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Mueller, Carin

Mueller, Carin

Titel: Mueller, Carin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: High Heels und Hundekuchen
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einen Kompromiss: Sie würden erzählen, dass sie das weiße Meerschweinchen leblos im Käfig hatten liegen sehen und dass sie alles versucht hätten, das Tier zu retten. Keine Silbe aber von Elisas Alleingang und Olgas Jagderfolg. Katia kleidete einen Schuhkarton mit rosa Satin aus, bürstete das tote Meerschweinchen und legte es in die Schachtel. Erstaunlicherweise schluckte die gesamte Familie Förster diese krude Geschichte, als sie am späten Nachmittag von ihrem Sonntagsausflug zurückgekommen war. Natürlich waren Fee und Finn völlig aufgelöst, aber Franziska zeigte sich gerührt, dass Katia sogar einen kleinen Sarg gebastelt hatte. In einer ergreifenden Zeremonie war Frodo – so hieß das Tier nämlich wirklich – dann im Vorgarten beerdigt worden. Und bei »Frodo war ein gutes Meerschweinchen« liefen sogar Antonella die Tränen über die Wange.
    Drei turbulente Wochen später waren sie dann alle nach München unterwegs. Katia hatte sich nach längerer Überlegung entschieden, ebenfalls mitzukommen, obwohl ihr klar war, dass Oma Rosi sie nicht ohne Hintergedanken zu ihrem Geburtstag eingeladen hatte. Und die alte Frau hatte ja auch Recht, sie sollte sich dringend mit ihren Eltern versöhnen. Allerdings wusste sie nicht, ob sie wirklich den Mut finden würde, anzurufen und vorbeizuschauen, und so wurde sie auf der Autofahrt immer einsilbiger. Giovanni ließ sie in Ruhe nachdenken, bis sie von der Autobahn abfuhren. »So, jetzt sind wir gleich da!«
    Sie seufzte. »Müssen wir wirklich bei deinem Bruder übernachten? Ein Hotel wäre mir lieber, das wäre irgendwie unverbindlicher …«
    »Ja, aber La Famiglia kaum zu vermitteln.« Giovanni lächelte sie aufmunternd an. »Und unverbindlich ist bei den De Annas schließlich gar nichts. Aber keine Sorge, alle wissen, dass wir ›nur Freunde‹ sind und dass mehr oder weniger subtile Tuscheleien über unseren Hochzeitstermin nicht angebracht wären. Für Oma Rosi kann ich allerdings nicht die Hand ins Feuer legen.«
    »O Mann«, Katia seufzte noch schwerer. »Die wird mich schon wegen meiner Eltern in die Mangel nehmen, da brauche ich nicht noch mehr.«
    »Keine Sorgen, Kathi, du musst nichts tun, was du nicht wirklich willst.«
    »Mhmm.«
    »Schau mich mal an.« Sie standen an einer roten Ampel, und er sah sie mit ernstem Blick an. »Verstehst du mich? Du musst nichts tun, was dir unangenehm ist. Aber egal, was du tust, wenn du mich brauchst, bin ich da für dich!«
    Sie erwiderte seinen Blick und verlor sich in seinen Augen. Er meinte es wirklich ernst, und plötzlich war ihr nicht mehr ganz so schwer ums Herz. »Danke«, murmelte sie. »Das bedeutet mir wirklich viel. Ich wollte dir schon lange sagen, dass …«
    Die Ampel war auf Grün gesprungen, und rüdes Hupen riss die beiden aus diesem besonderen Moment. Und ehe sie ausführen konnte, was sie ihm schon lange sagen wollte, waren sie auch schon vor dem Ristorante Milano angekommen. In einer der beiden Wohnungen, die über dem Restaurant lagen, wohnten Gianluca und seine Familie, in der anderen Mama De Anna, bei der Antonella und Adrian untergebracht waren. Die hatten wenige Minuten früher das Ziel erreicht und waren noch mitten in der aufwändigen Begrüßungsorgie, in die ansatzlos auch Katia und Giovanni mit einbezogen wurden.
    Nach dem gemeinsamen Abendessen im Milano nahm Oma Rosi Katia beiseite: »Ich habe dich für morgen Nachmittag bei deinen Eltern angekündigt!«
    »Du hast was?« Katia war entsetzt.
    »Kathilein, jetzt sei mal ehrlich«, setzte die alte Frau resolut an, »freiwillig würdest du doch nicht hingehen. Nicht nach all den Jahren der Funkstille. Und deshalb habe ich mir gedacht, ich mache Nägel mit Köpfen! Es ist nur zu deinem Besten!«, fügte sie noch hinzu, als Katia sie mit fassungslosem Blick anstarrte. »Sie erwarten dich um halb vier zum Kaffeetrinken! Und jetzt will ich wissen, wann ihr endlich heiratet, du und Hansi.«
    So viel also zum Thema Selbstbestimmung und Diskretion, dachte Katia und entschuldigte sich auf die Toilette. Das musste sie erst mal verdauen.
    Auch wenn sie es nicht für möglich gehalten hatte, vierundzwanzig Stunden später war Katia tatsächlich sehr froh, dass Oma Rosi sie vor vollendete Tatsachen gestellt hatte. Sie hatte in der letzten Nacht praktisch keine Minute geschlafen, und auch der eigentlich heiß ersehnte Dirndl-Shopping-Trip am nächsten Vormittag mit Antonella hatte sie kaum ablenken können. Giovanni hatte angeboten, sie zu begleiten,

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