Mueller, Carin
ich ihr gesagt, dass ich mich in sie verliebt habe …«
»Moment«, fiel ihm Adrian lachend ins Wort, »hast du gerade ›verliebt‹ gesagt? Der ›schlimme Windhund‹ – ich zitiere nur deine Großmutter – hat ernsthafte Gefühle für unsere griechische Witwe? Überhaupt für eine Frau???«
»Sag mal, musst du mich eigentlich dauernd unterbrechen? Ich bin dabei, dir mein Herz auszuschütten, und du findest es witzig?«
»Du hast Recht, tut mir leid. Ich finde es nur ein bisschen überraschend …«
»Ich weiß ja nicht, welche seltsamen Geschichten dir Antonella oder Oma Rosi über mich erzählt haben, aber ja, auch ich kann mich verlieben! Ist auch schon mehr als einmal der Fall gewesen. Halt länger nicht mehr.« Er seufzte. »Und ja, ich habe mich in Kathi verliebt! Sind dir mal ihre Augen aufgefallen? Die sehen aus wie Bernstein. Und wie traurig und verzweifelt sie am Anfang oft geschaut hat, und wie hilflos sie in so vielen Dingen war, und gleichzeitig so willensstark. Sie hat sich nicht unterkriegen lassen, egal wie schwierig die Situation für sie war. Und sie wird von Woche zu Woche schöner, allein wie sensationell sie in den ollen Klamotten von Tante Elsa aussieht …« Giovanni geriet schwer ins Schwärmen.
»Bernsteinaugen? Verliebt?«, warf Adrian ein, und Giovanni nickte. »Wo ist dann das Problem? Wenn du ihr das alles so erzählt hast wie mir gerade, dann müsste Katia dir willenlos in die Arme gesunken sein.«
»Danke, Schwager, du bist ein echter Freund.« Giovanni lächelte schief. »Aber Kathi sieht das offensichtlich ganz anders. Ich solle mich nicht lächerlich machen, hat sie gesagt, und dass es mit uns nie eine Zukunft hätte.«
»Und hat sie auch erklärt, warum?«
»Allerdings!«, Giovannis Stimme klang bitter. »Sie hat mich mit großen Augen angestarrt und dann blasiert gesagt: ›Giovanni, es muss dir doch klar sein, dass ich mich nicht mit einem einfachen Schreiner einlassen kann. Ich muss jetzt erst mal wieder auf die Füße kommen, und dann werde ich mir einen adäquaten Ehemann suchen.‹ Adäquat! Die spinnt doch wohl?«
»O Mann …«, murmelte Adrian. »Das hat sie gesagt? Und geht’s noch weiter?«
»Ja, leider. Daraufhin habe ich bemerkt, dass ich gar nichts vom Heiraten gesagt habe und wir uns doch, jedenfalls bis der adäquate Mann am Horizont auftaucht, auch aufs Vögeln beschränken könnten … Ich weiß, ich weiß«, fügte er hinzu, als Adrian überrascht die Brauen hob, »das war nicht gerade elegant, aber sie hat mich eben provoziert!«
»Klar. Und dann?«
»Dann hat sie mir eine gescheuert, mich übel beschimpft und ist nach Hause marschiert. Seitdem habe ich nicht mehr mit ihr geredet. Worüber auch?«
»Bernsteinaugen …« Adrian schüttelte den Kopf. »Komm, lass uns noch ein Bier bestellen. Aber diesmal eines mit Alkohol.«
KAPITEL 9
Wo gehobelt wird …
K ommst du jetzt mit?« Christian sah Katia erwartungsvoll an, die am großen Besprechungstisch saß und riesige Stoffmusterkataloge wälzte. Jenny stand schon in der Tür.
»Ich muss das hier dringend fertig machen«, seufzte Katia und deutete vage auf das Chaos vor ihr. »Antonella hat doch am Montag die große Präsentation, und bis dahin muss auch die Textilauswahl stehen.«
»Ja, ja, Last-Minute-Katie in voller Aktion!« Christian rollte mit den Augen, fügte dann aber etwas netter hinzu: »Komm, Süße, Jenny und ich gehen an den Main auf einen kleinen Feierabend-Äppler. So wie du aussiehst, könntest auch du ein bisschen Abkühlung vertragen, und deinen Stoffkram kannst du doch auch morgen oder am Sonntag fertig machen. Es ist ja nicht gerade so, als hättest du zurzeit ein besonders ausschweifendes Privatleben …«
»Na, vielen Dank für den liebevollen Hinweis …«, erwiderte Katia leicht genervt. Abgesehen davon hatte sie aber auch keine große Lust auf einen Abend mit Jenny. Und wie die Sekretärin gerade schaute, wartete sie nur auf die Gelegenheit, einmal mit Christian alleine zu sein. Warum auch immer. »Geht ruhig alleine, ich will das hier wirklich noch fertig bekommen. Schönes Wochenende!«
»Na gut, wie du meinst. Also dann, bis Montag!«
Minuten später starrte Katia immer noch leicht ratlos vor sich hin. Sie konnte sich wirklich nicht konzentrieren. Im Loft hatte es über dreißig Grad, die Klamotten klebten ihr am Leib, und sie hatte nicht die allergeringste Inspiration für den Stoff-Auftrag des neuen Kunden. Stattdessen gingen ihr ganz andere Dinge durch den
Weitere Kostenlose Bücher