Mueller, Carin
hatte inzwischen eine wenig aparte dunkelrote Farbe angenommen.
»Tja, tut mir leid, aber das habe ich gerade nicht zur Hand. Außerdem verbinde auch ich damit herzerwärmende Erinnerungen an meinen verblichenen Gatten …«, entgegnete sie süßlich lächelnd.
»Du dreckige kleine Schlampe!«, brüllte er mit sich überschlagender Stimme.
»Kann ich helfen?« Giovanni hatte das Geschehen bis jetzt aus der Entfernung verfolgt, doch nun hatte er sich neben Katia aufgebaut und ihr einen Arm um die Schulter gelegt.
»Danke, aber Damianos wollte gerade fahren. Für immer …« Katia sah Giovanni mit einem leichten Lächeln an, doch er fühlte, wie sehr sie zitterte. Er streichelte aufmunternd ihren Arm.
»Wer ist das?«, raunzte es aus dem Auto. »Willst du uns nicht vorstellen?«
»Das geht dich überhaupt nichts an. Und jetzt hau ab!«
Damianos knallte die Tür zu, lehnte sich aber noch einmal aus dem Fenster heraus und sagte mit leiser Drohstimme: »Der Tag wird kommen, Katia, an dem ich dich ohne Hund und ohne Bodyguard erwische. Verlass dich drauf!« Dann startete er den Motor und fuhr vom Hof.
»Du hattest Recht«, stellte Giovanni fest und nahm Katia wieder in die Arme.
»Womit?« Sie sah ihn fragend an und merkte, wie die Anspannung sich langsam legte und das Zittern aufhörte.
»Dass du mich nicht brauchst!« Er sah sie anerkennend an. »Du bist wirklich prima alleine mit diesem aufgeblasenen Wichtigtuer klargekommen.« Er drückte ihr einen kleinen Kuss aufs Haar und fügte hinzu: »Du und dein Hund, ihr seid schon ein tolles Team.«
Olga, die dem abfahrenden Damianos noch hinterhergebellt hatte, tänzelte jetzt aufgeregt schwanzwedelnd um die beiden herum. Sie sah sehr selbstzufrieden aus, und Katia beugte sich zu ihr hinunter, kraulte die Hündin und lobte sie in den höchsten Tönen: »Olga, mein Schätzchen, du bist ja so ein feiner Hund! Hast die Mama so toll verteidigt vor dem bösen Mann!«
Giovanni musste sich ein Lachen verkneifen ob der albernen Baby-Sprache, die Katia ihrem Tier gegenüber angeschlagen hatte. Hundebesitzer … »Tja«, fing er nachdenklich an, »das war’s dann wohl. Mission erfüllt, würde ich sagen. Ich glaube nicht, dass er sich in der nächsten Zeit in deine Nähe wagt.«
»Mhmm.« Katia war wieder aufgestanden und sah ihm so intensiv in die Augen, als wolle sie seine Gedanken lesen.
»Dann kann ich also auch Feierabend machen und nach Hause gehen.« Ein leichtes Lächeln zuckte in seinen Mundwinkeln, und sie erwiderte: »Oder wir machen da weiter, wo wir vorhin aufgehört haben …«
Was für ein schöner Abend, dachte Jenny und strahlte Christian an. Um ein Haar hätte er ja noch alles verdorben, als er Katia gefragt hatte, ob sie mitkommen wollte. Aber glücklicherweise war die noch beschäftigt gewesen. Und so waren sie zu zweit durch die erhitzte Stadt spaziert, an den Main gegangen und irgendwann in der Gerbermühle gelandet. Nun saßen sie im Biergarten unter einem Baum und unterhielten sich über Gott und die Welt. Jenny hatte noch nie einen so sensiblen, witzigen und freundlichen Mann getroffen wie Christian. Er mochte die gleichen Filme wie sie, stand auf dieselbe Musik und lachte sie nicht einmal aus, als sie ihm gerade von ihrem Hobby erzählte. Sie machte nämlich seit Teenie-Zeiten Jazzdance in einem Sportverein, und früher hatte sie sogar von einer Karriere als Turniertänzerin geträumt. Doch das war immer am fehlenden Tanzpartner gescheitert.
»Das gibt’s doch nicht!«, rief er überrascht aus. »Ich habe früher richtig professionell getanzt und war sogar Deutscher Juniorenmeister im Standardtanz! Vor vier Jahren habe ich dann aufgehört, weil mir das mit dem Studium zu stressig wurde. Außerdem ist meine Schwester, die immer meine Partnerin war, nach Berlin gezogen. Seitdem habe ich nichts mehr gemacht. Aber vielleicht können wir ja mal zusammen tanzen gehen? Was meinst du?«
Jenny konnte ihr Glück kaum fassen. Das war ein Zeichen! Ganz eindeutig!! »Das wäre wirklich toll!«, antwortete sie. »Aber ich kann bestimmt nicht mit dir mithalten. Ich habe nur mal in der Schule ein paar Tanzkurse gemacht.«
»Das ist kein Problem! Ich habe einen Freund, der hat eine Tanzschule. Da könnten wir trainieren. Keine Angst«, fügte er lachend hinzu, als er ihr erschrockenes Gesicht sah, »wir fangen ganz klein an. Aber wenn du regelmäßig Jazzdance machst, dann hast du die Bewegungen ruckzuck drauf. Und so klein und zierlich, wie du bist,
Weitere Kostenlose Bücher