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Muetter ohne Liebe

Muetter ohne Liebe

Titel: Muetter ohne Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Gschwend
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geredet, auch wenn wir uns selten sahen […] Auch die Mutter meiner Freundin war viel unterwegs. Und sie kümmerte sich kaum um ihre Tochter. Oft wusste sie gar nicht, wo sich das Mädchen aufhielt, was sie machte, mit wem sie unterwegs war. Meine Freundin war wirklich allein. Sie hat mit 17 Jahren versucht, sich umzubringen. (Schmollack 2004, S. 101f.)
    3.1  Merkmale und Eigenschaften
    Im alltäglichen Verhalten äußern sich die Merkmale der fehlenden Bindung und der Ablehnung des Kindes vor allem in folgenden charakteristischen Eigenschaften der Mutter in ihrer Beziehung zum Kind:
    •  Interesselosigkeit und mangelnde Anteilnahme
    •  körperliche Ablehnung
    •  emotionale Unberührbarkeit.
    3.1.1  Interesselosigkeit
    Charakteristisch ist eine umfassende Interesselosigkeit und mangelnde Anteilnahme am Kind, das als Person gar nicht wahrgenommen wird, als ob es gar nicht existierte, wie in den folgenden Äußerungen von Patient-Innen zum Ausdruck kommt.
    Meine Mutter zeigte, was mich betraf, kein bisschen Neugier […] Nichts, was sie beschäftigte, betraf mich. Nur sie.
    Sie will nie wissen, wie es mir geht. Sie fragt nie.
    Nach der Geburt meines Sohnes rief meine Mutter nicht an, sie kam auch nicht, um mich zu besuchen. Sie sagte, sie könne mit Neugeborenen sowieso nichts anfangen. Eine Karte hat sie auch nicht geschickt.
    Die Mutter interessiert sich auch nicht für Erfolge oder Misserfolge ihres Kindes.
    Sie hat nie etwas gesagt, egal, ob ich in der Handelsakademie einen Einser oder einen Fünfer bekommen habe. Sie hat alle Tests und alle Schularbeiten wortlos unterschrieben. (Zit. n. Schützenhöfer 2004, S. 103f.).
    Als ich mit der Matura fertig war […] bin ich dann heimgekommen. Meine älteste Schwester und die Mama waren in der Küche. Meine Schwester hat mir gratuliert und meine Mutter hat nicht einmal mit der Wimper gezuckt. (Ebd., S. 103)
    Sie weiß nicht, ob ich Physiotherapeutin oder Psychotherapeutin bin. Das wird vielleicht sechs oder sieben Jahre her sein, da hat sie gesagt: «Du Helga, jetzt hat mich die Nachbarin gefragt, was du machst.» Sie hat absolut ausgeblendet gehabt, dass ich überhaupt einen Beruf habe, dass es mich überhaupt gibt, kann man sagen. (Ebd., S. 104)
    Die nächsten beiden Zitate spiegeln ebenfalls das Desinteresse der Mutter am Kind wider, verdeutlichen aber auch, wie wichtig es für das Kind dieses Mutter-Types ist, die Möglichkeit eines emotionalen Ersatzes zu haben, der den Mangel an Interesse und Mutterliebe durch mütterliche Liebe ausgleicht.
    Auch die Berufswahl habe ich dann mit meinem Vater besprochen. Er hat mich auch da, wie immer, sehr begleitet und unterstützt, sie hat mir noch nicht einmal zum bestandenen Examen gratuliert. Ich habe ja dann ziemlich Karriere gemacht und große Freude an meinem Beruf, aber bis heute spricht und tut sie so, als hätte ich gar keinen, sie blendet das einfach aus, es ist kein Thema.
    Meine Oma war meine eigentliche Mutter, nicht nur weil sie mehr da war als meine berufstätige Mutter und mich als Kind hauptsächlich versorgte, sondern weil sie mich auch im Gegensatz zu meiner Mutter, die distanziert, abweisend und oft emotional verletzend war, an ihrem Leben teilhaben liess und ebenso an meinem Leben teilnahm. (Zit. n. Carlson 1992, S. 26)
    3.1.2  Körperliche Ablehnung
    Es gibt Fälle, in denen ein Muttertier ihr Junges verstößt, weil sie es buchstäblich nicht riechen kann. Offenbar gibt es das auch unter Menschen. Die zurückweisende, unberührbare Mutter kann, wie schon erläutert, häufig schon die anfängliche, körperlich-sinnliche Bindung zu ihrem Kind nicht herstellen. Das Kind wird aber bereits im ersten Lebensjahr wesentlich in seinen emotionalen Grundstrukturen geprägt. Es spürt ganz unmittelbar und sinnlich, ob seine Mutter/Pflegeperson es mit seinen Bedürfnissen und Gefühlen und derem körperlichen Ausdruck annimmt, oder ob sie es ablehnt und zurückweist. Das Kind entnimmt dies, lange bevor es sprechen und bewusst wahrnehmen und handeln kann, den noch so kleinen Körperreaktionen und Signalen der Bezugsperson, den Veränderungen der Stimme, den Färbungen des Tonfalls. Kinder von distanzierten, zurückweisenden Müttern leiden unter einem Mangel an Berührung, an Körperkontakt, an Zärtlichkeit. Wenn sie überhaupt körperliche Berührung erleben, dann in ihrer negativen, strafenden Form. Den Mütter aber ist jede körperliche Nähe zum Kind unangenehm und sie gibt ihm gibt auch körperlich

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