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Mueller, Carin

Mueller, Carin

Titel: Mueller, Carin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: High Heels und Hundekuchen
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Bäume im Herbstlaub, es roch feucht und würzig. Sie ließ Olga von der Leine, die sofort begeistert losraste, und gab selbst kräftig Gas. Anfangs kamen ihr noch etliche Jogger entgegen, und Antonella sah ihnen neidvoll nach. Eigentlich hatte sie dieses Jahr endlich mal am Frankfurter Stadtmarathon teilnehmen wollen, der in einer Woche stattfinden würde. Sie hatte das ganze Jahr über darauf hintrainiert. Und auch wenn es nicht gerade die perfekte Vorbereitung war, hatte sie sich trotzdem ausgerechnet, dass sie ganz gut durchkommen müsste. Aber wegen Baby Nummer zwei und vor allem auf Adrians Drängen hatte sie ihre Anmeldung wieder zurückgezogen. Darüber ärgerte sie sich inzwischen, denn seit gut zwei Wochen fühlte sie sich wieder blendend, und auch ihr Gynäkologe hatte grünes Licht gegeben. Also zumindest hatte er es ihr nicht explizit verboten. Sie streichelte kurz über ihren mittlerweile leicht gewölbten Bauch. »Dir hätte es bestimmt auch Spaß gemacht«, murmelte sie und seufzte dann schwer. Gut, dann eben nächstes Jahr. Die Sonne war verschwunden, und zwischen den Bäumen kam leichter Nebel auf. Zeit, umzukehren, dachte sie und bog in die nächste Forststraße ab, von der sie wusste, dass sie wieder zum Goetheturm führte. Hinter ihr knackte es. Sie schaute sich um, konnte aber nichts erkennen. »Olga, komm!«, rief sie den Airedale-Terrier und trat ein bisschen flotter in die Pedale. Es wurde immer düsterer und nebeliger. Wieder ein lautes Knacken, und urplötzlich schnitt ihr ein anderer Radfahrer den Weg ab und zwang sie zu einer Vollbremsung. »Was soll das? Sind Sie wahnsinnig?«, schrie Antonella den Typen an, der inzwischen von seinem Mountainbike gestiegen war. Moment mal, das war doch das Bürschchen von vorhin und von heute Morgen.
    »He, Schnecke, Klappe halten!«, blaffte er sie an. Jetzt fiel ihr auch wieder ein, woher sie ihn kannte. Es war der schräge Assistent von Damianos, den sie im Sommer in seiner Agentur gesehen und der schon damals nicht durch beste Manieren geglänzt hatte. Wie hieß er gleich? Pan? Und was hatte er da in der Hand? »Pass auf! Bleib cool, und es passiert nix!« Er fuchtelte mit einem Klappmesser herum.
    Scheiße, dachte Antonella und fühlte, wie ihre Knie plötzlich zittrig wurden. Was musste sie auch um diese Zeit durch den Wald fahren? Unwillkürlich legte sie eine Hand auf ihren Bauch und fragte dann betont ruhig: »Okay, alles klar. Was willst du?«
    »Gib mir die Halsgurt von Hund!«
    »Was?« Halsgurt? Was hatte das zu bedeuten? Und apropos Hund, wo war Olga eigentlich, wenn man sie mal brauchte?
    »Die Gurt mit die Nummer drauf! Brauch ich für Damis. Sofort!« In diesem Moment kam Olga angerannt und baute sich knurrend vor Pan auf. »Mach sie runter!«, befahl der Antonella nervös.
    »Nimm es dir doch selbst.«
    »Du machst sofort Halsgurt runter für mich!« Er kam drohend zwei Schritte auf sie zu.
    Das ist doch absolut lächerlich, dachte Antonella und verpasste der Witzfigur einen ordentlichen Schubser. Der Zwerg war schließlich einen Kopf kleiner und sicherlich einige Kilo leichter als sie. Doch statt hinzufallen oder wenigstens zu straucheln, duckte sich der drahtige Kleine geschickt weg und verpasste ihr mit einer einzigen geschmeidigen Drehung einen platzierten Karatekick in den Bauch. Antonella klappte zusammen und fiel auf ihr Fahrrad. Dann ging alles rasend schnell. Pan wollte sich Olga greifen und ihr das Halsband abmachen, doch die Hündin biss ihn erst in die Hand und anschließend ins Bein, so dass er doch noch zu Boden ging. Hugo, der wie ein Blitz aus dem Anhänger gesprungen war, verbiss sich nun mit mörderischer Präzision in den Kronjuwelen des Griechen. Olga am Bein und Hugo im Schritt – Pan drehte völlig durch vor Panik und Schmerzen und stach wild auf alles ein, was er erreichen konnte. Als Antonella sich wieder aufrappelte, hörte sie nur noch ein ersticktes Aufjaulen. Einen Augenblick später war sie wieder auf den Beinen und entriss dem Angreifer das Messer.
    »Brauchen Sie Hilfe?«, zwei Spaziergänger waren angerannt gekommen.
    »Er, er, er hat uns attackiert – o Gott, mein Hund«, Antonella versagte die Stimme, als sie Hugo hochhob. Er war ganz feucht und warm und atmete flach.
    Von allem, was danach passierte, bekam sie nicht viel mit. Die beiden Spaziergänger hatten die Polizei angerufen und hielten zusammen mit Olga Pan in Schach. Antonella saß an einen Baum gelehnt und hatte Hugo im Arm. Sie fühlte, wie

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