Münsterland ist abgebrannt
Pritsche.
«Hübsche Braut, muss ich schon sagen.» M. schnalzte. «Die würde ich gerne mal vernehmen. Richtig vernehmen, verstehst du, mit allem …»
«Ja», würgte ihn Bastian ab. Noch ein paar falsche Worte von M. und er würde sich nicht mehr beherrschen können. «Ich muss kurz mit ihr sprechen.»
«Hattest du nicht was mit ihr?»
«Ein dummes Gerücht. Es wird viel geredet, wenn der Tag lang ist.»
Auf M.s Gesicht lag ein Anflug von Misstrauen. «Klar, ich mach die Zelle auf.» Er räumte das angebissene Butterbrot und die Zeitung mit den großen Buchstaben beiseite. Darunter befanden sich die Schalter für die elektronischen Zellenschlösser. «Die Sechs. Ganz am Ende.»
Bastian hatte keine Ahnung, was ihn erwartete, ob Yasi sich freuen oder ihm die Augen auskratzen würde. Er wusste nur, dass er die Sache klarstellen musste, das war er Yasi und sich selbst schuldig.
Yasi schaute auf, als er die Zelle betrat. In dem grellen Neonlicht, das von den weiß gekachelten Wänden reflektiert wurde, sah ihre Haut fast grau aus.
Bastian traute sich nicht, zu ihr zu gehen. «Hallo.»
Sie wirkte müde. «Was willst du hier?»
«Mit dir reden.»
«Danke. Ich habe keinen Gesprächsbedarf. In den letzten sechzehn oder achtzehn Stunden habe ich sehr viel geredet. Mit deinen Kollegen.»
«Ich kann’s mir denken.»
«Sie halten mich für eine Mörderin. Zumindest für eine Komplizin.»
«Ich weiß. Es tut mir leid.»
«Und mir erst.» Sie stand auf und streckte sich. Obwohl sie vermutlich in der Nacht kein Auge zugemacht hatte und bei den Vernehmungen die schlimmsten Anschuldigungen auf sie eingeprasselt waren, wirkte sie ungebrochen. Bastian konnte nicht anders, er begehrte sie mehr denn je. Selbst in diesem nach Desinfektionsmitteln stinkenden Loch war sie einfach bewundernswert.
Yasi kam mit federnden Schritten auf ihn zu. «Wenn ich gewusst hätte, dass du das, was ich dir erzähle, gegen mich verwendest, hätte ich die Klappe gehalten.»
«Ich bin Polizist, Yasi. Wie hätte ich der Möglichkeit, dass hinter den Morden an den Eigentümern von Lambert-Pharma militante Biopiraterie-Gegner stecken, nicht nachgehen sollen?»
Yasis Finger tippte schmerzhaft gegen seine Brust. «Es gibt keine weißen Adler und keine guten Polizisten.»
«Wer sagt das?»
«Altes Mosuo-Sprichwort.»
«Ich dachte, ihr braucht keine Polizisten, weil es bei euch immer friedlich zugeht.»
Der Ansatz eines Lächelns zuckte über ihr Gesicht. «Ich habe das Sprichwort leicht abgewandelt.»
«Warum hast du mir nicht gesagt, dass du in Hamburg politisch aktiv warst?»
«Weil ich es nicht für wichtig hielt.»
«Das ist naiv.» Bastian schüttelte den Kopf. «Du musstest damit rechnen, dass wir Aufnahmen von Demonstrationen finden, auf denen du zu sehen bist.»
«Na und? Es ist in Deutschland nicht verboten zu demonstrieren.»
«Yasi, du gehst bei einer Demo neben Annika Busch, der Frau, die im Mordfall Mergentheim dringend tatverdächtig ist. Als meine Kollegin das entdeckt hat, war die Lawine nicht mehr aufzuhalten. Ich hätte die Ermittlungen gegen dich nicht stoppen können.»
«Annika Busch?» Yasi seufzte und lehnte ihren Kopf gegen seine Brust.
Bastian dachte an Martin oder Matthias, der garantiert die ganze Zeit auf den Monitor glotzte. Wahrscheinlich verschluckte der Typ sich gerade an seinem Butterbrot.
Bastian schob Yasi sanft zurück. «Wir werden beobachtet. Über der Tür ist eine Kamera.»
«Ich kenne diese Frau nicht», sagte Yasi. «Ich meine, vielleicht bin ich ihr bei unseren Treffen begegnet. Aber da waren viele, die sich engagierten. Ich hatte seitdem jedenfalls keinen Kontakt zu einer Annika Busch.»
«Ich glaube dir», sagte Bastian. Er wollte ihr wirklich glauben.
Die Tür sprang auf. Dirk Fahlen trat ein. Dahinter Matthias oder Martin.
«Wir müssen reden, Matt», sagte Fahlen bitter.
|||||
Zwanzig Minuten später saß Bastian im Büro von Kriminalrat Biesinger, der von Fahlen und KK - 11 -Chef Brunkbäumer flankiert wurde. Biesinger guckte ernst, auch Fahlen und Brunkbäumer sahen so aus, als hätten sie gerade einen Schluck saure Milch getrunken.
«Was sollen wir nur mit Ihnen machen, Herr Matt?», fragte Biesinger.
Da offenbar eine Antwort von ihm erwartet wurde, zuckte Bastian mit den Schultern.
«Herr Fahlen hat Ihnen doch die Chance gegeben, die Angelegenheit geräuschlos zu handhaben. Warum haben Sie die nicht genutzt?»
Wieder der erwartungsvolle Blick. Bastian hatte keine Lust,
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