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Muenchen - eine Stadt in Biographien

Muenchen - eine Stadt in Biographien

Titel: Muenchen - eine Stadt in Biographien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Sperr
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viele andere Künstler, mit dem Gefühl, sich einer »positiven Instanz« zu unterwerfen, mit der ganzen Naivität und im Überschwang verquaster Erneuerungsideen in den Ersten Weltkrieg.
    Macke fiel schon nach zwei Monaten, Marcs Truppe wurde an die französische Front verlegt, da hatte der deutsche Hurrapatriotismus auch bei ihm noch hohe Konjunktur. Erst später kam der Sinneswandel. Den Krieg beurteilte er nun »als gemeinsten Menschenfang, dem wir uns ergeben haben«.
    1916 wurde Franz Marc in die Liste der bedeutendsten Künstler Deutschlands aufgenommen und vom Kriegsdienst befreit. Zu spät: Die Chance der Heimkehr konnte er nicht mehr wahrnehmen. An seinem letzten Einsatztag vor der Freistellung ist er am 4 . März 1916 bei Verdun gefallen. Seine Überreste wurden 1917 nach Kochel überführt.
    AKADEMIE DER BILDENDEN KÜNSTE 1 ▶ F 1
    Akademiestraße 2 – 4 , Maxvorstadt
    www.adbk.de
    ▶ U-Bahn: Universität
    GEBURTSHAUS FRANZ MARCS (GEDENKTAFEL) 13 ▶ B 6
    Schillerstraße 35 , Bahnhofsviertel
    ▶ U- und S-Bahn: Hauptbahnhof
    FRANZ MARC MUSEUM
    Franz-Marc-Park 8 – 10 , Kochel am See
    www.franz-marc-museum.de
    ▶ Bahn ab München Hauptbahnhof bis Kochel, Fahrzeit ca. 1  Std.
    STÄDTISCHE GALERIE IM LENBACHHAUS 30 ▶ C 3
    Luisenstraße 33 , Maxvorstadt
    www.lenbachhaus.de
    ▶ U-Bahn: Königsplatz

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    KARL VALENTIN
    1882 – 1948
    Was war er? Komiker, Regisseur, Volkssänger, Darsteller, Dadaist oder Philosoph? Vermutlich war er alles zusammen. Und mit Sicherheit war er ein Genie, dem das Schicksal nicht gerecht wurde.

    K urze Rede, langer Sinn: Der Valentin war ein großer Künstler. In seinen letzten Jahren hat er sich zurückgezogen, hat sich in sich hinein verkrochen, tief nach ganz drinnen, verletzt, mürrisch, wortkarg und misanthropisch. Er, der einmal ein stattlicher Mann war, wog keine 90  Pfund mehr, ausgemergelt und kraftlos schlich er durch die Straßen von Planegg bei München, seinem letzten Wohnort. Im Münchner Stadtteil
Au,
am rechten Isarufer gelegen, ist er groß geworden, ein paar Jahre lang war er bekannt, sogar berühmt. Aber dann kamen die Nazis an die Macht, sein Publikum, das ihm vorher zugejubelt hatte, war sich auf einmal nicht mehr sicher, ob es über seine skurrilen Späße lachen durfte, und irgendwann wollte niemand mehr etwas von ihm wissen, er geriet in Vergessenheit und starb, ohne dass München, seine Stadt, davon Kenntnis nahm. Ausgerechnet an einem Rosenmontag wurde er in aller Stille auf dem Waldfriedhof Planegg beigesetzt – keiner von den Öffentlichen hat eine Rede gehalten.
    Dabei war er einer der ganz Großen! Im Zirkel der Antigenies Buster Keaton, Charlie Chaplin, Samuel Beckett hatte er selbstverständlich seinen Platz. Als Autor und Dramatiker, Darsteller, Komiker, Volkssänger, Filmproduzent und Regisseur. Ein surrealistischer Künstler, ein Dadaist, Dramatiker und Dichter, ein Philosoph und Sprachanalytiker. Im Grab würde er sich umdrehen, sollte ihm das zu Ohren kommen.
    Das Knochige, Langgliedrige, die großen Hände und Füße, die spindeldürren langen Beine, die übertriebene Nase, das, was ohnehin schon da war, hat er durch eine kleine Übertreibung verstärkt. Hautenge Röhrlhosen, viel zu große Galoschen, zu kurze Jackenärmel, nichts passt. Der ganze Mensch passt nicht, so windschief, wie er in der Welt steht, aus der Verankerung herausgerissen, im Clinch mit sich und den Tücken des Alltags. Es geht ihm nicht darum, die Tücken zu überwinden, sondern sie zu überleben! Die Welt und ihre Regeln, und wie kommt man damit zurecht?
    Mit seinem langen Zeigefinger bohrt er Löcher in die eigene Existenz, ein Gefangener des Ordnungssystems, verstrickt und verheddert ins Leben, verloren im Labyrinth, ohne Ende, ohne Ausweg. Wie der »Buchbinder Wanninger« in der Warteschleife des Daseins, der doch nur wissen will, wohin er die fertigen Bücher liefern soll! Kurt Tucholsky nannte das die »seltsamste Komik, die wir seit langem auf der Bühne gesehen haben: ein Höllentanz der Vernunft um beide Pole des Irrsinns« .
    Das sich Winden, Drumherumreden, Gegen-den-Strich-Denken, das Hadern, Zögern, irgendwann Reindreschen, zart und brutal, komisch und tragisch, lustig und melancholisch. Wenn es sprachlich nicht mehr weitergeht, wenn sich der Sinn hoffnungslos verrannt hat, dann muss der Körper zum Einsatz kommen. Im Gerangel mit den Extremitäten versucht er zu entwirren, was sprachlich nicht mehr auseinander zu fieseln ist. Die Beine

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