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Muensters Fall - Roman

Muensters Fall - Roman

Titel: Muensters Fall - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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irgendwelche Spuren zu hinterlassen, aber Meusse sagt, dass das überhaupt nicht merkwürdig ist. Zwar war der Blutstrom enorm, aber das Blut ist nicht herausgespritzt, das meiste ist erst herausgesickert, als alles schon vorbei war ... sozusagen. Das hängt offensichtlich damit zusammen, welche Ader man zuerst trifft.«
    »Altmännerblut«, sagte Rooth, »zähflüssig.«
    »Ja, wirklich«, sagte Münster. »Es ist nicht einmal sicher, ob der Mörder überhaupt Blut an den Händen hatte. Jedenfalls nicht besonders viel.«
    »Reizend«, sagte Jung. »Wir haben also technisch gesehen nicht eine einzige verfluchte Spur ... wolltest du darauf hinaus?«
    »Hrrm«, sagte Münster. »Ja, so sieht’s leider aus.«
    »Prima«, sagte Rooth. »Dann machen wir jetzt eine kleine Kaffeepause. Sonst versinken wir noch in Depressionen.«
    Er sah sich Beifall heischend am Tisch um.
    Ein Hauptkommissar wäre gar nicht schlecht, dachte Münster und stand auf.
     
    Aber die Situation war nun einmal so, wie sie war ... Münster lehnte sich zurück und reckte die Arme zur Decke, während Rooth und Frau Katz Becher und die Kuchenplatte herumreichten.
    Der Punkt war: Seit gut einem Jahr war der berühmte Hauptkommissar vom Dienst beurlaubt und widmete sich antiquarisehen
Büchern statt der Polizeiarbeit – und es sprach so einiges dafür, dass er gar nicht daran dachte, jemals wieder zum Korps zurückzukehren.
    Eigentlich alles, wenn man ehrlich war. Es war Polizeipräsident Hiller, der auf dem Arrangement »Beurlaubung« bestanden hatte. Van Veeteren selbst war – zumindest soweit Münster es verstanden hatte – vollkommen damit einverstanden gewesen, ein für alle Mal Schluss zu machen. Alle Taue zu kappen.
    Und man konnte sagen, dass Münster ihn durchaus ein wenig beneidete. Als er das letzte Mal bei Krantze’s war – an einem trüben Nachmittag Mitte September –, hatte er Van Veeteren tief versunken in einem verschlissenen Ledersessel gefunden, ganz hinten zwischen zusammenbrechenden Bücherregalen, mit einem alten Foliant auf den Knien und einem Glas Rotwein auf der Armlehne. Sein friedfertiger Gesichtsausdruck war dem eines tibetanischen Lamas nicht unähnlich gewesen.
    Es gab also allen Grund zur Vermutung, dass Van Veeteren einen Schlussstrich gezogen hatte. Wie schon gesagt.
    Und Reinhart!, dachte Münster. Kriminalkommissar Reinhart lag seit drei Wochen zu Hause auf dem Teppich und spielte mit seiner acht Monate alten Tochter. Laut eigener Erklärung beabsichtigte er, das bis Weihnachten so zu halten. Ein Entschluss, der – wie es hieß – bei Polizeipräsident Hiller den Speichel aus den Mundwinkeln tropfen und ihn vor Ohnmacht schielen ließ. Zumindest zeitweise.
    Von irgendeinem Ersatz war bisher noch nicht die Rede gewesen, für keinen der beiden schwergewichtigen Namen. Wenn sich die Gelegenheit bot, Kosten zu sparen, dann tat man das natürlich. Koste es, was es wolle.
    The times they are a-changin’, stellte Münster fest und nahm sich einen Kopenhagener.
     
    »Aber die Ehefrau ist jedenfalls irgendwie merkwürdig, oder?«, nahm Krause den Faden wieder auf. »Oder zumindest ihr Verhalten.«
    »Zugegeben«, sagte Münster. »Wir müssen mit ihr noch einmal
reden ... heute oder morgen. Obwohl, verwunderlich ist es ja nicht, dass sie sich etwas verwirrt verhalten hat.«
    »In welcher Hinsicht war sie verwirrt?«, fragte Heinemann.
    »Nun ja«, sagte Münster. »Die Zeitangaben stimmen offenbar. Sie ist mit dem angegebenen Zug gefahren, und Samstagnacht war da wirklich eine Panne mit der Stromzufuhr. Der Zug kam erst kurz vor Viertel vor zwei am Zentralbahnhof an, eine Stunde verspätet, also muss sie ungefähr zu dem Zeitpunkt zu Hause gewesen sein, den sie angibt ... Außerdem glaubt einer der Nachbarn sie auch gehört zu haben. Sie findet also ihren Ehemann ein paar Minuten nach zwei ermordet vor, aber sie ruft nicht vor 2.43 Uhr hier an. In der Zwischenzeit war sie unterwegs – um im Revier am Entwick Plejn Meldung zu machen, wie sie behauptet. Sie kehrt jedoch um, als sie sieht, dass dort geschlossen ist ... Ja, darüber kann man sich natürlich so seine Gedanken machen. Ich bitte um Wortmeldungen.«
    Es vergingen einige Sekunden.
    »Verwirrt«, sagte Rooth dann. »Über alle Maßen verwirrt.«
    »An und für sich, ja«, sagte Moreno. »Aber wäre es nicht eher anormal, sich in so einer Situation normal zu verhalten? Obwohl, so hat sie jedenfalls genug Zeit gehabt, das Messer beiseite zu

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