich bin Ihnen bis in die Stadt gefolgt. Als Sie am Supermarkt gehalten haben, habe ich hinter Ihnen geparkt und bin mit reingegangen. Ganz diskret, Sie sollten ja nichts merken. Ich habe Ihnen beim Einkaufen zugesehen und versucht zu hören, wovon Sie reden. Ich dachte, ich könnte vielleicht etwas aufschnappen.«
    Die Vorstellung, dass uns dieser finstere Clown durch das Labyrinth der Landstraßen gefolgt war und uns in den hell erleuchteten Gängen des Supermarktes beschattet hatte, während wir intime Gegenstände wie Tampons und Toilettenpapier in den Einkaufswagen luden, erfüllte mich mit Ekel. Ich erinnerte mich an den Traum, den ich in der Nacht nach dem Mord gehabt hatte: das Auto, das auf der schmalen Straße parkte und dem gepanzerten Bus folgte, der uns ins

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