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Münsterland ist abgebrannt

Münsterland ist abgebrannt

Titel: Münsterland ist abgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Kehrer
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haben.»
    «Was beinahe zu meiner Suspendierung geführt hätte …»
    «Sie haben das Risiko abgewogen. Für mich zeigt das, dass Sie sehr wohl in der Lage sind, Verantwortung zu übernehmen und für Ihre Position einzustehen. Auch was Ihre Mutter angeht, sind Sie ja auf dem richtigen Weg. Eine späte Entscheidung ist deshalb keine falsche Entscheidung.» Warmbier schielte auf ihre Armbanduhr. «Es tut mir leid. Einige der heutigen Themen würde ich gerne vertiefen, aber ich habe noch andere Termine.»
    Bastian beobachtete, wie sie ihren Mini- PC in der Handtasche verstaute. «Und welche Empfehlung werden Sie Kriminalrat Biesinger geben?»
    Die Psychologin schaute auf. «Wie meinen Sie das?»
    «Sollen Sie nicht beurteilen, ob ich noch diensttauglich bin?»
    «Alles, was wir hier besprechen, bleibt unter uns, das wissen Sie. Und wenn ich den Eindruck habe, dass Sie den Anforderungen Ihres Jobs nicht mehr gewachsen sind, werden Sie der Erste sein, dem ich das mitteile. Darauf können Sie sich verlassen. Im Moment sehe ich jedoch nicht, dass dieser Punkt erreicht ist.»
    Bastian fühlte sich unbeschwert, wie nach einer überstandenen Grippe, als er den schmucklosen Raum in der obersten Etage des Präsidiums verließ, in dem die Psychologin ihre Therapiesitzungen abhielt. Auf dem Weg zum Aufzug schaute er auf das Display seines Handys, das er während des Gesprächs lautlos gestellt hatte. Eine SMS von Susanne: «Ich muss mit dir reden.»
    |||||
    Der stickige, von flackerndem Neonlicht erhellte Gang vor dem Heizungskeller des Polizeipräsidiums war kein Ort für intime Bekenntnisse. Und doch schien Susanne genau das zu beabsichtigen.
    «Ich mag dich», sagte die Hauptkommissarin. «Ich möchte, dass du das weißt. Selbst nach dem, was gestern gelaufen ist. Mit Fahlen und so.»
    Die Verletzbarkeit im Blick seiner Kollegin ließ Bastian ahnen, dass das erst der Anfang war. «Ich mag dich auch», erklärte er. «Und du musst nicht befürchten, dass ich dir die Sache krummnehme. Wahrscheinlich hätte ich an deiner Stelle genauso gehandelt.»
    Susanne kam näher. Ihr Atem roch nach Kaffee und Pfefferminzbonbons. «Diese Frau ist nicht gut für dich.»
    «Susanne …»
    «Lass dich nicht von ihr benutzen. Ich habe mitbekommen, dass du heute Morgen in ihrer Zelle warst. Fahlen ist ausgerastet, als er das gehört hat. Und sogar Brunkbäumer ist laut geworden.»
    «Ich weiß. Ich hatte eine Unterhaltung mit Kriminalrat Biesinger.»
    «Diese Ana spielt mit dir, Bastian. Du denkst, weil sie dich in ihr Bett gelassen hat, bist du ihr gegenüber zu Loyalität verpflichtet. Überleg doch mal, warum eine studierte Frau Rechtsmedizinerin sich mit einem einfachen Kriminalbeamten abgibt.»
    «Sag du es mir.»
    «Weil sie Einfluss auf die Ermittlungen nehmen will. Um ihre Freunde und sich selbst zu schützen.»
    Bastian trat einen Schritt zurück und stand jetzt mit dem Rücken an der Wand. «Du verdrehst die Tatsachen, Susanne. Den Tipp, dass Lambert-Pharma den Mosuo in China ein Arzneimittel geklaut hat, habe ich von Yasi bekommen. Sie hätte auch den Mund halten können, dann wären wir nie oder erst viel später darauf gestoßen.»
    «Sie ist eben clever.» Susanne verkürzte den Abstand erneut und blies ihm ihren Pfefferminz-Atem ins Gesicht. «Weil sie wusste, dass wir irgendwann darauf kommen würden, hat sie dir die Info freiwillig rübergereicht. Und du hast angebissen.»
    «Habt ihr denn inzwischen mehr gegen Yasi in der Hand? Kontakte zwischen ihr und Annika Busch seit der Demo in Hamburg?»
    «Bislang nicht. Aber wir haben noch längst nicht alles ausgereizt.»
    Hatte er also richtig vermutet. Die Anschuldigungen gegen Yasi drohten als Rohrkrepierer zu enden. Deshalb ruderten Biesinger und Brunkbäumer bereits zurück und beließen es bei einer lauwarmen Ermahnung an Bastian. In der Öffentlichkeit würde es nicht gut ankommen, dass die münstersche Polizei eine Rechtsmedizinerin mit Migrationshintergrund grundlos festgenommen hatte. Den einzigen Kriminalbeamten, der den Fehler von vorneherein erkannt hatte, zusätzlich zu suspendieren, würde die Sache in den Augen der Kritiker noch schlimmer machen.
    «Diese Chinesin sieht vielleicht besser aus als ich.» Susannes Mund war nur noch wenige Zentimeter von seinem entfernt. «Aber ich verarsch dich nicht. Ich meine es ehrlich.»
    Bastian verkrampfte. «Susanne, es kann jemand vorbeikommen.»
    «Höchstens der Hausmeister.» Ihr Kopf zuckte nach vorn, cremige Lippen pressten

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