Mürrische Monster
die kleine Ziege rüber.«
Während der Streifenwagen in der Ferne hinter einer Kurve verschwand, bugsierte Sandy ihre Ziege über die Brücke. Die Jungen warteten.
»Nichts«, sagte Richie, als Sandy am anderen Brückenende in der Dunkelheit verschwand.
Während sie Sandy nachschauten, merkten sie nicht, dass Flappy verzweifelt ihre Aufmerksamkeit zu erregen versuchte. Der Winddämon kam herabgeschossen, um dicht vor ihren Gesichtern vorbeizufliegen, als hinter ihm eine riesige Betonhand über das Brückengeländer griff und den kleinen Dämon mit geballter Kraft kopfüber in die Dunkelheit schleuderte.
WUSCH!
Richie fuhr herum. »Der Trollllll!«, brüllte er.
Die riesige Gestalt stieg auf die Überführung des Highway 99; ihre gewaltigen Hände zerquetschten das Aluminiumgeländer wie einen Plastikstrohhalm.
»Plan A!«, rief Nate, und sie ließen ihre Ziegen laufen.
In dem Märchen stürmen zwei der Tiere todesmutig an dem lauernden Troll vorbei, während der Gigant auf die größte und saftigste Ziege wartet, und als sie auftaucht, befördert sie den Troll mit einem kräftigen Tritt zurück an seinen Platz unter der Brücke.
Nates und Richies Ziegen hingegen flohen nach einem kurzen Blick auf die riesige Betonmonstrosität mit lautem Getrappel die Brücke entlang.
Der Troll riss die Leitplanke aus den Verankerungen und schwang sie in hohem Bogen durch die Luft. Sie sauste auf die Jungen zu.
»Plan B!«, brüllte Nate. »Wegrennen!«
Sie stürmten in dem Moment los, als hinter ihnen die Leitplanke auf die Fahrbahn krachte.
SCHEPPER!
Der Troll stapfte ihnen hinterher.
»Siehst du, er ist auf die Ziegen angesprungen«, japste Nate, während sie davonrannten. »Er kommt nicht gegen seine Natur an.«
»Die Ziegen offenbar schon«, schnaufte Richie.
»Wahrscheinlich kennen sie das Märchen nicht. Außerdem sind sie schneller als wir. Der Troll wird uns zuerst erwischen!«
Das Ungetüm schlug mit seinen riesigen Betonhänden nach ihnen und grub bei jedem Schritt seine Füße in den Asphalt. Bald erreichten Nate und Richie die Brückenauffahrt, und Nate sprang hinab, um sich unter die Überführung zu flüchten.
»Nate, geh nich da runter!«, rief Richie ihm nach. »Da sitzt du in der Falle.«
Unter der Brücke stieß Nate auf die beiden Ziegen, die sich verängstigt aneinanderschmiegten. »Ihr solltet ihn angreifen und nicht die Kurve kratzen«, polterte er.
Die Tiere starrten ihn nur verständnislos an. Sie verstanden das seltsame Spiel nicht, das der Junge mit ihnen veranstaltete, und gewiss waren sie nicht gewillt, sich in die Arme eines steinernen Ungeheuers treiben zu lassen, das sie offensichtlich auffressen wollte.
Richie trat zu Nate. »Husch! Husch!«, herrschte er die Tiere an. »Wenn ihr nicht kämpfen wollt, dann haut ab!«
Er trat einer der Ziegen ins Hinterteil. Meckernd schlug das Tier nach ihm aus.
»Aua!«, rief Richie.
»Lass uns verschwinden!«, drängte Nate. Aber es war zu spät, denn in diesem Augenblick kletterte der Troll an der Brückenseite hinunter und ließ seine zwei Tonnen Beton und Stahl direkt vor ihnen zu Boden plumpsen.
RUMMS!
Sie saßen in der Falle.
»Was tun wir jetzt?«, fragte Richie.
Nate schaute auf die Uhr. »Wir warten.«
»Lange überstehen wir das nicht!«
Der Troll stapfte auf sie zu und streckte den Arm nach ihnen aus, als plötzlich die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont fielen. Das Ungetüm erschrak, schob die Jungen und die Ziegen mit seinen mächtigen Armen aus dem Weg und rannte schwerfällig an ihnen vorbei. Dann fiel es mit Donnergepolter vornüber und begann fieberhaft, sich in seinen angestammten Platz unter der Brücke hineinzuzwängen. Sekunden später war der Troll wieder zu leblosem Beton erstarrt.
Der Streifenwagen folgte den riesigen Eindrücken im Asphalt bis zum Brückenende, wo der Beamte das Fahrzeug parkte und ausstieg. Er blickte über die Brüstung und sah unten zwei gewaltige Fußstapfen im Gehsteig. Neugierig schwang er sich über das Geländer und trat unter die Brücke, wo ihn ein höchst seltsamer Anblick erwartete. Der Troll war an seinen Platz zurückgekehrt und sah ziemlich unversehrt aus, wenn man einmal davon absah, dass er kopfüber in der Grube steckte und nun statt seines Oberkörpers die dicken Betonbeine und der Rumpf in die Höhe ragten.
10. Kapitel
Zwei Küsse an einem Tag
Nate und Sandy standen auf der Veranda. Die Sonne war jetzt vollständig aufgegangen und schien zwischen den grauen Wolken
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