Mürrische Monster
überprüfte, dass das Haus gesichert war. Dabei sah er immer wieder hinaus wie ein nervöses Erdhörnchen, das aus seinem Bau lugt, um nach Gefahren Ausschau zu halten. Draußen nahm der Wind zu, blies von Westen her über die Elliot Bay und die Inseln heran. Der Regen wurde unaufhörlich lauter, wie klassische Musik; immer härter und rasender prasselten die Tropfen herab, während sich der Sturm zusammenbraute.
Richie war an der Haustür postiert. »Wer oder was soll uns denn angreifen?«, fragte er, mit einem verbogenen Schürhaken bewaffnet.
»Ich weiß es nicht!«, rief Nate von oben. »Sandy? Hast du etwas herausgefunden?«
»Hier steht was von einem irischen Hüter namens George McFeen im Siebzehnten Jahrhundert«, rief sie aus dem Arbeitszimmer. Nate eilte die Stufen hinab und setzte sich zu Richie auf die Couch. Sandy las laut vor.
Es waren vier Einträge im Kompendium. Sandy trug sie langsam und bedächtig auf Englisch vor, ließ sich mit jedem Wort Zeit, um sicherzustellen, dass die Übersetzung stimmte. Es war eine kurze, traurige Geschichte, und sie zuckte zusammen, als sie George McFeens letzte Zeile vorlas.
«Mein Mentor ist ein Dämonenfresser«, hauchte sie.
Nate und Richie lauschten, ohne ein Wort zu sagen, während sie zu Ende las. Danach merkte Nate, dass er die Luft anhielt, seit Sandy ihren Vortrag begonnen hatte. Er japste und schöpfte Atem.
»Wow«, flüsterte Richie.
Schließlich fand Nate die Sprache wieder. »Zunder hat gar nicht versucht uns umzubringen«, sagte er. »Ach, ich bin so dumm. Er wollte sich bei mir in Sicherheit bringen. Deshalb ließ Kail sich auch so bereitwillig von der Box aufsaugen. Er war auf der Flucht. Und bei Zunder haben wir untätig zugesehen und ihn sterben lassen.«
»Alter«, sagte Richie, »ich schwör’s dir: Ich hab das Feuer nich gelöscht.«
»Jetzt glaube ich dir«, erwiderte Nate. »Es tut mir leid, dass ich dir die Schuld an Zunders Tod gegeben habe. Ich war wütend. Ich glaube, das Ungeheuer, das McFeen beschrieb, hat Lillis Dämonen aufgefressen, den Troll umgebracht und war mit uns unter der Erde, um Zunder zu verschlingen.«
»Ein Dämonenfresser?«, fragte Sandy. »Aber dann wäre er mindestens dreihundert Jahre alt.«
»Ja. Er hat sich vom Chaos der Jahrhunderte ernährt«, sagte Nate, »genauso wie es ihn auf dem Meer ernährt hat, als er nichts zu essen und zu trinken hatte.«
»Wie sieht dieser Kerl denn aus?«, fragte Richie.
»Das schreibt McFeen nicht«, antwortete Sandy. »Es ist durch die Übersetzung schwer zu sagen, aber ich glaube, er wusste es auch nicht genau.«
»Er sagt, das Äußere seines Mentors habe sich verändert«, merkte Nate an, »aber nicht in welcher Weise.«
»Wenn dieses Ungeheuer böse Dämonen auffrisst«, sagte Richie, »dann bedeutet das doch bloß weniger Arbeit für uns, oder? Vielleicht könnte der Kerl ja das TIER für uns erledigen.«
»Nein«, erwiderte Nate. »Blindlings Chaos zu zerstören macht die Welt nicht besser. Würdest du etwa alle Löwen auf der Welt töten, nur weil hin und wieder einer einen Menschen anfällt?«
»Wenn ich derjenige wäre, den er gerade auffuttern will, dann vielleicht schon«, sagte Richie.
»Würdest du alle Überraschungen, alle Abwechslung und alles Unbekannte eliminieren wollen?«, fragte Nate. »Stell dir mal ein Leben vor, in dem es nichts gibt außer mechanischer Vorhersehbarkeit.«
Richie neigte den Kopf zur Seite. »Keine ausgeflippten Rockkonzerte mit spontanem Bühnestürmen?«
»Genau.«
Richie verzog das Gesicht.
»Wir fangen die gefährlichen Dämonen und die, die sich mit den Menschen nicht vertragen«, fuhr Nate fort. »Aber wir zerstören sie nicht, und den Rest lassen wir in Ruhe. Die Menschheit braucht ein gewisses Maß an Chaos.«
Richie nickte.
Nate streckte den Kopf zur Haustür hinaus und blickte prüfend die Straße auf und ab. Lillis Anhänger und der Käfer standen noch immer draußen. Lilli hatte sie bisher nicht abgeholt. Der Käfer funktionierte noch, und sie konnte ihn wegfahren, aber den großen Bus konnte er nicht mehr ziehen. In der anderen Richtung, zur Bucht hin, frischte der Wind auf. Ein Windstoß blies in Nates Richtung. Er legte den Kopf schräg und lauschte. Der Wind pfiff eine vertraute Melodie.
»Moment mal ...«, sagte er und trat auf die Veranda hinaus. Sandy und Richie folgten ihm.
»Was ist denn?«, fragte Richie.
»Ja«, sagte Sandy, »was ist los?«
»Der Sturm«, murmelte Nate. »Ich muss ihn
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