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Mueller hoch Drei

Mueller hoch Drei

Titel: Mueller hoch Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Spinnen
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seine Rechnung bezahlen wollte und dazu sein offenes Portemonnaie in der Hand hielt. Der Hund entriss ihm ein Dutzend Geldscheine, biss ein paarmal darauf herum und schleuderte sie dann hoch in die Luft, von wo sie als hübscher Konfettiregen zu Boden schaukelten.
    Während das ehemalige Geld den dicken Teppich erreichte, sprang Piet Montag auf den Tresen der Bar, wo der Barkeeper gerade ein mittelgroßes Bierfass an die Zapfanlage anschließen wollte. Doch dazu kam er nicht, Piet Montag verjagte ihn mit einem Knurren, dann machte er sich an dem Fass zu schaffen, schließlich stieß er es um, sprang hinauf und rollte damit zirkusreif zum anderen Ende des Tresens. Dort machte er geschickt kehrt, und es rührten sich unter den Gästen schon Hände zum Beifall.
    Auf der Mitte des Tresens aber schoss plötzlich ein kräftiger Bierstrahl aus dem Fass, traf die Flaschenbatterie an der beleuchteten Spiegelwand hinter der Bar und verwandelte dort alles, was er traf, in einen Haufen bunter Splitter. Unter gefährlichem Zischen platzten dabei der Reihe nach die Glühbirnen an der Spiegelwand, und ihre Explosionen zauberten kleine Regenbögen an die Decke der Bar. Der Barkeeper schwenkte derweil aus einem Seitenraum ein weißes Handtuch.
    Als seine rollende Bierkanone erschöpft war, sprang Piet Montag mit einem gewaltigen Satz auf den Flügel des Barpianisten. Der Mann, etwa ein Meter sechzig groß und nur unwesentlich weniger breit, flüchtete mit erstaunlicher Geschwindigkeit, worauf der Hund wie ein Gummiball über die Tasten hüpfte. Wer wollte, konnte in seinem Spiel ein paar berühmte Musicalmelodien erkennen, hier in der Fassung für Klavier und vier Pfoten. Eine beschwingte Begleitmusik zur Vernichtung des Spirituosenbestandes vom Hotel Adlon.
    Deutlich konnte ich übrigens erkennen, dass auch Rüdiger Pototschnik so dachte, obwohl er sich nicht dazu äußerte und nur ganz lässig die Getränkekarte als Schutz vor dem Splitterregen über seinen Kopf hielt.
    Die letzte Melodie glaubte ich als die von Old Man River zu erkennen, was wiederum gut ins Bild gepasst hätte, weil sich die Bar ziemlich rasch in eine alkoholische Sumpflandschaft verwandelte, in der die schweren Ledersessel wie gestrandete Dampfer standen. Auf einen dieser Sessel, in dem eine vornehme Dame saß, sprang jetzt Piet Montag. Die Dame trug einen großen schneeweißen Pelzschal, den sie sich halb übers Gesicht gezogen hatte. Piet Montag beroch den Schal, und mir schwante, dass er sich jetzt als Gegner des Pelztragens outen würde, jedenfalls des Tragens fremder Pelze.
    Das tat er auch, indem er der Dame den Schal entriss, ihn sich selbst über den Rücken warf und damit auf einen Beistelltisch sprang. Was er dort veranstaltete, konnte man mit ein wenig Fantasie als das mitreißend rührende Theaterstück Sterbender Eisbär auf schmelzender Scholle verstehen. Wer es sah und begriff, würde sicher in seinem ganzen Leben keinen Pelz mehr tragen, ja nicht einmal einen Rasierpinsel aus Tierhaar benutzen. Von einigen Ledersesseln glaubte ich sogar reuiges und mitleidiges Schluchzen zu hören.
    Als der Eisbär verröchelt war, schlüpfte Piet Montag aus dem Fell. Er nahm noch kurz den Beifall für seine Darstellung entgegen, dann gesellte er sich wieder zu uns, während über der Bar die letzten Glühbirnen zerknallten.
    »Ist gekauft«, sagte ein von unten her bis zu den Knien und von oben bis zur Brusttasche durchweichter Rüdiger Pototschnik.
    »Ist aber teuer.« Ich ruderte ein bisschen mit der Getränkekarte, weil unsere Sessel allmählich auseinanderdrifteten.
    »Ich sehe, was teuer ist«, sagte Pototschnik. »Und ich kaufe, was teuer ist. Nur eine Frage noch. Seit wann ist dein Vater in der Tierbranche?«
    Ich hob eine Hand. »Sorry, Pototschnik, ich habe Sie belogen. Mein Vater ist aus dem Geschäft. Ab sofort verhandeln Sie mit mir. Müller zwo hat übernommen.«
    »Aber exklusiv.« Der Produzent verzog keine Miene.
    »Ich brauche ein Doppelzimmer und zehntausend in bar als Anzahlung.«
    »It’s a deal«, sagte Pototschnik, worauf wir uns die Hände schüttelten wie die ganz schlimmen Gangster.
    Als wir dann aufstanden, um zu viert in Richtung Foyer zu waten, betraten ein Hotelangestellter, ein Polizist und ein Feuerwehrmann in die Bar. Alle drei zogen sie grimmige Gesichter und begannen, nach den Schuldigen zu fragen.
    »Jetzt aber kein Stress«, sagte Pototschnik tadelnd. »Die Rechnung geht an mich.« Worauf er eine seiner Visitenkarte lässig

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