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Muensters Fall - Roman

Muensters Fall - Roman

Titel: Muensters Fall - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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verschwunden.
    Und weiter?, hatte Hiller konstatiert, und Münster wusste, dass er ja eigentlich Recht hatte. Die durchschnittliche Zahl an Verschwundenen im Distrikt lag bei fünfzehn bis achtzehn Personen im Jahr, und dass zwei davon in irgendeiner Weise mit der Leverkuhn-Geschichte zusammenfielen, war nichts weiter als ein ganz normaler Zufall.

    Sicher, man fahndete nach den beiden Verschwundenen – genau wie man es nach all den anderen tat, die sich in Luft aufgelöst hatten –, aber das war kein Job für einen hoch bezahlten (überbezahlten!) Kriminalbeamten!
    Zum Teufel damit. Ein für alle Mal Ende. Exit Hiller.
    Ist doch zu bescheuert, dass man jetzt auch noch heimlich arbeiten muss, dachte Münster und stieg aus dem Wagen.
    Aber wenn man ein kompromissloser Wahrheitssucher ist, dann ist das wohl so.
     
    »Ja, ich wollte meinen Augen nicht trauen, als ich das in der Zeitung gelesen habe«, sagte Frau de Grooit. »Nehmen Sie doch ein Stück Kuchen. Schließlich haben sie ja hier gewohnt, und wir haben uns fast jeden Tag gegrüßt.«
    Sie deutete durch das überladene Fenster auf das Haus auf der anderen Seite der Hecke.
    »Da drinnen«, wiederholte sie. »Zwischen 1952 und 1976. Wir selbst sind 1948 hier eingezogen, als es neu gebaut war, und seit mein Mann gestorben ist, habe ich oft überlegt, ob ich ausziehen soll, aber irgendwie ist nie etwas daraus geworden. Bitte schön, Sie können gern stippen. Aber ist es nicht schrecklich? Wir sind ja ganz normale Leute hier in Pampas. Ehrbare Arbeiter und keine Mörder ... ich rede zu viel, Sie müssen mich einfach unterbrechen. Man muss mich abschalten, um mich still zu kriegen, das hat mein Mann immer gesagt.«
    »Sie kannten die Familie Leverkuhn gut?«, fragte Münster.
    »Nun ja, doch ... nein, eigentlich nicht«, bemerkte Frau de Grooit unschlüssig und zwinkerte ein wenig nervös. »Wir hatten immer mehr mit den Van Klusters und den Bolmeks auf der anderen Seite und in der Mitte zu tun, nicht so viel mit den Leverkuhns, nein ... aber es war nicht so, dass ...«
    Sie verstummte und schaute nachdenklich drein.
    »Was denn?«, wollte Münster wissen.
    »... nicht so, dass sie nicht gute Nachbarn und ordentliche Menschen waren, aber sie hielten sich doch eher für sich. Das waren eben solche Menschen, besonders er.«

    »Waldemar Leverkuhn?«
    »Herr Leverkuhn, ja. Ein verschlossener Kerl, schwer mit ihm ins Gespräch zu kommen, aber ein ordentlicher Arbeiter, da soll niemand kommen und was anderes behaupten ... es ist ja auch zu schrecklich. Glauben Sie, dass sie ihn auf diese entsetzliche Art getötet hat? Ich weiß nicht mehr, was ich noch glauben soll ... Wie schmeckt der Kaffee?«
    »Gut, danke«, sagte Münster
    Für einen Moment sah es so aus, als wollte Frau de Grooit anfangen zu weinen. Münster versuchte ablenkend zu husten, während er nach einem guten Satz suchte, aber ihm fiel nichts wirklich Tröstendes ein.
    »Sie kannten Frau Leverkuhn etwas besser?«, versuchte er es, »als ihn, meine ich. Sozusagen unter Frauen, wie man so sagt?«
    Aber Frau de Grooit schüttelte nur den Kopf.
    »Nein«, sagte sie. »Sie war nicht so eine, die sich einem anvertraute, und wenn man Zucker oder Mehl brauchte, dann ging man eben lieber zu einer der anderen Nachbarinnen ... Van Klusters oder Bolmeks. Auf der anderen Seite und in der Mitte ... hat sie ihn wirklich getötet?«
    »Es sieht so aus«, sagte Münster. »Und wie waren die Kinder?«
    Frau de Grooit klapperte mit ihrer Kaffeetasse und gab nicht sofort eine Antwort.
    »Die waren auch ziemlich verschlossen«, sagte sie nach einer Weile. »Hatten keine richtigen Freunde, keiner von ihnen. Mauritz war ja genauso alt wie unser Bertrand, wir haben ihn erst spät gekriegt, aber die beiden wurden nie gute Freunde. Wir haben es unzählige Male versucht, aber Mauritz saß am liebsten allein zu Hause und spielte mit seiner elektrischen Eisenbahn, und denken Sie bloß nicht, dass Bertrand mitmachen durfte. Der Junge hatte etwas Knickriges, ja Unfreundliches an sich, ich glaube, er hatte auch in der Schule keine Freunde. Die Mädchen übrigens auch nicht, nein, das war kein Haus der offenen Türen, ganz und gar nicht.«

    »Haben Sie mit ihnen in den letzten Jahren noch Kontakt gehabt?«, fragte Münster. »Ich meine, nachdem sie von hier weggezogen sind?«
    »Gar keinen«, sagte Frau de Grooit. »Sie sind ausgezogen und waren damit verschwunden. Von einem Tag auf den anderen, na ja, die Kinder waren ja

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