Mueller, Carin
war müde, aber zufrieden und entspannt – bis Adrian die Weihnachtsfrage in den Raum gestellt hatte. »Letztes Jahr waren wir ja bei deiner Familie in München, also sollten wir dieses Jahr zu meinen Eltern fahren. Ich glaube, dass auch meine Schwester mit Mann und Kindern kommt.«
»Ich hatte eigentlich gehofft, dass wir Heiligabend zu dritt feiern. Können die nicht einfach am ersten Weihnachtsfeiertag zu uns zum Mittagessen kommen? Dann gäbe es jedenfalls was Anständiges zum Essen …«
»Ich weiß gar nicht, warum du schon wieder so gegen meine Mutter stänkern musst«, sagte Adrian ärgerlich.
»Wieso? Ich stänkere doch gar nicht. Ich habe lediglich festgestellt, dass ich’s zuhause netter fände und ich keine Lust auf diese miesen Braten habe, die es bei deinen Eltern immer gibt. Und außerdem müssen wir das doch noch nicht jetzt entscheiden. Bis Weihnachten ist es ja noch lange hin.«
»Ja, genau einen Monat! Und ich fände es fair, wenn ich meinen Eltern rechtzeitig Bescheid geben könnte. Du weißt, dass sie gerne Planungssicherheit haben.«
Antonella seufzte und stand auf, um den Tisch abzuräumen. »Also bitte, wenn dein Herz daran hängt, dann feiern wir Weihnachten halt in Königstein …«
»Jetzt sei doch nicht so pampig!«
»Ich bin nicht pampig. Ich bin einfach nur todmüde und habe nicht die geringste Lust auf diese Diskussion! Wenn du mit deinen Eltern Weihnachten verbringen willst, dann tun wir’s halt. Ich werde es schon irgendwie überstehen. Und wer weiß, vielleicht stimmt das Fest ja auch deine Mutter milde, und sie reibt mir meine Unzulänglichkeiten im Vergleich zur großartigen Gisela nicht minütlich unter die Nase, sondern nur einmal pro Stunde …«
»Du bist so zynisch. Ich muss sagen, das steht dir überhaupt nicht! Was ist denn los mit dir?«
»Was soll schon los sein? Ich bin schwanger, habe ein kleines Kind, einen Job, der brummt wie verrückt, und einen Mann, der Weihnachten lieber bei seiner Mama sein möchte. Außerdem vermisse ich meinen Hund. Also alles bestens!« Sie funkelte ihn angriffslustig an.
»Jetzt komm mal her.« Adrian war ebenfalls aufgestanden und nahm seine Frau in den Arm. »Ich glaube, das ist einfach ein bisschen viel im Moment. Kann das sein?« Sie nickte. »Da sollten wir dringend für Erleichterung sorgen.«
Sie sah ihn überrascht und dankbar an. »Wir könnten an den Weihnachtstagen doch einfach wohin fahren. Nur wir drei. Das wäre doch schön.«
»Ich habe eigentlich gemeint, dass du deinen Job endlich mal zurückschraubst. Ganz ehrlich, wofür machst du dich eigentlich so krumm? Und jetzt auch noch dieses Hotelprojekt. Das muss doch einfach nicht sein. Zumal du es doch gar nicht mehr nötig hättest, so viel zu arbeiten, jetzt, wo du offiziell Tante Elsas Erbe angetreten hast.«
Antonella starrte ihn an, als sei er ein Außerirdischer, der in völlig unverständlichem Kauderwelsch zu ihr gesprochen hätte. »Sag bitte, dass das jetzt nur ein schlechter Scherz war!«
»Nein, ich meine das völlig ernst. Schau dich doch an. Du bist gestresst, gereizt und ständig müde. Denk doch mal an Elisa und das Baby.«
»Ich denke ständig an meine Kinder!«, sagte sie mit leiser, drohender Stimme. »Aber zufällig liebe ich auch meine Arbeit und bin sehr stolz auf alles, was ich mir aufgebaut habe. Das werde ich bestimmt nicht aufgeben. Nicht für die Kinder und schon gar nicht für dich! Dein wenig subtiler Vorschlag, mich zum Hausmütterchen zu machen, wurde hiermit abgelehnt! Auch wenn es deiner Mutter vielleicht zusagen würde.« Sie hob warnend die Hand, als er sie unterbrechen wollte. »Und was das Erbe angeht, da wäre ich froh und dankbar, wenn ich es nicht hätte antreten müssen, denn dann würde nämlich Hugo noch leben!«
»Frau Kolidis, also Ihre Firma hat sich wirklich selbst übertroffen! Ich bin absolut begeistert. Es ist hinreißend geworden, und meine Gäste sind alle außerordentlich beeindruckt!« Johannes Degenhardt, Eigentümer und Seniorchef der Privatbank Degenhardt, hatte sich auf seiner Weihnachtsfeier zu Katia gesellt.
»Das freut mich wirklich sehr!«, sie lächelte ihn charmant an.
»Frau De Anna hat mir mitgeteilt, dass Sie die Dekoration federführend übernommen haben. Wirklich sehr gelungen!«
Katia musste sich ein Lachen verkneifen, denn sie kannte die wenig erfreuliche Vorgeschichte mit diesem Kunden. Vor gut zwei Jahren hatte Hugo’s Affairs die Jahreshauptversammlung der Bank ausgestattet. Das war
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