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Mueller, Carin

Mueller, Carin

Titel: Mueller, Carin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: High Heels und Hundekuchen
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Räumlichkeiten renovieren zu lassen, und auch ein paar Privatkunden wollten nach den Ferien schöner wohnen. Jedenfalls war es wichtig, dass alle Hugorianer motiviert und voller Elan arbeiten konnten. Und da waren Verwicklungen aller Art nun wirklich mehr als hinderlich. Sie selbst fühlte sich nämlich seit einem Weilchen ziemlich ausgelaugt. Erst hatte sie an eine Magenverstimmung oder Sommergrippe gedacht, doch inzwischen ging ihre Vermutung in eine entschieden langwierigere, aber auch sehr viel schönere Richtung. Doch das würde sie erst am nächsten Mittwoch nach ihrem Arztbesuch ganz genau wissen …
    »O mein Gott!! Neeeeeeiiiiin!«
    Der gellende Aufschrei von Katia, gefolgt von markerschütterndem Kindergeschrei, ließ Antonella aus der Badewanne fahren. Dabei rammte sie sich noch den Rasierer ins Knie. Tropfnass und nur mit einem umgewickelten Handtuch am Leib rannte sie panisch aus der Wohnung. Auf dem kurzen Weg nach draußen kam ihr Olga entgegengeflitzt, die irgendetwas Weißes im Maul trug und es sehr eilig hatte, dieses Irgendwas in Sicherheit zu bringen, denn Katia war ihr mit geschocktem Gesichtsausdruck knapp auf den Pfoten. »Was ist los?«, rief Antonella ihrer Freundin hinterher, die erstaunlich sportlich hinter ihrem Hund die Treppe hinaufraste.
    »Olga, aus!«, schrie Katia verzweifelt.
    »Maaaaaama! Ooooooooda!«, heulte Elisa vom Garten her, und Antonella entschied sich, zunächst nach ihrem Kind zu sehen. Die Kleine stand brüllend vor dem offenen Meerschweinchenstall im Hof, von den Bewohnern keine Spur.
    »Sternchen, was ist denn los?« Antonella hatte ihre aufgelöste Tochter auf den Arm genommen und versuchte sie zu trösten. Elisa presste sich an ihren Hals und plärrte Augenblicke später noch hysterischer auf. Sie hatte etwas von Mamas Haarkur in die Augen bekommen. Gleichzeitig hatte Antonella bemerkt, dass zwei der Förster ’ schen Meerschweinchen zitternd unter dem kleinen Strauch neben dem Käfig Zuflucht genommen hatten und von Hugo kläffend in Schach gehalten wurden. Augenblick mal, wieso waren die Meerschweinchen nicht eingesperrt? Und waren es nicht eigentlich drei? Antonella ging in die Hocke und wollte die beiden verängstigten Nager in Sicherheit bringen, was gar nicht so einfach war, da sie sowohl Elisa als auch ihr Handtuch festhalten musste. »Hugo, hau ab!«, motzte sie den Mops an, angelte vorsichtig nach dem ersten Schwein und setzte es zurück in den Käfig. Als sie gerade das zweite Tierchen gepackt hatte, kam Olga wieder wie eine Furie aus dem Haus galoppiert, ebenfalls mit Ziel Strauch und Meerschweinchen. Dabei kollidierte sie so unglücklich mit Antonella, dass die wie ein hilfloser Maikäfer auf dem Rücken landete – Kind und Nager auf ihrem Bauch. Ehe Olga zupacken konnte, hatte Katia sie am Halsband erwischt und ins Haus zurückgezerrt.
    Einen Augenblick später war sie wieder draußen. »Kennst du dich mit Erster Hilfe aus??« Katia klang fast genauso hysterisch wie Elisa, die immer noch auf Maximalpegel heulte.
    Antonella rappelte sich hoch, setzte das bibbernde Tier vorsichtig in den Käfig zu seinem Kollegen, schloss die Tür und ging zu Katia, die sich am Gartentisch über das weiße Irgendwas beugte. Bei näherem Hinsehen wurde Antonella schlagartig klar, dass es sich dabei um Meerschwein Nummer drei handelte und Katia offensichtlich etwas wie eine Herzmassage versuchte. »Atmet es noch?« Jetzt beugte auch sie sich über das kleine Tier. Es sah eigentlich ziemlich unversehrt aus, vielleicht ein bisschen angesabbert und zerzaust, aber keine Spur von Blut.
    »Oooooooda! Melli!«, kreischte Elisa ihrer Mutter ins Ohr.
    »Ich weiß nicht, ich glaube nicht!«, jammerte Katia.
    »Dann versuch’s mal mit Beatmen.«
    »Beatmen? Wie denn???«
    »Weiß ich doch nicht. Puste ihm mal in die Schnauze!«
    »Du liebe Güte, was ist denn hier los?«, rief Adrian, der gerade zusammen mit Giovanni von der Radtour zurückkam. Die Szenerie war wirklich völlig absurd. Katia stand am Tisch und küsste einen Wischmopp, Antonella – nur mit einem Handtuch bekleidet, mit verklebten Haaren und blutigem Bein – stand mit Elisa auf dem Arm daneben und beobachtete misstrauisch besorgt die bizarre Knutscherei. Und dazu diese Lärmkulisse: Hinter der Haustür bellte Olga in den höchsten Tönen, Hugo hielt vor dem Meerschweinchenkäfig sitzend kräftig mit, und Elisa trat den Beweis an, dass Lautstärke kein Privileg von Größe oder Alter ist.
    »Ich glaube, es hat

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