MUH!
haute sie ihm mit dem Huf auf den Kopf. Der Frosch brach zusammen und wurde ohnmächtig. Dann forderte Susi mich auf: «Jetzt bist du dran.»
Irgendwie schien es mir nicht in Ordnung, auf einen Bewusstlosen zu pinkeln. Andererseits war das bestimmt besser für ihn, als dabei wach zu sein.
«Machst du jetzt mal?», drängelte Susi.
«Ich kann nicht auf Befehl», antwortete ich wahrheitsgemäß.
«Dabei dachte ich immer, du bist eine Pissnelke», ätzte sie.
Doch ich war nicht beleidigt. Susi wollte Klarheit, das konnte ich verstehen. Wie sehr musste es ihr wohl weh tun, wenn ich tatsächlich von Champion ein Kind erwarten sollte? Würde sie von ihm ein Kalb bekommen, ich würde das nicht ertragen können und würde vermutlich noch viel, viel böser zu ihr sein als sie jetzt zu mir.
Ich trat zu dem Frosch und stellte mich über ihn, aber ich war völlig verkrampft. Dass die anderen mir zusahen, machte mich auch nicht gerade lockerer. Radieschen fragte mich: «Soll ich dir das Pipi-Lied von Oma Hamm-Hamm singen?»
Bevor ich «bitte nicht» sagen konnte, begann sie zu trällern: «Strull, strull, strull, Strullchen strull herum.»
Meine Blase setzte sich sofort in Bewegung. Das Geheimnis des Liedes war wohl, dass man so schnell machte, damit der furchtbare Gesang aufhörte.
Kaum war ich fertig, jubelte Susi: «Der Frosch verfärbt sich nicht!»
Auch ich schnaubte zutiefst erleichtert durch. Leider freuten wir beide uns zu früh, denn Radieschen erklärte: «Man muss ein bisschen warten, das geht nicht so schnell.»
So warteten wir. Tausende Gedanken schossen mir dabei durch den Kopf: wie Champion mit mir das letzte Mal auf der Weide Liebe gemacht hatte, wie sehr ich ihn vermisste, obwohl er so ein Idiot war, und wie furchtbar es war, dass er in diesem Augenblick nicht bei mir war. Während mich diese Gedanken aufwühlten, rief Susi mit einem Male: «Der Scheiß-Frosch ist blau!»
Und Giacomo grinste: «Und mit blau sie meine nicht betrunke.»
Kapitel 21
Ich blickte runter zu dem bewusstlosen Frosch: Er war nicht ein bisschen blau oder blau-grünlich, er war leuchtend blau. Es gab also keinerlei Zweifel. Dennoch wollte ich es nicht wahrhaben und stammelte: «Vielleicht liegt das am Frosch, vielleicht sollten wir einen anderen nehmen.»
Ich blickte mich hastig um, aber weit und breit war kein Frosch mehr zu sehen oder zu hören.
Hilde stellte fest: «Die sind alle abgehauen, nachdem sie mitbekommen haben, was du mit dem hier angestellt hast.»
«Nachvollziehbare», grinste der Kater.
Ich starrte nun wieder runter auf den blauen Frosch, der noch bewusstlos am Boden lag, und langsam sickerte der Gedanke bei mir im Hirn ein: Bei Naia, ich werde Mama!
Mich überrollte kein Mutterglück, sondern nur eine tiefe Traurigkeit: Mein Kalb würde ohne Vater aufwachsen. Was für ein schreckliches Schicksal für das Kleine! Und auch für mich. Das war nicht mein Traum gewesen: eine Mama zu sein, die ihr Kalb alleine aufziehen musste. Ich hatte doch ein Leben gewollt wie Summ und Herum, die Eintagsfliegen.
Radieschen sah, wie fertig ich war, und rieb sanft mit ihrer Schnauze an der meinen: «Das wird bestimmt ganz toll, Mama zu werden.»
«Ja, ganz toll», grinste Hilde, «du wirst immer dicker und dicker. Du kriegst Wasser in die Beine und hast bei der Geburt unfassbare Schmerzen. Und wenn das Baby da ist, kriegst du kein Auge mehr zu, weil du andauernd Milch geben musst, und wenn du Pech hast … dann wird es auch noch ein Stier.»
Jetzt war ich nicht nur traurig, sondern auch unangenehm berührt. Hilde verstand es, keine Muttervorfreude aufkommen zu lassen. Susi verstand sich darauf sogar noch mehr: «Und wenn du ganz großes Pech hast, wird er so wie sein Papa!»
Sie sagte dies mit einem unfassbaren Hass in der Stimme, verletzt, dass der Stier, mit dem sie etwas hatte, eine andere geschwängert hatte. Während ihre Augen so funkelten, wallte auch in mir die Wut auf: Wie konnte Champion mir ein Kind machen, wenn er gleichzeitig mit Susi ein Verhältnis hatte? Wie konnte er mir das nur antun? Und dem Kalb? Am liebsten hätte ich ihn vor Zorn sofort mit meinen Hörnern aufgespießt. Doch noch während ich mir vorstellte, dies zu tun, bekam ich auch schon ein schlechtes Gewissen. Womöglich war Champion bereits tot …?
Was war ich doch für eine elende Kuh! Egal, wie übel mein Schicksal auch sein mochte, es war besser als das von Champion.
Wie ich sein Lachen vermisste, seine tiefe Stimme, wenn sie rief:
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