Mueller, Carin
war es noch mal, was sie gegen ihn hatte?
»Kathi, hallo! Jemand zuhause?« Giovanni hatte sie nicht geküsst, sondern sie leicht am Kinn gerüttelt, bis sie ihn mit glasigen Augen wieder ansah. »Ich wüsste jetzt gerne, wo du gerade warst.«
»Auf dem Tisch!«, platzte es spontan aus ihr heraus. Er grinste. Moment mal, was hatte sie gerade gesagt?? Und jetzt fiel ihr auch wieder ein, was sie gegen ihn hatte: Er war einfach ein impertinenter Vollidiot! Ihre hellbraunen Augen waren nicht mehr glasig, sondern funkelten wütend. Sie versuchte, ihn wegzustoßen, doch er rührte sich keinen Millimeter, stattdessen packte er sie an den Schultern. »Lass mich!«, fauchte sie aufgebracht. »Was bildest du dir eigentlich ein?«
»Bisher jedenfalls keine Tisch-Szenen …« Er grinste amüsiert. »Finde ich aber gar keine schlechte Idee!«
»Oh … du … du bist wirklich …«
»Ich bin wirklich was? Unwiderstehlich? Unfassbar sexy?« Ganz offensichtlich genoss Giovanni diese kleine Szene sehr.
»Unmöglich!!«
»Jetzt enttäuschst du mich aber. Unmöglich also …?« Er zog sie lächelnd an sich und hielt sie fest, als sie sich freizappeln wollte. »Hör auf, dich zu wehren, Katinka.«
Katia schnappte nach Luft, doch Giovanni unterband ihren hilflosen Versuch, etwas Passendes zu entgegnen, mit einem Kuss. Erst küsste er sie ganz sanft, dann, als ihr Widerstand schwand und sie sich näher an ihn schmiegte, immer leidenschaftlicher und fordernder.
Sie dachte – gar nichts mehr! –, sondern überließ sich dem Moment und fühlte nur noch. Und es fühlte sich verdammt großartig an, wie er mit einer Hand durch ihre Haare fuhr, mit der anderen über ihren Rücken strich und schließlich auf ihrem Po landete.
Dann ertönte hysterisch-wütendes Bellen vom Hof. »Olga!«, rief Katia entsetzt und befreite sich aus Giovannis Umarmung. Sie war wie benommen von dem Wahnsinnskuss und stolperte beinahe über ihre Füße, als sie nach draußen lief, um nach ihrem Hund zu sehen. Die tiefstehende Sonne blendete sie im ersten Moment, so dass sie erst nach ein paar Augenblicken erkannte, was da passierte. Mitten im Hof stand ein Auto, und ihre sonst so sanftmütige Airedale-Hündin gebärdete sich vor der halbgeöffneten Fahrertür wir ein geiferndes Monster.
»Schaff dieses Vieh weg!«, schrie der Fahrer. Es war Damianos.
Katia stand inzwischen neben Olga, die mit dem wilden Gekläffe aufgehört hatte und sich jetzt auf drohendes Knurren mit gefletschten Zähnen beschränkte. »Braves Mädchen«, sie kraulte ihren Hund zwischen den Ohren und wandte sich dann an den Eindringling, der sich immer noch nicht traute, sein Auto zu verlassen: »Kapierst du jetzt, dass es bei mir nichts zu holen gibt?«
»Kann ich aussteigen und mit dir reden?« Damianos klang deutlich defensiver. Schweiß lief über sein blässlich-teigiges Gesicht.
»Nein und nein! Es gibt nichts zu reden, und ich habe keine Ahnung, was Olga mit dir machen würde, wenn du einen Fuß auf dieses Grundstück setzt. Ich weiß nur, dass ich sie ganz bestimmt nicht daran hindern werde!« Sie war wirklich sehr stolz auf ihr Tier und fühlte sich lang nicht mehr so hilflos wie vorhin am Telefon.
»Katia, du weißt genau, dass du mir was schuldest«, hob er wieder an, blieb jedoch im Auto sitzen.
»Ich schulde dir gar nichts, und jetzt verschwinde! Am besten für immer!«
»O. k., ich verschwinde. Unter einer Bedingung.«
Katia sah ihn milde interessiert an.
»Ich will das Hundehalsband.«
»Das was?«
»Gib es mir einfach, und dann bist du mich los!«
»Okay …« Sie befreite ihren Hund von seinem braunen Lederhalsband und reichte es Damianos ins Auto.
»Das ist das falsche!«, schrie er und warf es wieder aus dem Fenster.
»Drehst du jetzt völlig durch?« Katia war verwirrt.
»Ich will das Halsband, das dir mein Vater letzten Sommer mitgebracht hat. Das hat so komische Nieten dran.«
»Und was willst du damit?«
»Sozusagen als letzte Erinnerung an ihn. Ich war dabei, als er es gekauft hat«, erwiderte er. »Gib es mir, und wir sind quitt!«
»Ich weiß ja nicht, welch seltsame Neigungen du sonst so hast, aber wenn du ein Andenken an Aris brauchst, dann kannst du genauso gut dieses hier nehmen. Das hat er nämlich auch gekauft – und dabei sicherlich sehr intensiv an seinen Erstgeborenen gedacht«, fügte sie sarkastisch hinzu und reichte ihm das Halsband wieder ins Fenster.
»Ich will aber das andere!«, presste Damianos aggressiv hervor. Sein Gesicht
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