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Muensters Fall - Roman

Muensters Fall - Roman

Titel: Muensters Fall - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Stimme, die um eine halbe Oktave tiefer klang. »Ich glaube, es gibt keinen Zweifel daran, dass Sie die ganze Zeit mit großer Geistesgegenwart und großem Zielbewusstsein gehandelt haben. Und ich glaube auch nicht, dass es noch jemanden unter uns gibt, der daran zweifelt, dass Sie Ihren Ehemann vorsätzlich ermordet haben. Danke, keine weiteren Fragen.«
    Verteidiger Bachmann war aufgestanden, machte aber keinerlei Anstalten, zu protestieren. Er hatte Ringe unter den Augen. Sah müde und etwas resigniert aus. Ihr kam in den Sinn, dass sein Honorar ja vielleicht in irgendeiner Form davon abhing, ob er sein Ziel erreichte oder nicht, aber sie wusste es nicht. Es war nicht so leicht, zu wissen, welche Regeln in dieser sonderbaren Welt galten.
    Wirklich nicht leicht.
    Sie konnte auch nicht sagen, ob es wohl üblich war, dass der Richter selbst Fragen stellte, aber nachdem Bachmann sein ziemlich sinnloses Verhör beendet hatte – die ganze Zeit über hatte sie Schwierigkeiten gehabt zu verstehen, worauf er eigentlich hinaus wollte und was sie seiner Meinung nach wohl antworten sollte, und als er sich schließlich setzte, sah er nur noch mutloser aus –, da räusperte sich der große Mann nachdrücklich und erklärte, dass einige Dinge noch der Klärung bedurften.
    Zuerst fragte er sie jedoch, ob sie eine kleine Pause wünsche, bevor er beginne.
    Die bräuchte sie nicht, erklärte sie.
     
    »Einige Klarstellungen«, wiederholte der Richter Hart und faltete seine haarigen Fäuste vor sich auf der Bibel. Es ging ein Raunen durch die Zuhörerreihen, und die Anklägerin Grootner begann plötzlich nach Herzenslust auf ihren Block Notizen
zu machen. Bachmann strich sich durch seine Locken und sah aus wie ein schmollendes Fragezeichen.
    »Was hat Sie dazu gebracht, sich selbst zu stellen?«
    Er betrachtete sie von seiner erhöhten Position aus mit einer skeptischen Falte zwischen den buschigen Augenbrauen.
    »Mein Gewissen«, antwortete sie.
    »Ihr Gewissen?«
    »Ja.«
    »Und was brachte Ihr Gewissen dazu, nach mehr als einer Woche zu erwachen?«
    Marie-Louise Leverkuhn war sicher mindestens zehn Jahre älter als Richter Hart, aber trotzdem hatte die Situation plötzlich etwas Lehrer-Schülerinnenhaftes an sich. Ein Teenager, der dabei erwischt worden war, heimlich auf der Toilette zu rauchen, und der jetzt zum Rektor oder Oberlehrer zitiert wurde, um sich dort seinen Anschnauzer abzuholen.
    »Ich weiß nicht«, antwortete sie nach einer kurzen Gedankenpause. »Ich musste erst ein paar Tage darüber nachdenken, und dann ist mir klar geworden, dass es nicht richtig war, weiter zu lügen.«
    »Was hat Sie dazu gebracht, anfangs zu lügen?«
    »Die Angst«, erklärte sie ohne zu zögern. »Vor den Folgen ... der Verhandlung, dem Gefängnis und so weiter.«
    »Bereuen Sie die Tat?«
    Sie betrachtete eine Weile ihre Hände.
    »Ja«, sagte sie. »Es ist schrecklich, einen anderen Menschen zu töten. Dafür muss man die Strafe auf sich nehmen.«
    Der Richter Hart lehnte sich zurück.
    »Warum haben Sie das Messer nicht in einen Kanal geworfen statt in einen Mülleimer?«
    »Ich bin nicht darauf gekommen.«
    »Sind Sie das schon mal gefragt worden?«
    »Ja.«
    »Aber warum wollten Sie das Messer überhaupt loswerden? Hätte es nicht gereicht, das Blut abzuwaschen und es wieder an seinen Platz in der Küche zu legen?«

    Marie-Louise Leverkuhn runzelte einen Moment lang die Stirn, bevor sie antwortete.
    »Ich weiß nicht mehr, was ich gedacht habe«, erklärte sie, »aber wahrscheinlich habe ich gedacht, dass man gleich herausfinden würde, dass ich es benutzt habe, wenn man es gefunden hätte. Ich glaube, ich habe nicht sehr klar gedacht.«
    Der Richter nickte und sah sanft, aber vorwurfsvoll aus.
    »Das haben Sie bestimmt nicht«, sagte er. »Und sicher ist es auch etwas merkwürdig, dass Sie der Polizei sofort gesagt haben, dass das Messer weg war, oder?«
    Sie gab keine Antwort. Richter Hart zupfte ein Haar aus seinem Nasenloch und betrachtete es eine Weile, bevor er es über die Achsel wegschnipste und fortfuhr.
    »Haben Sie Frau Van Eck in den Tagen vor ihrem Verschwinden getroffen?«
    Rechtsanwalt Bachmann machte eine Gebärde, schien aber einzusehen, dass er nicht in der Lage war, Einspruch einzulegen, wenn der Richter selbst die Frage stellte. Er scharrte mit dem Stuhl und lehnte sich stattdessen nonchalant zurück. Schaute zur Decke. Als ginge ihn das Ganze überhaupt nichts an.
    »Ich habe mit ihr und ihrem Mann an einem

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