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Muenchen Blues

Titel: Muenchen Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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fertigen können. Allerdings gab es hier keine Belegschaft, auch keinen Chef. Dieses perfekt eingerichtete Büro war leer. Nach dem tief gefühlten stand ich nun vor dem erschrocken wahrgenommenen Nichts. Dem Garnichts!
    Meine Fresse, was war denn hier los? Hatte sich ein zorniger Gott endlich dazu durchgerungen, die Globalisierung wie Sodom und Gomorrha aus der Welt zu schaffen? Es gibt eigentlich kaum einmal eine Situation, in der mir nichts mehr oder nur noch Blödsinn einfällt. Diese hier war so eine!
    Ich setzte mich auf einen der Schreibtische und schaute hinaus. Irgendwo dahinten lag Unterastbach. Mit einem guten Teleskop hätte ich zu Hinnerk und Julius hinüberwinken können, die wahrscheinlich um ein bullerndes Öfchen saßen und Maroni oder Äpfel brieten.
    Ach was, Scheiße. Tatsache war doch, dass ich mich nicht mehr zurück zu Sophia Lorens Schwester traute, an der ich mit dümmstmöglichen Sprüchen vorbeigetackert war. Oder sollte ich ihr etwas von dem produktiven Gespräch mit ihrem Chef vorschwärmen? War keine gute Idee, bis ich unten im Parterre angekommen wäre, hätte sie schon die beiden Pfleger aus der Irrenanstalt herbeordert, die mich mitnahmen.
    Ein Freund von mir wäre damals gern Chauffeur von Direktor Künkel geworden. Als er in dessen Haus zu einem Vorstellungsgespräch antrat und zu ihm geführt wurde, stellte er fest, dass er auf dem blütenweißen, flauschigweichen Berber vor Künkels Schreibtisch sohlenförmige, bestialisch stinkende Hundekotabdrücke hinterließ. Er habe, so sagte er, dieses sinnlos gewordene Gespräch nur mit der Würde absolvieren können, die uns gerade in dem lebendigen Bewusstsein eigen ist, zutiefst fehlbare Wesen zu sein.
    Ich schlich nach draußen zurück.

26
    Sie würdigte mich keines Blicks, als ich wieder an ihrem Desk stand. Ruhig und knapp verrichtete sie ihre Arbeit.
    – Ich kann mich nur entschuldigen für mein Verhalten und die blöden Sprüche.
    – Schon recht, sagte sie.
    Sie machte keine Anstalten, auch nur Blickkontakt mit mir aufzunehmen.
    – Aber ich hatte ziemlich Druck, wissen Sie.
    – Kommt bei Männern wie Ihnen öfter mal vor.
    Diese Frau war wirklich klasse. Und ihr Punch war nicht von schlechten Eltern. Ich schaute auf das Namensschild. Sie hieß Emma Trovato. Womöglich Halbitalienerin und doch eine Schwester von Sophia Loren. Ihre Nase war gepudert, ihre Lachfältchen nicht. Durch das gewellte, nach hinten gelegte dunkle Haar zogen sich graue Strähnen. Gerade eben hatte ich noch das Kriegsbeil geschwungen, und jetzt war mir nach Gänseblümelein pflücken und Süßholz raspeln zumute.
    – Starren Sie mich nicht so an.
    Ihre Zurechtweisung kam genau in dem Moment, in dem ich mir vorgestellt hatte, wie schön es sein müsse, nach des Tages Müh und Plag das müde Haupt an einen so stattlichen Busen zu betten. Ihr derber Ton trieb den schnurrenden Kater in mir zurück und half mir, mich wieder auf meinen Auftrag zu besinnen.
    – Wo sind die denn, die Firma, meine ich? Warum ist das Büro leer?
    – Bei Ihren guten Beziehungen zum Chef dürfte es Ihnen nicht schwerfallen, das herauszubekommen.
    – Bitte!
    – Jemandem, der sich mit so verfehlten Sprüchen Zutritt zum Büro verschafft und jeden meiner Hinweise missachtet,gebe ich keine Auskünfte, nur dass das klar ist. Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe, ich habe zu arbeiten.
    Es dauerte unendlich lange, bis der Aufzug mit Ping! seine Ankunft kundtat. Dann kutschierte er das Arschloch vom Dienst ins Parterre hinunter. Parterre – das gab meinen Gemütszustand exakt wieder.
    Unten ging ich noch ein wenig unschlüssig auf und ab und überlegte, ob noch etwas zu retten wäre. Ich schaute auf die Uhr. Halb fünf. Womöglich würde Emma Trovato als gute Arbeitnehmerin Punkt fünf hier unten ankommen, um in den Feierabend zu gehen. Ihr Zorn wäre womöglich verraucht. Ein zu freundlicher Aufgeräumtheit wiederhergestellter Gossec würde ihr deutlich machen, dass gerade bei Männern dem ersten Anschein zu misstrauen war.
    Gedacht, getan! Ich setzte mich im Foyer in einen der dort bereitgestellten Ledersessel und schnappte mir ein paar Magazine, mit denen sich der Wartende auf das Geschäftsleben da oben einstimmen konnte. Alles, was den modernen Mann so interessiert, vom Waschbrettbauch über nackige Weiber bis zur beruflichen Vollgassituation, war hier in Hochglanz aufgeboten, und die Zeit verging wie im Flug.
    Es pingte wieder, als der Aufzug unten ankam und ich aus meinem Hinterhalt

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