Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mueller, Carin

Mueller, Carin

Titel: Mueller, Carin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: High Heels und Hundekuchen
Vom Netzwerk:
Extras«. Natürlich glaubte Antonella das keine Sekunde lang, denn dass es beide schwerstens erwischt hatte, war weder zu übersehen noch zu überhören. Wenn noch einmal die Sätze »ihre intensiven Bernsteinaugen« oder »wenn mich dein Bruder mit seinen treuen braunen Augen ansieht« fielen, würde sie den beiden vor die Füße kotzen, dachte Antonella. Oder sie zum Augenarzt schicken.
    Sie ließ noch einmal einen Schwung heißes Wasser in die Wanne laufen, streckte die Zehen aus dem Schaum und lehnte sich mit einem wohligen Seufzer gemütlich zurück. Es war Sonntagvormittag. Adrian und Giovanni waren auf der letzten großen Trainingsradtour vor ihrem Triathlon am nächsten Wochenende, und Katia saß mit Elisa und den beiden Hunden im Hof und tat – was auch immer. Mutmaßlich Kind und Tiere mit ihren verliebten Schwärmereien nerven. Antonella hatte also ausnahmsweise mal Zeit und Muße für ein schönes Bad und entspannte Kontemplation. Und das war auch nötig nach den Turbulenzen der letzten Zeit. Sie grinste, als sie an ihren Hamburgbesuch dachte. Ihre nach New York ausgewanderte Freundin Georgia war nämlich kurzfristig in ihre Heimatstadt zurückgekehrt, um ihren snobistischen Eltern den dreijährigen Sohn vorzustellen, den sie erst vor kurzem adoptiert hatte. Kaffeebaron Holtau und Gattin – schon wenig begeistert vom rockmusizierenden Schwiegersohn – waren fassungslos gewesen, als ihnen der Enkel präsentiert wurde. Wie sie denn bitte schön den schwarzen LeRoy ihrer hanseatischen Gesellschaft schmackhaft machen sollten, hatten sie wissen wollen. Mannoman, dagegen war ihre Mutter wirklich Zucker, dachte Antonella. Mit diesen Pfeffersäcken konnten selbst Adrians Eltern kaum mithalten. Kein Wunder, dass Georgia sich ins Ausland abgesetzt hatte. Trotzdem vermisste sie ihre Freundin und hoffte, dass sie mit Mann und Kind vielleicht doch irgendwann wieder nach Deutschland zurückkehren würde. Nicht dass sie sich über Langeweile beklagen könnte, denn auch in Frankfurt war in letzter Zeit einiges aus dem Ruder gelaufen. Jener heißer Julifreitag hatte nämlich nicht nur zur letztlich wenig überraschenden Verpaarung von Giovanni und Katia geführt, sondern auch zur sehr überraschenden Kündigung von Jenny am darauffolgenden Montag. Es hatte ein Weilchen gedauert, bis sich Antonella aus den wortkargen Informationen ihrer Sekretärin und den peinlich berührten und irritierten Beiträgen von Christian die ganze Geschichte zusammengereimt hatte. Nach sehr viel gutem Zureden und ohne ein einziges Mal den Satz »Ich hab’s dir doch gleich gesagt!« in den Mund genommen zu haben – worauf sie immer noch stolz war –, hatte sie Jenny glücklicherweise dazu bewegen können, doch an Bord zu bleiben. Die erste Zeit war sich das tragische Pärchen betont aus dem Weg gegangen. Vor allem Jenny hatte es vermieden, mehr als nötig mit Christian zu sprechen. Die ganze Sache war ihr offensichtlich extrem peinlich. Irgendwann hatte er sich dann ein Herz gefasst und sie tatsächlich überredet, trotz allem mit ihm tanzen zu gehen. Und aus dem einen Tanzabend als Wiedergutmachung ihrer Seelenpein schien sich jetzt ein ernsthaftes Trainingsverhältnis zu entwickeln. Antonella jedenfalls hoffte inständig, dass es diesmal ohne Missverständnisse abgehen möge und dass sich Jenny möglichst bald in einen möglichst netten Mann verlieben möge, der weder viel älter und ein notorischer Frauenaufreißer wäre noch schwul.
    An der Damianos-Front war erst mal Ruhe eingekehrt. Katias Stiefsohn hatte zunächst nicht aufgegeben und mit üblen Drohanrufen weiterhin den Versuch unternommen, an Geld zu kommen. Nachdem er ihr schließlich spätabends bei der letzten Gassirunde aufgelauert hatte und sich den Hund schnappen wollte – ein Vorhaben, das natürlich misslungen war –, hatte sie ihn auf Adrians Rat hin wegen Stalkings angezeigt. In einem Schnellverfahren hatten sie die Verfügung erwirken können, dass er sich ihr nur mehr auf maximal hundert Meter nähern durfte. Alle hofften, dass er nun endgültig aufgab und Katia endlich einen finalen Schlussstrich unter dieses Kapitel würde ziehen können.
    Antonella packte sich eine duftende Kur auf ihre Haare und begann, ihre Beine zu rasieren. Wäre das schön, wenn endlich mal ein bisschen allgemeine Entspannung eintreten würde. Bei Hugo’s Affairs lief es nämlich auch auf höchsten Touren, von Urlaubsflaute keine Spur. Einige Firmen nutzten die Sommerzeit, um ihre

Weitere Kostenlose Bücher