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Muenchen Blues

Titel: Muenchen Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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eingeschüchtert ins Eck zurück.
    – Die Faust zeigen, das ist kernige Vitalität. Aber jetzt lassen wir es gut sein. War mir ein Vergnügen!
    Ich gab ihm einen Klaps. Dann schloss ich die Balkontür, zog die Vorhänge vor und nahm den direkten Weg nach draußen.

41
    Ich ging nach Hause. An meinen Schlössern und Gittern waren keine Spuren festzustellen. Offenbar hatte ich Traublinger doch heftiger erwischt, und er war gestern Nacht außer Gefecht gesetzt gewesen. Zuerst ging ich unter die Dusche. Mit der Handbrause konnte man bequem bis Brusthöhe arbeiten. Ob es die Verletzungen oder die Beruhigungsmittel waren, ließ sich nicht mehr ausmachen, aber ich war einfach schlapp und antriebslos und musste mir irgendwie auf die Beine helfen. Dann ließ ich einen Viererespresso durchzischen. Mit der Zigarette dazu war mir gleich wohler. Unsereiner brauchte einfach die beschleunigte Taktung, die aufkommende Niedergeschlagenheit in ein Kissen zu weinen, war meine Sache nicht. Ich zog ein Kapuzenshirt unter die Lederjacke, so konnte ich einen Großteil meiner momentanen Versehrtheit gut einpacken und verstecken.
    Ich fuhr die Isar entlang und dann den Ring Richtung Schwabing. Der Parkplatz beim Uptown Munich war nun ein schon vertrauter Ort. Bevor ich hochfuhr, prüfte ich nocheinmal meine Ausrüstung. Alles da! Hin und wieder würde man mit einer MP5, wie sie einem die Polizei schon mal unter die Nase hielt, eine wesentlich schneidigere Figur abgeben. Hatte ich nicht, ging nicht, da musste ich ohne durch.
    Emma erschrak, als sie mich sah.
    – Oh Gott, was haben sie denn mit dir gemacht?
    – Traublinger. Er hat versucht, mir den Hals zuzudrücken. Ist er da?
    Emma zuckte die Schultern.
    – Gesehen habe ich ihn nicht. Aber sicher kannst du nicht sein.
    Sie musterte mich mit großer Anteilnahme. Das tat mir unheimlich gut.
    – Kann ich etwas für dich tun?
    – Heute Abend, wenn ich hoffentlich alles heil überstanden habe, komme ich zu dir. Du kochst mir einen Kamillentee oder so etwas und hältst meine Hand.
    Sie lächelte. Das war keine Absage.
    – Kannst du auf deinem Rechner mal die Seite des Bayerischen Wirtschaftsministeriums aufrufen?
    Klackernd glitten ihre Hände über das Keyboard.
    – Und jetzt?
    – Geh unter Download und schau, ob es da ein Papier zur Stadtentwicklung herunterzuladen gibt.
    – Schlachthof?
    – Genau das!
    Auf Julius’ technische Fähigkeiten war eben doch Verlass. Er hatte es geschafft.
    – Kannst du mir dieses Papier ausdrucken?
    Sie übergab mir den fertigen Ausdruck. Ich blätterte ihndurch. Das Hirschböck-Exposé war also öffentlich. Meine Laune besserte sich zusehends.
    – Und jetzt, sagte ich, gehe ich hinein und nehme sie alle hops.

42
    Ich schaffte es genau bis zum Schreibtisch der schönen Miriam. Als sie mich sah, stieß sie einen Schrei aus.
    – Hatten Sie einen Unfall, Herr Gossec?
    – Ach was, nichts von Bedeutung. Meinem Schönheitschirurgen ist nur beim Wiederannähen der Gesichtshaut die Nadel ausgerutscht.
    – Echt?
    – Wo ist Dr. Nüsslein?
    Miriam wieselte vor die Tür, um sie mit ihrem ansehnlichen Leib zu schützen.
    – Er darf auf keinen Fall gestört werden.
    Frauen gegenüber hatte ich eine Beißhemmung. Ich wagte nicht, sie grob anzufassen oder wegzuzerren.
    – Miriam, es geht um eine Sache von allerhöchster Wichtigkeit. Mach jetzt keinen Fehler und gib die Tür frei.
    Miriam stand starr. Order war Order.
    – Weg da, schrie ich.
    Von hinten fasste sie nach der Klinke, öffnete sie und rannte dann in den Raum hinein. Nüsslein stand mit verschränkten Armen am Fenster. Ganz Napoleon, der nachseinen Truppen Ausschau hält. Miriam sprang ihm an den Hals.
    – Schicken Sie Ihr Ferkelchen raus, Dr. Nüsslein. Ich möchte mit Ihnen reden.
    Nüsslein drehte sich um, schob dann Miriam beiseite und wies sie mit einer Kopfbewegung nach draußen. Ich warf das ausgedruckte Exposé vor ihn auf den Tisch.
    – Das ist seit heute über die Website des Wirtschaftministeriums öffentlich und allgemein einzusehen.
    Er setzte sich und blätterte das Papier durch. Das Spiel seiner Kiefermuskeln sah so druckvoll aus, dass er wohl jede Eisenstange durchgebissen hätte. Dennoch blieb er ein Muster an Selbstbeherrschung.
    – Wo ist Traublinger?
    – Ist das Ihr Kegelbruder?, fragte er zischelnd.
    Mir wurde klar, dass ich ihn aus seiner Reserve locken musste. Ich trat mit meiner Stiefelsohle gegen die Glasvitrine, in der seine Trophäen aufbewahrt waren. Das riss ihn dann

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