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Muenchen Blues

Titel: Muenchen Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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anzurufen.
    – Lilo, du musst noch mal ran!
    Sie lachte.
    – Stopp, stopp! Erst mal kurz erzählen, wie es bei dem Termin lief.
    – Hätte nicht besser gehen können.
    Ich gab ihr einen kurzen Bericht.
    – Und worum geht es jetzt?
    – Du musst beim Wirtschaftsministerium anrufen.
    Sie schluckte.
    – Wer bin ich diesmal?
    – Wir sind die Helios Immobilien AG. Du musst dich mit viel Frechheit zum Büro des Staatssekretärs durchtelefonieren. Traublinger ist einer seiner Assistenten. Den verlangst du. Du sagst ihm, es sei uns gelungen, die Geschäftsidee der Global Real Estate zu kopieren. Ob man sich da mal treffen könnte, um sich genauer darüber zu unterhalten.
    – Und was soll das heißen?, fragte Lilo.
    – Lilo, es ist besser, wenn du das nicht weißt.
    – Und dann, wenn es klappt? Soll ich einen Termin ausmachen?
    – Nein, du lässt dir die Handynummer von Traublinger geben und sagst, dein Chef würde sich bei ihm persönlich melden.
    Lilo schnaufte.
    – Lilo, hör zu. Vielleicht ist das nicht mehr nachvollziehbar, weil das Ding für mich ein totaler Selbstläufer geworden ist. Klar, ich will Julius aus der Patsche helfen. Aber was dabei sicher rumkommt, wenn ich das heil überstehe, ist, wer Adi auf dem Gewissen hat. Okay?
    – Gut, ich mache es. Gleich morgen.

37
    Bereits um zehn Uhr ging ich ins Bett und verbrachte eine angenehm ruhige Nacht. Ich schlief so lange, dass sämtliche Alkoholexzesse der letzten Zeit vergeben und vergessen waren. Anderntags konnte ich nichts weiter tun, als warten. Ich räumte meinen Laden auf und feilte an der Dekoration. Mit einem Ohr war ich immer beim Telefon. Endlich klingelte es. Lilo war am Apparat.
    – Puh, was für eine Type.
    – Hast du es geschafft?
    – Ja, hier ist die Nummer.
    Ich notierte mir Traublingers Handynummer. Jetzt ging es los.
    – Gossec, viel Glück!
    Ich nahm ihren guten Wunsch gerne an. Dazu stellte ich ihr eine Einladung in Aussicht. Lilo hatte sich für mich ins Zeug gelegt, wie man das normalerweise nur für alte Freunde tut.
    Ich rief gleich bei Traublinger an, benutzte aber das Handy und drehte das Radio auf. Er sollte meine Stimme nicht identifizieren können. So gut kannte er mich zwar nicht, aber das Risiko, dass er mir den Laden eintrat, wollte ich nicht eingehen.
    – Was ist? Haben Sie das Exposé?, schrie er.
    – Pscht!
    Ich sagte ihm, er solle heute Abend Punkt neun Uhr in einen Hinterhof kommen, den er von der Thalkirchner Straße aus erreichen könne. Dort würde ich ihn erwarten. Schließlich nannte ich ihm noch die genaue Adresse, dann legte ich gleich auf.
    Ich hatte lange darüber nachgedacht, welchen Treffpunkt ich nennen sollte, und war dann auf diesen Hinterhof gekommen. Wenn man ihn von der Thalkirchner Straße aus betrat, musste man einen gepflasterten Weg entlang, der mit Bewegungsmeldern ausgestattet war. Ich konnte also perfekt kontrollieren, ob Traublinger unbewaffnet und ohne Begleitung war. Ich würde von der anderen Seite, der Maistraße aus, in den Hof gehen. Man erreichte ihn über einen Hausgang mit Hintertür. Das Haus war entkernt worden und wurde gerade renoviert. Man hatte ein Gerüst hochgezogen und es zum Schutz der Umbewohner mit Sackleinen zugehängt. Den so verdeckten Durchgang benutzten sonst nur die Bauarbeiter. Dieses Schlupfloch schien mir auch als Fluchtweg geeignet.
    Ansonsten blieb ich bei meinem beschaulichen Tag. Putzte das Silber, polierte Schwerter und andere Metallgegenstände, saugte den Laden durch, bohrte und spachtelte. Wenn man erst mal angefangen hatte, kam eins zum anderen, man musste nur der Richtung folgen, die die Gegenstände wiesen. Diese friedliche Eintönigkeit machte mich ganz ruhig. Mittags ging ich hinüber zu meinem Freund und Lieblingskalabresen Sabatino. Mit seiner Pasta lag man nie falsch. Früher hatte ich noch hin und wieder aus Solidarität einen Kollegen von ihm in der Thalkirchner Straße aufgesucht, der wegen Sabatinos Beliebtheit unter akutem Publikumsmangel litt. Dieser melancholische Mensch kochte eigentlich hervorragend, wurde jedoch in seinem leeren Lokal von Woche zu Woche trauriger. Meine Sozialrunden bei ihm fanden ein jähes Ende, als ich ihn mit seiner Sackkarre beim Discounter erwischte. Billig-Bio mochte ja noch angehen, aber die Kiste mit Gnocchi auf seiner Karre konnte er bei mir nie wieder gutmachen.
    Endlich kam der Abend. Ich zog meine schwarze Lederjacke an, stülpte mir eine ebenfalls schwarze Strickmütze über und vergaß nicht, mir den

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