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Mueller und die Tote in der Limmat

Mueller und die Tote in der Limmat

Titel: Mueller und die Tote in der Limmat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael Zehnder
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Herz.
    Und weil Franz sehr klarsichtig → Beteiligung und Aufbau Zweigunternehmen «Bretzeli.ch», seit zwei Jahren, wo Christoph Weiss aus Deutschland die Fäden zieht, mit vollstem Vertrauen und Zufriedenheit von Franz, der denkt: Du musst dich für die Zukunft rüsten, flexibel sein und eine Dienstleistungspalette anbieten, wodurch du quasi Alleinstellungsmerkmal und unique selling point und win-win-win für everybody.
    Und Franz Schubert, aus Sentimentalität gönnt er sich selbst pro Woche drei Stunden Clearing im wahrsten Sinne des Wortes, um den Kontakt zur Basis und Grundlage seiner Prosperität nicht abzubrechen. Vor dem Bildschirm, dort Zahlentabellen, in der Hand die von ihm persönlich entwickelte «ShooToo»- App alias «Schubert-Tool»-Applikation. Was die alles kann. Die kennt die Branche bis Amerika. Da staunst du, was. Und bildet sogar im gestalterisch-ästhetischen Kommunikationsbereich von «Bretzeli.ch» den strategischen grossen Sprung nach vorn (wie Wanderung von Mao).
    Und Franz Schubert hat im Herz drin Mitleid mit dem Müller, weil Schussabgabe, Todesfolge, Trauma, aber Freispruch und provisorisch freiwillig suspendiert, weil sehr psychisch. Darum hilft der Müller stundenweise beim Franz Schubert in der «Internationalen Clearingzentrale» aus. Damit er etwas zu tun hat und nicht depressiv wird. Geregelte Tagesstruktur hilft. Dann beide weniger allein, weil Kollege, Freund, menschliche Seite von Gegenwart. Etwas diskutieren und zuhören. Zuhören auch wichtig, weil Verständnis und Input und Anregung und so. Zuhören auch für die Polizei wichtig. Und Franz Schubert, weil der Müller seit Tagen nicht in «Internationale Clearingzentrale» gekommen ist, klingelt durch zum Müller, jetzt in aller Herrgottsfrühe schon, wie es nur ein Freund darf. Und der Müller sagt, mit Schlaf in der Stimme, komme später, weil etwas im Tun. Da weiss Franz Schubert stante pede, dass der Jagdinstinkt in seinem Freund wieder erwacht, was ein gutes Zeichen ist, weil der Müller = Jäger und wenn jagt = gesundet und wenn Fahndungserfolg = glücklich. Und Ermittlung in all diesen Verbrechermilieus ist sicher auch reizvoll, wenn auch auf andere Art als internationales Clearinggeschäft oder IT -Welt von «Bretzeli.ch», kann ich dir flüstern. Deshalb muss Franz Schubert heute vermutlich allein meditativ die Nummern suchen, weil das ist Clearing, aber es gibt natürlich Finessen. War eine brutale Vereinfachung. Entschuldigung.
    Und der Müller nach dem Anruf von Franz Schubert wenigstens zu einer Zeit wach, wo der Schweiss noch nicht sofort auf der Haut verdampft.
    Nun muss man sich mal im Kopf vorstellen: Rockgeschäft beziehungsweise Rockgeschäft in der Schweiz. Da ist dem Müller sein Know-how trotz Freude an der Musik limitiert, in seinem Sinn sind vor allem alte Hasen und nicht so viel Schweiz. Er weiss nur das, was alle wissen, und das ist spärlichst, etwa so: Schweiz = kleiner Markt, kleine Stückzahlen, wenig internationale Einbindung, kaum Export, aber gute Musik.
    Und darum erwartet der Müller keine Villa mit Seeblick, als er sich auf den Weg zu Sandras Wohnung macht.
    Wollen wir sie, obwohl völlig tot, weiterhin «Sandra» nennen, als wäre sie eine Freundin von uns, weil das verkleinert die Distanz, involviert unser Gefühl emotional mehr stark, steigert unsere Aufklärungslust, bringt uns näher zu ihr, verkürzt die Distanz zum Verbrechen, ich meine: zur Lösung des Verbrechens. Oder Unfalls natürlich. Aber es war, obwohl diese Eventualität bestand und nicht mehr besteht, natürlich kein Unfall, sonst könnte ich jetzt sofort mit Erzählen aufhören und ab ins Kino. Aber das geht jetzt noch nicht, denn wir stehen im Dienste der puren und wahrsten Wahrheit. Der Müller muss jetzt zuerst herausfinden, wer es gewesen ist, und wir mit ihm, damit das Verbrechen nicht weiterhin seine stinkenden Krakenarme über die Stadt Zürich legen und sich an ihr schleimig festsaugen kann, dass es kein Entrinnen gibt und der Himmel sich verdunkelt vor lauter existenziellem Weh. Oh nein, das wollen wir nicht.
    Und das Rockgeschäft, wie gesagt, beim Augenschein in Sandra Molinaris Wohnung, die dem Müller im Sinn schwebt, da wird es keine feudale Luxushütte mit gitarrenförmigem Swimmingpool sein. Das weiss der Müller, aber nicht wegen seiner umfassenden Kenntnis des Musikgeschäfts, die er ja nicht hat, sondern viel schlauer: Erfahrung auf dem Terrain und Stadtplan vom schönen Zürich voll im Kopf

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