Mueller, Carin
schön«, murmelte Katia leicht sarkastisch, doch Jenny reagierte gar nicht darauf.
»Allerdings war es anfangs ein bisschen peinlich«, fuhr die Sekretärin fort. »Es war mein dritter Abend in Kapstadt und das erste Mal, dass Tom und ich alleine waren. Wir sind an den Strand gegangen, haben uns in den Sand gesetzt und die Sterne angesehen. Dann hat er seinen Arm um meine Schulter gelegt, und ich dachte, dass er mich gleich küssen wird. Stattdessen hat er in den Himmel gedeutet und gesagt: ›Sieh mal, das da oben ist der Orion!‹ Daraufhin ich: ›Oh, wirklich? Meine Mama hat mir immer erzählt, dass ich in einem Ford Orion gezeugt worden bin!‹ Irgendwie war damit der magische Moment erst mal wieder vorbei …«
Antonella gelang es mühsam, sich das Lachen zu verkneifen, doch Christian prustete ungehemmt los: »O Mann, der arme Kerl hatte vermutlich eine Todesangst, dass du dich gleich beim ersten Date von ihm schwängern lassen willst. Ein Wunder, dass du ihn überhaupt wiedergesehen hast!« Er lachte sich halb tot.
»Das war ganz schön gemein von dir!«, empörte sich Jenny. »Natürlich haben wir uns wiedergesehen. Er ist nämlich auch in mich verliebt!«
»Und hat beim Sex dann aber sicherheitshalber immer zwei Kondome übereinandergezogen …« Christian duckte sich, als Jenny die Vuvuzela nach ihm warf.
»Du bist so kindisch!«
»Und du bist total naiv zu glauben, dass so ein Urlaubsflirt eine echte Chance hätte«, kam es kühl von Katia.
Antonella brach das darauffolgende allgemeine betretene Schweigen: »So, ihr Lieben, ich muss in einer Dreiviertelstunde bei Gesa im Westend sein. Vielleicht können wir noch rasch die anstehenden Aufgaben besprechen?«
Zwei Stunden später, als Katia auf ihrer Mittagsrunde mit Olga war, brachte Christian Jenny auf den aktuellen Stand der Dinge: »Letzte Woche hat Katia mit Giovanni Schluss gemacht!«
»Echt?? Sie mit ihm? Bist du sicher?«
»Nun, ich war krank an dem Tag, aber das habe ich mir inzwischen zusammengereimt.«
»Boah, die ist so eine hohle Nuss! Das habe ich ja von Anfang an gesagt. Erst macht sie ihn an, und dann bricht sie ihm das Herz. Der arme, arme Giovanni!! Meinst du, ich sollte ihn trösten?«
»Was würde wohl Tom dazu sagen?« Christian grinste sie an.
»Der hätte Verständnis, denn Freunden soll man doch beistehen, wenn es ihnen schlecht geht, oder etwa nicht?«
»Du bist wirklich ein Goldstück! Aber ich glaube, er tröstet sich selbst ganz gut. Jedenfalls lässt er sich jeden Abend von einem hübschen Mädel abholen und sorgt dafür, dass Katia das auch schön mitkriegt. Und die wird immer fuchsiger deswegen«, kicherte er verschwörerisch. »Manchmal taucht die Schönheit sogar schon mittags auf.«
»Ist es jedes Mal eine andere oder immer die Gleiche?«, wollte Jenny wissen.
»Nö, immer die Gleiche. Groß, schlank, lange hellbraune Haare. Ziemlich hübsch. Sieht aus wie ein Model.«
»Klingt ganz nach Anuschka. Mit der hatte er letztes Jahr um die Zeit ein Verhältnis. Na ja, das hat Katia jedenfalls davon!«, meinte Jenny eine Spur selbstgerecht. Ganz vergessen hatte sie ihren alten Groll gegen die Kollegin offensichtlich immer noch nicht. Dann wechselte sie jedoch das Thema. »Ist das wirklich wahr, dass wir in den nächsten fünf Wochen insgesamt fünfzehn Weihnachtsfeiern haben? Das ist ja ein ganz schönes Pensum. Letztes Jahr waren es gerade mal acht.«
»Ja, allerdings. Und Antonella will, dass auf jeder Feier immer mindestens einer von uns anwesend ist und aufpasst, damit alles gut läuft.«
»Puh. Und was ist mit dieser neuen Kundin, bei der sie jetzt ist?«
»Die scheint ein bisschen anstrengend und sehr anspruchsvoll zu sein. Jedenfalls zitiert sie Antonella fast täglich zu einem Termin. Und sie will ausschließlich mit ihr sprechen. Uns andere guckt sie kaum an. Merkwürdige Person, aber mit Geld.«
»Sag mal, was machen wir dieses Jahr eigentlich Weihnachten?« Gut zwei Wochen später saß Antonella abends mit Adrian in ihrer Küche. Während des Essens hatte sie begeistert berichtet, dass sie heute der Hamburger Hotelier angerufen und ihr die Hotelausstattung zugesagt habe. Er hatte sich wohl noch mit einigen anderen Designern und Künstlern getroffen und sich dann für Hugo’s Affairs entschieden. Bis Ende des Jahres wollte er ihr seinen Finanz- und Zeitrahmen nennen, und dann sollte sie sich an die Entwürfe machen. Start für den Innenausbau würde dann im Spätsommer des nächsten Jahres sein. Sie
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