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Muenchen Blues

Titel: Muenchen Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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gingen.
    Als ich mich später noch einmal umdrehte, stand eingroßer Kerl im Gespräch mit den drei Schlägern. Von der Statur her hätte es Traublinger sein können, aber das mochte ich mir einbilden.

20
    Am Parkplatz wollte ich mich von Lilo verabschieden. Aber sie ließ einen solchen Gedanken gar nicht erst aufkommen.
    – Ein bisschen Leichenschmaus muss schon sein, das geht doch nicht anders.
    Sie drehte sich nach den Zwillingen um.
    – Wo geht ihr denn noch hin?
    – Pik Ass, logisch.
    Sie wendete sich wieder mir zu.
    – Eine Runde. Sei so nett!
    Wir fuhren mit meinem Bus ins Pik Ass. Aber auch das Pils verbesserte meine Laune nicht mehr. Dieselben Galgenvögel wie zuvor saßen herum. Während Lilo von der vermeintlich sicheren Beziehung aus, die sie mit mir zu haben schien, mit den anderen alte Geschichten wälzte, saß ich vornehmlich still da und dumpfte vor mich hin.
    Gegenüber saßen die drei Schläger. Offenbar hatten sie ein Anliegen, ein krummes Projekt, und begannen daher, Muck ins Vertrauen zu ziehen. Der Transsilvanier hatte ihm einen Zettel mit Zahlen vorgelegt.
    – So haben wir es angeboten. Ist doch okay, oder?
    – Bis der Heinz ankam. Dieser Verräter.
    Worum es ging, konnte man sich ungefähr vorstellen. Aber in allen Stereotypen, in denen sie sich und ihre Situation variierten, waren sie die Frustrierten. Die Kohle, die Weiber, die Chancen – die hatten immer nur die anderen. Sie waren die Gefickten, wie sie sagten. So schaukelten sie sich in ihrem Hass gegenseitig auf und träumten von einem glanzvollen Comeback.
    – Aber da gibt es Möglichkeiten, raunte das Reptil.
    – Die Pläne haben wir in der Schublade, ergänzte der Transsilvanier.
    Der Türke sagte nie etwas. Er nickte, grinste und trank. Wahrscheinlich musste er im Ernstfall andere Fähigkeiten haben.
    Dann aber brach die Verschwörung wieder in sich zusammen. Resigniert stellten sie einen Schnaps ab.
    – Katzen fressen, schlafen, ficken. Nur wir sind blöd, oder?
    Ich zog Lilo zu mir her und sagte ihr, sie solle, so gut sie könne, dafür sorgen, dass die Zorros und Zombies eine Weile bei ihr am Tisch blieben. Fragend schaute sie mich an, nickte aber schließlich. Vor der Toilette war eine Holzwand aufgebaut, dahinter befand sich die Garderobe. Dort filzte ich die Mäntel nach Hinweisen. Aber es war nicht wirklich überraschend, dass sich kein Hinweis auf die Global Real Estate, Traublinger oder sonst jemanden aus der gutbürgerlich-legalen Welt fand. Hätte ich je einem dieser Galgenvögel meine Visitenkarte ausgehändigt, hätte ich darauf bestanden, dass er sie gleich an Ort und Stelle aufisst.
    Als ich zurückkam waren sie immer noch oder schon wieder bei Adi.
    – Und jetzt hat es auch den Adi noch weggehauen.
    – Eine Wildsau war der. Der absolute Hund.
    – Damals nach dem Zirkus-Krone-Auftritt hat er zweitausend Mark an einem Abend verjubelt.
    – An einem Abend?
    – Mit einer Handvoll Nutten, logisch!
    – Wahnsinn.
    – Aber gevögelt hat er die trotzdem nicht.
    – Ach, Schmarren!
    – Sage ich zu ihm: Und, Adi, wie war’s? Sagt er: Spinnst du, ich vögel doch keine gekauften Nutten. Aber Champagner haben sie gesoffen.
    Ich zupfte Lilo am Ärmel und flüsterte, dass ich nun endlich gehen wolle. Sie war einverstanden, sagte aber, sie müsse sich noch kurz zurechtmachen und komme dann gleich zum Parkplatz.
    Ich ging hinaus an die frische Luft und streckte mich. So viel Müll, wie sie mir zurzeit in den Schädel pressten, konnte kein Mensch mehr da oben entsorgen. Man begann zu verblöden. Als ich meine durch Unmut und Langeweile getrübte Aufmerksamkeit wieder schärfer gestellt hatte, sah ich den Türken vor meinem Wagen stehen. Mit Baseballschläger. Jetzt war mir klar, dass es also doch Traublinger gewesen war, der die drei auf dem Friedhof beiseite genommen hatte.
    Reden konnte der Türke jetzt auch, sogar ganz flüssig.
    – Hey Mann, willst Fotze mit Basy?
    – Probier’s doch, sagte ich. Aber, Vorsicht, Hintermann!
    Einen kurzen Moment zuckte er nach hinten. Mir genügte das, um meine Stahlrute aus der Jacke zu zerren. War ich denn blöd, dass ich auf so eine Beerdigung ohne die ging? Ich gab ihm einen kräftigen Hieb auf die Tatze. Schreiend ließ er denBaseballschläger fallen, fiel vornüber auf die Knie und saugte jammernd an seinem Handrücken. Das war kein Held, schon gar nicht ohne seinen Schläger.
    – Verpiss dich, Junge. Aber in diese Richtung. Wenn du auch nur einen Schritt Richtung Kneipe

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