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Münsterland ist abgebrannt

Münsterland ist abgebrannt

Titel: Münsterland ist abgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Kehrer
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miteinander gewechselt. Warum sollte Yasi ahnen, dass ihre Zufallsbekanntschaft später mal ein Verbrechen begehen würde?
    Gleichzeitig wusste Bastian, dass er sich etwas vormachte. Als Freund durfte er die Begegnung der beiden Frauen herunterspielen. Doch blöderweise war er nicht nur Yasis Liebhaber, sondern auch Polizist. Und wenn er der Sache nicht nachging, dann würde es Susanne tun. Es sei denn, er fand ganz schnell einen plausiblen Grund, die Geschichte so lange unter der Decke zu halten, bis er sie mit Yasi geklärt hatte.
    «Sie kann demonstrieren, so viel sie will», sagte Susanne. «Uns interessiert ihre Bekanntschaft mit einer Mordverdächtigen. Deshalb müssen wir sie als Zeugin vernehmen.»
    «Warte mal!»
    «Nein, ich warte nicht.» Susanne schob den Stuhl zurück und stand auf. «Wir handeln nach Vorschrift.»
    «Das könnte ihre Karriere ruinieren.»
    «Nicht, wenn sie sauber geblieben ist.»
    «Lass mich zuerst mit ihr reden», verlangte Bastian.
    «Vergiss es!» Susanne schob ihn zur Seite. «Du denkst mit dem Schwanz und nicht mit dem Gehirn.»
    «Und du bist einfach nur eifersüchtig.»
    Die Hauptkommissarin schnaubte. «Ich gehe jetzt zu Fahlen.» An der Tür blieb sie stehen. «Komm bloß nicht auf die Idee, deine Bettbeziehung anzurufen. Sonst ruinierst du deine eigene Karriere.»
    Die nächsten Minuten dehnten sich endlos. Ein paar Mal war er drauf und dran, Susannes Ratschlag zu missachten. Wie gern hätte er in diesem Moment Yasis Stimme gehört. Ihr alles erklärt. Allein die Vorstellung, hilflos zusehen zu müssen, wie Yasi von Fahlen in die Mangel genommen würde, löste bei Bastian einen Brechreiz aus. Warum hatte er bloß seine verdammte Klappe nicht gehalten? Nicht zuerst selbst recherchiert und die offenen Fragen mit Yasi abgeklärt? Nein, er musste sein halbgares Wissen bei erstbester Gelegenheit ausplaudern. Jetzt stand er da wie der letzte Idiot. Yasi würde ihm übel nehmen, dass sie durch ihn in Schwierigkeiten kam. Und die MK -Arbeit konnte er sich wahrscheinlich ebenfalls abschminken. Wegen Befangenheit.
    Die Tür flog auf. Fahlen, gefolgt von Susanne, deren Wangen rot glühten. Anscheinend war es im Büro des MK -Leiters hoch hergegangen.
    «Du bist raus, Matt», polterte Fahlen.
    «Warum?» Bastian hatte sich zur Verteidigung entschlossen. «Ohne mich wärt ihr nie auf diese Verbindung gestoßen. Deshalb möchte ich weiter mitmachen.»
    «Für deine Informationen werden wir dir ewig dankbar sein», sagte Fahlen, ohne seine Herablassung zu kaschieren. «Aber du hast mit der Frau im Bett gelegen. Wer sagt denn, dass sie nicht von einer Zeugin zu einer Tatverdächtigen mutiert? Nach dem, was mir Susanne in aller Kürze berichtet hat, besitzt sie ein handfestes Motiv.»
    «Yasi ist keine Mörderin», begehrte Bastian auf.
    «Siehst du, du fängst an, zu verhandeln», konterte Fahlen. «Wir brauchen in der Mordkommission keine Verteidiger, sondern nüchtern denkende Ermittler.»
    «Ich kann das», wehrte sich Bastian verzweifelt.
    «Nein, kannst du nicht. Pass auf, ich mache dir ein Angebot.» Fahlen schlug einen versöhnlicheren Ton an. «Ich kann mir denken, wie beschissen du dich fühlst. Nimm dir den Rest des Tages und die beiden nächsten Tage frei. Offiziell verbuchen wir das unter Abbau von Überstunden. Mit deinem Kommissariatsleiter klär ich das ab. In der nächsten Woche läufst du dann wieder in der K-Wache auf. Und, Matt, ich rate dir dringend: Kein Wort an die Frau Dr. Rechtsmedizinerin. Ich möchte sie vollkommen unbefleckt hier auf dem Zeugenstuhl haben.»
    |||||
    Der große Gong rückte näher. Der Zeitpunkt, an dem sich sein Verstand abschalten würde. Ende, Aus, Filmriss. Zum Glück lag er schon. Und er hatte nicht vor, an diesem Abend noch ein Bein auf den Boden zu stellen. Morgen hatte er frei. Und übermorgen auch. Zeit genug, um … Ja, was denn? Sich elend zu fühlen? Daran zu denken, was er alles hätte besser machen können? Sich selbst zu bemitleiden?
    Bastian schwitzte auf seinem Sofa. Die schwülwarme Luft staute sich in seiner Dachgeschosswohnung, trotz geöffneter Fenster regte sich kein Lufthauch. Wie lange hielt die Hitzeperiode schon an? Sieben Tage? Und ein Ende schien nicht in Sicht. Bastian trug Shorts und ein leichtes Baumwollhemd, dessen Knöpfe er geöffnet hatte. Aber auch das verhinderte nicht, dass er im eigenen Saft schmorte. Seine Wohnung war für derartige klimatische Bedingungen nicht geeignet. Nicht einmal gegen Morgen trat eine

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