Mueller und die Tote in der Limmat
Sport und Wandern und Bewegen und vielleicht sogar Rudern und Nicht-mehr-in-Restaurant-Sitzen. Und wir wissen, warum. Aber schon sehr überraschend, weil wir so wenig über Brendas und Manfreds innere Moleküle wissen. Die ganze Polizei Zürich träumt von Dr. Brenda Marquardt als Frau, nicht als Fachperson. Doch Achtung, Vorsicht: noch ist nichts geschehen. Gut: Rosa Wolken türmen sich am Horizont auf. Aber wer weiss: Vielleicht stürzt ihr Flugzeug nach Hamburg ab? Vielleicht scharwenzelt George Clooney in Hamburg herum und übertrumpft Polizeimann Zürich? Du weisst nie. Und vielleicht hat der Bucher Manfred bis Montag einen Herzinfarkt? Vielleicht wird er überfahren? Vielleicht, vielleicht, vielleicht. Fortuna, dein Rad knirscht und eiert manchmal sehr. Doch manchmal es strahlt gülden.
Aber jetzt sofort zu Boulevardzeitungsmusikchef Tobias F. Hubacher. Gestern hat ihn der Müller zweimal angetroffen. Muss jetzt wieder vorkommen, weil sonst grosse Frage aller Menschen: Warum kommt Toby zweimal vor am Dienstag, nämlich bei Türklingel Musikjournalist Michael Hauser und bei Türklingel Rockmanager Johnny Maurer? Erinnern Sie sich oder schon vergessen? Und plötzlich am Mittwoch tritt er nicht mehr auf?
Aber bitte schön: Der Müller braucht Zeit. Hetzen Sie ihn nicht, weil erstens kann er nicht überall sein, vor allem nicht zur selben Zeit, und zwei Personen gleichzeitig zu befragen ist auch schwer möglich, wenn sie nicht am selben Ort sind. Separates Verhören ist besser, weil keine gegenseitige Beeinflussung, Hemmung oder so interferiert. Polizeilich: «Konklusionsgefahr». Zudem ist es wieder sehr heiss. Lähmt die Aktivität. Bremst Dynamik.
Aber der Müller hat natürlich diesen Tobias F. Hubacher Musikboulevardpressechef nicht vergessen. Im Hinterkopf gärt es, rumort es, verdichtet sich elektrischer Nebel zu grauen, dann hellschwarzen, dann dunkelschwarzen, dann riesenhaft bösartig aussehenden Gewitterwolken. Denken ist reinste Bio-Elektrizität.
Aber noch nicht jetzt, weil zwei Sachen gleichzeitig, das geht nicht. Oh nein, immer schön der Reihe nach. Tatsachen, bitte nicht vordrängeln.
Jetzt zurück vom «Pathologischen Institut von der Universität Zürich» und Dr. Brenda Marquardt meets Bucher Manfred zu Müller, der noch immer in der Küche bei Johnny Maurer an der Ankerstrasse soundsoviel im Staub liegt, jetzt wieder aufsteht, die leichte Hose und das Polohemd abklopft, Johnny auch seine Kleider. Und der Müller will jetzt von Johnny mehr erfahren. Weil ein Name fiel, als die Schüsse fielen: «Mark Huber.»
Und Johnny erzählt, wie «widerwärtig und unzuverlässig und grossmäulig und intrigant und ein Dreckschwein Mark Huber» ist.
Aber das ist immer verdächtig, wenn der eine den anderen anschwärzt. Richtig Anfängertechnik. Tu das nie: andere anschwärzen und in die Scheisse reiten wollen, da merkt die Polizei sofort, dass du selbst widerwärtig und unzuverlässig und grossmäulig und intrigant und ein Dreckschwein bist. Muss es aber natürlich noch beweisen.
Müller: «Wer ist dieser Mark Huber?»
Johnny: «Mark ist der Sänger von Spitfire .»
Und so weiter. Aber warum Intrigant und Dreckschwein und widerwärtig? Johnny bleibt es schuldig, da sehr unkonkret, nebulös, kann nichts sagen, was vor Gericht verwertbar wäre. Nur unklare Ressentiments, einfach Antipathie – und das ist eine bekannte Gefahrenzone, weil nicht hirngesteuert, sondern von den gefühlsmässigen Emotionen her. Hirngesteuerte Reaktionen sind immer einfacher, weil das gehorcht der einen oder anderen Logik, und muss man nur noch herausfinden, welcher, und der Fall ist plusminus gelöst.
Und Müller notiert im Kopf «Mark Huber, Sänger Spitfire », und der Gedanke tritt ein: Hass und Missgunst regieren die Musikwelt. Sind nicht alles Freunde im selben Geiste. Obwohl die gleichen paar Akkorde und identische Besetzung. Vielleicht hat beim Verhör in der Küche auch nachgeholfen, dass der Müller Johnny die Zigaretten weggenommen hat, damit er besser plaudert. Weil starke Raucher ohne Zigaretten, ich sag’s dir, da geht gar nichts, die schnallen ab und schwitzen und zittern und faseln, bis endlich wieder Nikotin in die Venen kommt, und der Müller gibt jetzt Johnny eine Zigarette.
Und Johnny zerbricht zum dritten Mal ein Streichholz zwischen den Fingern. Seine Bewegungen sind fahrig, unkontrolliert, das Feuerzeug von Müller, die Rettung. Klick, aaah!
Johnny sauuugt und lehnt sich zurück, dass der Stuhl
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