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Muenchen Blues

Titel: Muenchen Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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Emma Trovato kommen sah. Allerdings war sie nicht allein. Ein graumelierter Edelmanager hielt sie am Arm und führte sie geradewegs aus dem Hochhaus. Das war’s!
    Ich war nicht sicher, ob im Konzept des Dalai-Lama neben dem Regen auch die Traufe vorgesehen ist. Jedenfalls war ich jetzt reif für einen Absturz und schleppte mich mitsamt meinem waidwunden Gemüt in Erikas Ausschank.

27
    So ein brutalisierter Kater mit begleitender Haarwurzelentzündung hatte wenigstens ein Gutes: Im Badezimmer stellte sich der einmalige Effekt ein, dass die kultiviert gebändigte Naturkraft meiner Stimme das ganze Kabuff zum Vibrieren brachte. Das Geheimnis dieser seltenen Gabe war die Frequenz, die ich an gewissen Tagen mit meinem Organ erzeugen konnte. Nur dank des abendlichen Alkoholgenusses war ich morgens derart tief ins Basement herabgestimmt und verfügte über den abnormen Brummbass, mit dem mir die dazu notwendige außerordentliche Interpretation von »Wandering Star« gelang. Die erste Liedzeile »I was born … « erhob sich bullernd wie eine Propellerhummel aus den Tiefen eines dunklen Kohlenkellers, um dann mit dem »wandering star« wieder in jene Untiefen zurückzustürzen. Hielt man den Dumpfton lange genug auf dem »star«, konnte man mit den Fingerspitzen an Duschtüre, Regal und Wand die Vibration spüren.
    Diese schöne Erfahrung konnte einen für die heftigen morgendlichen Schmerzen entschädigen.
    Sicher wäre Emma Trovato dahingeschmolzen, wenn sie mich so hätte erleben können. Aber sie hatte es ja vorgezogen, sich mit diesem chefigen Dummbeutel zu vergnügen. Schon allein der Gedanke daran hätte mich wieder in den Alkohol treiben können. Bei solchen Anwandlungen tauchten schon wieder diese buddhistischen Vollmondgesichter auf und flüsterten lächelnd, dass die Welt zu groß sei, um sich wichtig zu nehmen. Aber darauf, dass das Leben zu kurz war, um es so mir nichts, dir nichts auf die leichte Schulter zu nehmen, darauf sind diese Klugscheißer noch nicht gekommen.
    Ich setzte ein Viererkännchen Espresso auf und versuchte es mit der ersten Zigarette, um wieder ein paar PS unter die pochende Schädeldecke zu bekommen.
    Danach rief ich draußen in Unterastbach an. Wie zu erwarten war, hatten die beiden Burschen beste Laune. Hinnerk hatte frische Brötchen besorgt, Julius Aufschnitt vom Landmetzger. Nun wollten sie frühstücken. Schon der bloße Gedanke an Zungenwurst, Presssack und Leberkäse schnürte mir den Hals zu.
    Julius bestätigte mir, dass er da draußen schon wieder online war.
    – Hör zu, was ich brauche, sind alle Daten über die International Business Development und die Global Real Estate. Wann gegründet? Wer ist der Geschäftsführer? Alles, was du so zusammenkratzen kannst.
    Julius brummte zustimmend, hörte aber nicht auf, krachend in sein Brötchen zu beißen.
    – Wie läuft es denn bei dir?
    Ich gab ihm einen kurzen Bericht.
    Wieder brummte er. Im Grunde genommen wollte er nur in Ruhe weiteressen.
    – Ich brauche das alles so schnell wie möglich, Julius!
    Er hustete, weil er sich verschluckt hatte.
    – Gossec, eines noch: Onkel Tom, du weißt schon, der schwarze Gitarrist, wie heißt der denn mit richtigem Namen?
    Onkel Tom hatte früher mit seinen Bands alle Münchner Clubs bespielt. Inzwischen war er zum Isarpenner geworden.
    – Weiß nicht.
    Julius schluckte.
    – Wenn du das irgendwie rauskriegen könntest, Gossec.
    – Was willst du denn mit diesem abgestürzten Typen?
    – Musik machen. Ich kenne keinen, der an der Gitarre besser wäre.
    – Du hast vielleicht Sorgen! Versprechen will ich dir nichts, aber wenn mir jemand über den Weg läuft … Und das Material, Julius das brauche ich jetzt, nicht bald oder morgen. Klar?
    Julius brummte zustimmend und legte den Hörer auf.

28
    Eine Stunde später hatte mir Julius Bericht erstattet. Danach war die Global Real Estate erst vor einem Jahr gegründet worden und besaß einige Immobilien in München. Sie gehörte zu hundert Prozent der International Business Development. Deren Geschäftsführer war für beide Firmen verantwortlich. Sein Name war Dr. Friedhelm Nüsslein. Ich hatte mir noch ein paar Hintergrundinfos notiert, welche Projekte die IBD bislang abgewickelt hatte, vor allem aber Telefonnummern, unter denen man die Firma erreichen konnte.
    Das Risiko, noch einmal bei der schönen Emma aufzulaufen, wollte ich nicht eingehen. Ich rief Lilo an und weihte sie in meinen Plan ein. Sie musste mir helfen.
    – Ganz einfach,

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