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Mueslimaedchen - mein Trauma vom gesunden Leben

Mueslimaedchen - mein Trauma vom gesunden Leben

Titel: Mueslimaedchen - mein Trauma vom gesunden Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Seyboldt
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Anna. »Siehst du, alles ist gut.«
    Oh ja, alles war gut. Ich hatte eine zweite Chance. Nächstes Mal würde er mich nicht übersehen.

    Als ich nach Hause hüpfte, machte ich mir so meine Gedanken. Darüber, wie Jakob und ich in einer Kutsche Richtung Sonnenuntergang fahren würden … und darüber, warum dieses T-Shirt eigentlich nicht geleuchtet hatte. Ich hatte da so eine Ahnung.
    »Mama!«
    Zu Hause rannte ich die Treppe rauf, wo meine Mutter im Bad stand und Zähne putzte.
    »Hallo, Schatz. Na, war es schön?«
    » MEIN T- SHIRT LEUCHTET NICHT !«
    »Oh.« Sie war irritiert. Was T-Shirts mittlerweile alles leisten mussten.
    »Im Schwarzlicht, Mama!«
    »Das tut mir leid.«
    »Wetten, dass diese doofe Bouretteseide schuld ist?«
    War sie nicht. Wie sich nach ausführlicher Recherche (mein Vater kam ins Bad) herausstellte, lag es an den Waschnüssen, die meine Mutter statt herkömmlichem Waschmittel verwendete. Ich verbot ihr, jemals wieder welche zu benutzen, und sie sah ein, dass ein leuchtendes T-Shirt unbedingt zum Kleiderrepertoire eines Teenagers gehört.
    Als ich später auf meinem kratzigen Kopfkissen lag, erwog ich kurz, noch einmal aufzustehen und meine Mutter zu überreden, endlich mal Weichspüler zu kaufen, so wie alle anderen normalen Menschen auch. Aber dann fiel mir ein, was Nora einmal über unsere Handtücher gesagt hatte. Nach dem Abtrocknen habe sie sich gefühlt wie nach einer Massage, so gut durchblutet und frisch. Nicht wie bei ihnen, da sei immer alles kuschelweich. Vielleicht war die Idee mit den Erholungsurlauben bei uns zu Hause doch nicht so schlecht, dachte ich noch, während mir die Augen zufielen. Spartanisches Frühstück, harte Handtücher – eine einzigartige Kombination aus Wellness- und Abenteuerurlaub.

11 Ein Mann wünschelrutet und kommt zu Geld, das Müslimädchen jedoch nicht zu einem
neuen Haarschnitt. Der Mond hat nämlich
andere Pläne.
    Neulich war ich im Bio-Eisladen um die Ecke. Es standen sehr viele Kinder davor, weil in diesem Bezirk sehr viele Kinder wohnen, und allesamt hatten sie ihre Eltern mitgebracht. Irgendjemand musste das Geld ja tragen. Die Kinder, die ihr Eis schon bekommen hatten, drängelten sich nach draußen und tropften dabei alles voll. Doch obwohl immer mehr von ihnen herauskamen, wurde die Schlange nicht kürzer und ich so langsam ungeduldig. Die Kinder draußen schmierten sich mit Eis ein. Das wollte ich auch, verdammt.
    Als ich gerade überlegte, ob ich dem kleinen Mädchen mit dem Pferdeschwanz, das gedankenverloren an seiner Waffel lutschte, sein Eis aus der Hand reißen und wegrennen sollte, war ich endlich an der Reihe.
    »Hallo«, sagte der Mann mit der Schürze hinter der Theke.
    »Hallo. Zwei Kugeln in der Waffel, Schoko und Zitrone bitte.«
    Der Eismann war ganz verstört. Offenbar waren das zu viele Anweisungen auf einmal, dabei hatte ich extra jahrelang geübt, wie man effizient Eis bestellt. Der Trick ist, zuallererst die Anzahl der Kugeln zu nennen, sodass der Eismensch gleich zur richtigen Waffelgröße greifen kann, während man schon aufzählt, welche Sorten man gerne hätte und die abgezählten Münzen auf das dafür vorgesehene Tellerchen legt. Clever, oder? Aber hier funktionierte das nicht.
    »Wir haben keine Schokolade«, sagte der Eismann.
    »Was?!«
    Mir fielen beinahe die Münzen aus der Hand. Ein Eisladen ohne Schokoeis. Ist das überhaupt erlaubt?
    »Aber wir haben Chili-Schoko. Kosten Sie mal.«
    Der Eismann hielt mir einen kleinen Holzspatel hin. Ich probierte.
    Nein.
    Nein, das wollte ich nicht.
    Ich wollte einfach nur ganz normales Schokoladeneis. Ohne Chili und ohne Doppelnamen.
    »Dann eben Himbeer und Zitrone.«
    »Gern«, sagte der Eismann und wusch den Eisportionierer ab.
    »Welche Sorte soll denn zuerst in die Waffel?«
    Jetzt reichte es aber.
    » EGAL .«
    Während der Eismensch sehr sorgfältig die Schritte verrichtete, die offenbar nötig waren, bevor ich mein Eis bekam, ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Er wollte nämlich plaudern, und wenn ich eins nicht mag, dann Small-Talk beim Einkaufen. Also wich ich seinen Augen aus, die versuchten, mich festzuhalten, anstatt sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Da entdeckte ich eine mit Wasser gefüllte Karaffe auf der Theke. Das gibt es ja mittlerweile in jeder Boutique oder Buchhandlung, und vermutlich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch an Bushaltestellen und in U-Bahnen ein Wasserspender installiert wird.
    In der Karaffe befand

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