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Muensters Fall - Roman

Muensters Fall - Roman

Titel: Muensters Fall - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Nachmittag Kauffee getrunken. Sie hatten mich eingeladen.«
    »War das am Dienstag?«
    Sie überlegte.
    »Ja, das muss am Dienstag gewesen sein.«
    »Und dann am Mittwoch ist sie verschwunden?«
    »Soweit ich weiß, ja. Warum fragen Sie mich das?«
    Der Richter machte eine Geste mit den Händen, als wollte er sagen, dass sie doch ebenso gut sich auch darüber unterhalten konnten, wo sie schon mal zusammen saßen und sonst nichts zu bereden hatten.
    »Nur noch eine kleine Frage«, erklärte er dann. »Es könnte nicht sein, dass Sie diese Zeit – diese sieben Tage oder wie viele es nun waren – für etwas Besonderes brauchten?«
    »Ich verstehe nicht, was Sie damit meinen«, sagte Marie-Louise Leverkuhn.

    Richter Hart zog ein großes, rotweiß kariertes Taschentuch hervor und putzte sich die Nase.
    »Das tun Sie doch«, brummte er. »Aber Sie können sich wieder auf Ihren Platz setzen.«
    Marie-Louise Leverkuhn bedankte sich und tat, wie ihr geheißen worden war.
     
    Der Richter Hart, dachte Van Veeteren, als er wieder auf der Straße stand und seinen Regenschirm aufspannte. Was für ein großartiger Kriminalbeamter ist doch an dem alten Gesetzesverdreher verloren gegangen!

25
    Moreno klopfte an und trat ein. Münster schaute von seinen Berichten auf.
    »Setz dich«, sagte er. »Wie geht’s?«
    Sie sank auf dem Stuhl nieder, ohne sich auch nur die braune Wildlederjacke aufzuknöpfen. Schüttelte ein paar Mal den Kopf, und plötzlich wurde ihm klar, dass sie kurz vorm Weinen war.
    »Nicht so gut«, sagte sie.
    Münster stopfte sich seinen Stift in die Brusttasche und schob den Stapel mit den Mappen zur Seite. Er wartete auf eine Fortsetzung, aber es kam keine.
    »Ja?«, sagte er schließlich. »Du kannst das gern etwas genauer ausführen.«
    Ewa Moreno schob sich die Hände in die Taschen und holte tief Luft. Münster merkte, dass er genau das Gegenteil tat. Er hielt die Luft an.
    »Ich habe ihm erklärt, dass Schluss ist. Definitiv. Er fährt morgen früh auf einen Kurs in die USA. Er hat gesagt, wenn ich meine Meinung nicht ändere, kommt er nicht mehr zurück. So ist die Lage.«
    Sie verstummte und schaute über seine Schulter aus dem
Fenster. Münster schluckte und begriff während einer eilig vorbeihuschenden Sekunde, dass er sich wahrscheinlich genauso verhalten hätte, wenn er in Claus Badhers Haut steckte.
    »Du meinst ...«, sagte er nur.
    »Ja«, sagte Moreno. »Das hat er damit gemeint. Ich weiß es. Er will sich das Leben nehmen.«
    Es vergingen fünf Sekunden.
    »Das muss nicht sein Ernst sein. Viele sagen so was.«
    »Kann sein«, sagte Moreno. »Aber viele tun es auch. Verdammt, manchmal wünschte ich mir, ich könnte einfach in einem schwarzen Loch verschwinden. Das Ganze ist so verdammt hoffnungslos. Ich habe versucht ihn dazu zu bringen, dass er mal mit jemandem redet ... sich eine Art Hilfe sucht. Überhaupt mal was macht, ohne mich immer gleich einzubeziehen, aber ihr Kerle seid ja nun mal so, wie ihr seid.«
    »Das männliche Mysterium?«, sagte Münster.
    »Ja, genau, darüber haben wir doch schon mal geredet.«
    Sie zuckte entschuldigend die Achseln.
    »Hast du selbst jemanden, mit dem du reden kannst?«, fragte Münster.
    Eine leichte Röte huschte über ihr Gesicht.
    »O ja«, sagte sie. »Zum Beispiel einen alten Kriminalkommissar, den ich kenne. Nein, jetzt reicht es aber. Gibt es denn keine Arbeit, in der ich mich ertränken kann?«
    »Ein ganzes Meer«, sagte Münster. »Plus ein stilles, totes Meer mit Namen Leverkuhn. Könnte das etwas sein?«
    »Willst du die Sache nicht einstellen?«
    »Kann ich nicht«, erklärte Münster. »Ich habe es versucht, aber ich träume nachts davon.«
    Moreno nickte und zog die Hände aus den Jackentaschen.
    »Okay«, sagte sie. »Was soll ich deiner Meinung nach tun?«
    »Ich habe über die Tochter nachgedacht, mit der ich gesprochen habe«, sagte er. »Könnte da was sein?«
     
    »Merkwürdig«, sagte Rooth.
    »Was?«, fragte Jung.

    »Siehst du es nicht?«
    »Nein, ich bin blind.«
    Rooth schnaubte.
    »Guck dir doch mal die anderen Kästen an. Den da ... und den da!«
    Er zeigte dorthin. Jung schaute und versuchte, seine Füße warm zu trampeln.
    »Ich friere«, sagte er. »Spuck’s aus, was du sagen willst, sonst schubse ich dich in den Kanal.«
    »So redet ein Gentleman«, meinte Rooth. »Sieh doch, der liegt gar nicht am Kai. Warum zum Teufel hat er einen Meter weit im Wasser geankert?«
    Jung musste zugeben, dass das stimmte. Der

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