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Muenchen Blues

Titel: Muenchen Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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ließ.
    – Wir sind unersättliche Heuschrecken, wir fressen alles ratzekahl.
    – Und die Global Real Estate?
    – Na ja, Immobilien in München, da ist nach oben nochviel Luft und Fantasie. Die Stadtverwaltung sitzt auf vielen Häusern, dazu kommt eine Fülle von Kleinbesitzern, jeder ein Häuschen. Also haben wir einen schicken Immobilienfonds für München gebildet. Das war aber mehr so eine vage Intuition, ins Schwarze trifft man erst, wenn man weiß, wo man hinschießen muss, verstehen Sie?
    – Nur Bahnhof. Sie sprechen in Rätseln.
    – Tue ich das?
    Nüsslein strich sich mit einer eleganten Geste seine Mähne nach hinten.
    – Nun, dann muss das wohl seinen Grund haben. Wer möchte sich schon gern in die Karten schauen lassen.
    Ich hob das leere Glas. Der Kellner füllte uns noch einmal Whisky nach.
    – Wissen Sie, Gossec. Man muss das Geschäft zuspitzen. Wir können ja nicht ganz München aufkaufen. Also besorgt man sich Informationen, wo es langgeht. Ein Betätigungsfeld. Das dauert, das kostet, aber wenn man es gefunden hat, ist man am Drücker.
    – Und wann wird die Global Real Estate eine richtige Firma?
    – Jetzt. Bis vor einiger Zeit war das Ding eine leere Hülle, ein Briefkopf, ein schwarzes Loch, in das wir Kohle ohne Ende versenkt haben. Nun aber steigt der Phönix aus der Asche.
    Er redete wirre gequirlte Scheiße, aber ich verstand jedes Wort, denn schließlich hatte auch ich das Exposé studiert.
    – Eine letzte Frage, Herr Dr. Nüsslein: Werden Sie denn Geschäftsführer von GRE bleiben?
    – Ich? Kein Interesse. Wir haben da einen guten Mann imAuge. Einen Fachmann, der sein Handwerk im Wirtschaftsministerium von der Pike auf gelernt hat. Mehr sage ich dazu nicht. Lassen Sie sich überraschen!
    Musste er auch nicht. Mir stand nun alles klar vor Augen.

32
    Am nächsten Morgen brachte ich spielend das Vibrationswunder in meinem Badezimmer zustande. Allerdings war mir nach dem Edelstoff von gestern Abend wesentlich wohler. Da war kein bohrender Schmerz, kein Pieksen oder Hämmern, da war nur das flauschig-entrückte Gefühl, dass das Hirn wie ein Sülzkotelett von einer schützenden Gallertmasse ummantelt wurde, durch die jeder Reiz erst mal durchflutschen musste, bevor da oben etwas klingelte.
    Wenn man so über alles nachdachte, musste man den Baulöwen gegenüber historische Wiedergutmachung leisten. Natürlich waren sie Halsabschneider und Arschlöcher. Hatte man aber Dr. Nüsslein und Konsorten vor sich, musste man zugeben, dass die Erinnerung an Arnulf Ebenteuer selig vom Glanz der guten alten Zeit vergoldet wurde. Die Kerle vom alten Schlag wollten etwas zum Anfassen haben und mit eigener Hand über ihren Beton streichen. Was sie einmal besaßen, wollten sie nicht mehr herausrücken, es sei denn mit Gewalt. Gerade diese patriarchalische Arschlochhaftigkeit veredelte Ebenteuer und Genossen zu Kantschädeln, die einen würdigen Platz in der Ruhmeshalle verdient gehabt hätten. Dieganze Verkehrtheit dieser modernen Welt ließ sich ja schon daran ablesen, dass diese Nüssleins höchstens kurzzeitig und nicht des Bieres wegen Brauereibesitzer bleiben wollten, wenn sie eine solche Quelle erworben hatten. Damit war das bayerische Unternehmertum in seiner gesunden, kraftvollen Form praktisch zu Grabe getragen.
    Ich braute mir einen Kaffee. Das Geplänkel war vorbei, jetzt musste zugeschlagen werden. Die Vorstellung, die ich vom weiteren Vorgehen hatte, war so gerade wie ein gespanntes Seil. Allerdings musste ich selbst darauf tanzen, und zwar ohne Netz.
    Als Erstes rief ich Emma an. Da fürchtete man weder Tod noch Teufel, balgte sich mit Ochsen und Mongolen, aber bei ihr hatte ich Herzklopfen bis zum Hals.
    – Guten Morgen, International Business Development, Trovato, was kann ich für Sie tun?
    – Mephisto Gossec, guten Morgen.
    Ich hatte dieses eklige Gefühl, statt mit männlich sonorer Stimme nur in schmatzenden Geräuschen absolut trockener Mundschleimhäute zu sprechen.
    – Was gibt’s?, fragte sie.
    Das war alles andere als ermutigend.
    – Ich würde mich gerne mit Ihnen verabreden.
    Am anderen Ende war Schweigen.
    – Ich glaube, ich möchte das nicht.
    – Vorschlag zur Güte: Ich habe zwei Probleme. Ich müsste unbedingt ein paar Informationen von Ihnen bekommen, die mir bei meinen Recherchen weiterhelfen würden. Rein geschäftlicher Natur. Das andere ist, dass ich Sie natürlich liebend gerne angraben würde. Weil Sie mir gefallen. Aber ichkann das gut trennen und würde

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