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Muetter ohne Liebe

Muetter ohne Liebe

Titel: Muetter ohne Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Gschwend
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einiger Verwirrung: Das Kind weiß nicht, ob es nun seiner Wahrnehmung trauen soll oder dem Mythos. Und es wird sich schuldig fühlen, denn vielleicht liegt es ja an ihm selbst, wenn Mutter es nicht liebt.
    Mütter nennen verschiedene Gründe für Groll, Wut und Hass: Das Kind greift ins Privatleben ein, es schreit und lärmt, zerstört ihre Brüste (ihre Erotik) und auch ihre Pläne. Es zwingt der Mutter die Befriedigung seiner Bedürfnisse auf, fordert unaufhörlich, frustriert sie, enttäuscht ihre Erwartungen, behandelt sie wie das Allerletzte.
    Auch dazu einige Originalstimmen von Müttern:
    Meine Kinder gehen mir gehörig auf den Senkel.
    Sie saugen mich aus, es gibt Tage, da hängt es mir zum Hals raus.
    Die intensivsten Liebes-, aber auch die intensivsten Hassgefühle meines Lebens habe ich meinen Kindern zu verdanken.
    Manchmal hasse ich mein Kind, weil ich mich von ihm aufgefressen fühle.
    Manchmal würgt es mich im Hals vor ohnmächtiger Wut.
    Meine Kinder, als sie ungefähr ein Jahr alt waren, setzten in mir schreckliche Fantasien frei. Sie taten es einfach dadurch, dass sie Kinder waren mit normalen kindlichen Zügen von Beharrlichkeit, Nörgelei, Schreien und Neugier.
    Eine andere Mutter sei aus dem Buch von Karin Spielhofer «Sanft e Ausbeutung» zitiert:
    Eine Zeitlang versuchte ich, meinen Hass überhaupt zu unterdrücken und mich pädagogisch zu verhalten. Da bekam ich einen immer süßeren Ton, je wütender ich auf ihn war. Ich war durch meine widersprüchlichen Gefühle meinem Kind gegenüber verwirrt und glaubte, ich sei eine schlechte Mutter, weil ich nicht die richtigen Gefühle hatte. Aber das mit dem Verstellen funktionierte nicht, das merkte ich bald. Wenn ich meinen Hass nicht spüren durfte, dann konnte ich meine Liebe auch nicht spüren. (Spielhofer 1985, S. 14)
    Ambivalenz, Groll, Hassgefühle von Müttern – über solche Gefühle und Regungen spricht man nicht und darf sie auch nicht «wissen», weil sie dem Mythos und der inneren Überzeugung von Müttern gemäß definitiv «beweisen», dass man die Ausnahmeerscheinung einer schlechten und unfähigen Mutter darstellt. Das Problem ist nur, dass sie sich durch Verdrängung und Verleugnung nicht in Luft auflösen. Die Psychologie lehrt uns, dass Einstellungen und Gefühle, die unterdrückt bzw. nicht bewusst gemacht werden (dürfen), in der Regel unbewusst und unkontrollierbar zum Ausdruck kommen. So gesehen sind Lieblosigkeit und familiäre Gewalt eine direkte Folge und die verborgene Seite der Normen des Muttermythos.
    2.3.3  Verdrängung und Verleugnung der Existenz von lieblosen Müttern
    Dem Mythos zufolge liegen Mütterlichkeit und Mutterliebe in der «Geschlechtsnatur» der Frau, jeder «normalen Frau». Deswegen gibt es keine lieblosen Mütter und deswegen ist für das Kind seine leibliche Mutter immer am Besten. Weil aber in Wirklichkeit Mütterlichkeit und Mutterliebe nicht in jeder Frau «natürlich» verankert sind, gibt es eben schlechte Mütter und solche, die ihre Kinder nicht lieben, nicht nur zeitweise, was ein normaler Bestandteil der Mutterschaft ist, sondern ganz überwiegend und grundsätzlich. Eine Psychotherapeutin erzählt aus ihrer Praxis: «Ich habe Töchter sagen hören, dass sie ihre Mutter nicht lieben.
Niemals
habe ich eine Mutter sagen hören, dass sie ihr Kind nicht liebt. Sie würden sich eher als ‹verrückt› betrachten als zugeben, dass sie ihr Kind einfach nicht mögen.» Es ist die zentrale Ideologie des Muttermythos, dass alle Mütter ihre Kinder lieben. Entsprechend führt das größte Tabu zur Verdrängung und Verleugnung der Existenz von Müttern, die ihre Kinder eben nicht lieben, sondern ihnen überwiegend gleichgültig, ablehnend oder feindselig gegenüberstehen. Sind es wirklich nur speziell gestörte und kranke Mütter, Frauen, die «nicht normal» sind, oder aber ist dieses Phänomen verbreiteter und vielschichtiger, als es uns, einzeln und kollektiv, lieb ist?
    2.4  Merkmale von Müttern ohne Liebe
    Was unterscheidet nun «Mütter ohne Liebe» von den lieblosen Momenten und Aspekten der Mutterschaft allgemein? Jede Mutter ist zeitweise «ohne Liebe» für ihr Kind. Das ist normal und kein Grund, sich besonders schuldig zu fühlen. Ablehnende und aggressive Gefühle werden ausgeglichen durch Zärtlichkeit, Freude, Anteilnahme, fürsorgliches Verhalten. Und im Verhältnis zwischen Mutter und Kind finden sich die folgenden grundlegenden Beziehungs-Komponenten:
    •  Sicherheit

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