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Mürrische Monster

Mürrische Monster

Titel: Mürrische Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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Geschichte des Feuerdämons.«
    »Ja, auf Bengali«, erwiderte Nate. »Das kann ich nicht lesen.«
    »Einen Teil davon habe ich schon übersetzt«, sagte Sandy. »Dhaliwahls Mentor, Yatabe der Wanderer, hat Zunder eingefangen, und später hat Dhaliwahl ihn gehütet, bis sein Lehrling, der Dürre Mann, fortlief und den Feuerdämon mitnahm. Hier steht noch mehr ...« Sie blickte in den dicken Lederband und übersetzte Yatabes uralte Einträge. »O mein Gott. O nein. Das kann nicht sein.«
    »Ach, komm schon«, sagte Richie, »erzähl uns einfach, was da steht.«
    »So einfach geht das nicht«, erwiderte Sandy. »Übersetzen braucht Zeit.«
    Die Jugendlichen blieben vor einem alten, dem Verfall preisgegebenen Badezimmer aus dem neunzehnten Jahrhundert stehen. Sandy mühte sich mit der Übersetzung, tippte Sätze in den Computer und las, tippte weiter. Schließlich trug sie mit langsamen, zögerlichen Worten vor, was sie herausgefunden hatte.
    »Zunder, die lebende Flamme, ist in freier Wildbahn ein sehr mächtiger Dämon, den man am besten in kleiner, glühender Form hält. Im ausgehenden neunzehnten Jahrhundert wuchs Zunder zu tödlicher Größe heran. Er flammte 1871 in Chicago auf, 1889 in Seattle und schließlich 1906 in San Francisco, wo er mit Kail, dem großen Zerstörer, eingefangen wurde.«
    »Und was hat das alles zu bedeuten?«, fragte Richie.
    »Machst du Witze? Das Kompendium erwähnt die drei historischen Feuerkatastrophen in Chicago, in San Francisco und in Seattle.«
    »Das war Zunder?«, fragte Nate entgeistert. » Unser Zunder?«
    »Dieser eine Dämon hat ganz allein tausende Menschen getötet«, flüsterte Sandy. »Und San Francisco hat er mit Kail zusammen verwüstet.«
    Richie machte große Augen, und er schaute über die Schulter in den dunklen Gang. Er drückte Sandy eine Riesenwasserpistole in die Hand und begann zum Eingang zurückzuweichen.
    In dem Moment stolperte Nate im Dunkeln über etwas und stürzte. Er fiel auf einen Gegenstand, der knirschend unter ihm nachgab. Sandy schwang ihren Laptop herum und leuchtete auf ihn. Nate fuhr zusammen. Er lag auf einer bis zur Unkenntlichkeit verkohlten Leiche. Daneben lag ein angesengter Strohhut.
    »Der Fremdenführer!«, stieß Sandy hervor und half Nate auf. Er klopfte sich die Asche von der Hose, da er nicht die Überreste eines Toten an sich haben wollte.
    Während sie noch bestürzt dastanden, wallte ihnen plötzlich Rauch entgegen. Nate blickte tiefer in den Tunnel hinein. In der Ferne war ein gespenstisches rotes Glühen zu erkennen.
    »Die Sache ist zu gefährlich für euch«, sagte er unvermittelt. »Geht wieder nach oben.«
    Plötzlich kamen ihnen weitere dichte schwarze Rauchschwaden entgegen. Nate zog einen Feuerlöscher aus dem Rucksack. »Na los! Verschwindet!«
    Er stellte sich breitbeinig hin, in der Absicht, für Sandy und Richie etwas Zeit zu gewinnen, während Zunder in flammender Wildheit schneller auf sie zugerast kam, als er es je für möglich gehalten hätte. Nate packte die Spritzdüse des Feuerlöschers, als Richie davonlief. Aber Sandy blieb neben Nate stehen, während Zunder sich unaufhaltsam durch die alten trockenen Holzwände fraß, die sie umgaben.
    »Ich hab gesagt, du sollst gehen!«, rief Nate.
    »Ich würde niemals wegrennen und dich im Stich lassen«, entgegnete Sandy. »Und du kannst mir auch nichts befehlen. Ich bin nicht dein Lehrling.«
    Glühende Asche wehte ihnen entgegen. Sandy wirbelte herum und feuerte aus ihrer Super Soaker auf Nate, durchnässte seine Kleidung.
    »Was tust du da?«, fragte er triefend.
    »Ich schütze dich!« Sie richtete die Wasserpistole auf sich selbst und machte sich ebenfalls nass.
    Nate hielt den Feuerlöscher wie ein Gewehr, versuchte den heranrasenden Dämon fernzuhalten.
    »Er ist zu groß und zu heiß. Ich komme nicht an ihn heran. Ich muss ihn irgendwie verkleinern, um ihn in die Box zu kriegen.«
    »Such den Brandherd«, sagte Sandy. »Achte nicht auf die Flammen. Ziele auf ihren Ursprung, dorthin, wo das Feuer dem Holz entspringt.«
    Nate nickte und verfolgte die Kernflamme zurück zu ihrem Ursprungsort. »Dort!«, rief er und schoss. Weißer Schaum spritzte aus dem Feuerlöscher. Es gab ein lautes Zischgeräusch, und die Luft füllte sich mit Qualm.
    Hustend wichen Nate und Sandy in das alte unterirdische Badezimmer zurück. »Habe ich ihn getroffen?«, stieß Nate hervor.
    Sandy schüttelte den Kopf, als der Brandherd unbeirrt aus den Rauchschwaden herauskroch.

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