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MUH!

MUH!

Titel: MUH! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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antwortete ihr nicht, dafür war ich viel zu traurig und zu beschämt.
    «Vielleicht», hörte ich Champion mutmaßen, «hat sie ja auch die Tage.»
    Warum verliebt man sich nur in solche Idioten?
    «Du weißte ja nicht einmale, was das iste», spottete der Kater.
    «Mir sagt ja auch keiner was», beschwerte sich Champion.
    «Ich lauf Lolle nach», beschloss Radieschen.
    Das wollte ich allerdings nicht, in dieser Situation wäre ich wohl durchgedreht, wenn sie mir gesagt hätte, man solle den Augenblick genießen.
    «Lass es lieber», hielt Hilde Radieschen zurück, die selbst immer lieber alleine war, wenn es ihr schlechtging.
    Zuerst fand ich es gut, dass mir niemand folgte, gleich darauf aber auch irgendwie schade. Denn jetzt lief ich wirklich ganz allein durch den salzigen Wind, der immer stärker und kühler wehte, in Richtung der Ungetüme namens Lastkräne. Diese lagen direkt an einer Art großem Bach, der unnatürlich gerade floss, fast so, als ob sein Fluss nicht von der Natur bestimmt wurde.
    Ich legte mich unter einen der Kräne, um dort Schutz vor dem Wind zu finden, doch es half nicht viel, die Kälte zog durch meine Knochen. Zurück in den Stall aus Metall wollte ich dennoch nicht mehr kehren, selbst wenn dies bedeuten würde, dass ich hier draußen erfror. Und etwas anderes wollte ich erst recht nicht mehr: mit den anderen nach Indien reisen.

Kapitel 27
    Ich lag unter dem Kran, blickte von da in den nächtlichen Himmel, der jetzt voller dunkler Wolken hing und der, wenn ich es recht bedachte, so aufgewühlt aussah, wie sich mein Herz anfühlte. Das letzte Mal hatte ich mich so schutzlos gefühlt, als ich noch ein kleines Kalb gewesen war. Doch wenn ich mich so fühlte, konnte ich mich nachts bei meiner Mama einkuscheln. Sie war zwar nicht immer die Liebste gewesen, da sie so unter dem Fremdbesteigen meines Vaters litt, und oft war sie sogar grob zu mir, aber in solchen Momenten war sie für mich da und sang mich in den Schlaf. Ihr Lieblingslied ging mir durch den Kopf, und ich begann es leise zu singen. Das Liedchen hieß «Kuh sera, sera»:
Als ich noch jung war und ganz klein,
fragte ich Mama: Was wird mal sein?
Liebt mich ein Stie-hier,
werd ich glücklich hier,
sie sprach, das weiß kein Schwein.
    Ja, meine Mama konnte mir auch nicht wirklich gescheite Antworten geben, dazu war sie stets viel zu überfordert gewesen.
Kuh sera, sera,
was sein soll, soll sein, soll sein,
die Zukunft, die kennt kein Schwein.
Kuh sera, sera,
die Zukunft kennt kein Schwein.
    Jetzt wurde ich auch Mutter, und ich konnte nur hoffen, dass ich meinem kleinen Kalb später mehr mütterliche Weisheit und Halt bieten könnte. Aber sicher war ich mir da nicht.
Jetzt bekomm ich selbst ein Kalb
und frage mich: Wird alles recht?
Wird es denn leiden?
Kann ich das vermeiden?
Mir wird vor Sorge schlecht.

Kuh sera, sera,
was sein soll, soll sein, soll sein,
es ist schwer so ganz allein,
Kuh sera, sera,
die Zukunft kennt kein Schwein.
    Ich summte noch ein bisschen traurig vor mich hin, und in meinem Leib zog es wieder leicht, aber ganz anders als bisher. Nicht unangenehm, eher, als wolle das Kleine mit mir Kontakt aufnehmen, als würde es das Lied mögen. Ein wohliges Gefühl erfüllte meinen Körper. Es war das erste Mal, dass ich es als etwas Schönes empfand, dass ein kleines Kalb in mir heranwuchs.
    Dabei fiel mir auf, dass die Haltung «Was soll sein, soll sein» absoluter Schwachsinn war. Ich war bald für ein kleines Wesen verantwortlich, und das sollte ein besseres Leben haben als ich. Dafür musste es nach Indien. Also musste ich dafür sorgen, was sein soll, und nicht abwarten, was sein wird. Egal, ob Champion auf Susi scharf war oder nicht, ich hatte eine Aufgabe. Es ging nicht mehr darum, ob ich ein glückliches Leben führen würde. Ich musste für das Glück meines Kalbes sorgen!

Kapitel 28
    Ich rappelte mich entschlossen auf und wollte zu den anderen gehen, um nun doch mit ihnen das Schiff nach Indien zu besteigen, da hörte ich hinter mir eine Stimme: «Ihr Kühe liebt es wahrlich zu singen!»
    Ich erschauderte, der kalte Wind war nichts gegen die Kälte dieser Stimme. Ich wusste natürlich, wem sie gehörte, und hatte so sehr gehofft, sie nie wieder hören zu müssen. Ich sah zur Seite, und auf einem großen Stapel Kisten stand Old Dog. Er lächelte.
    «Ihr Kühe solltet echt mal ein Muhsical machen», spottete er und brach in schallendes Gelächter aus. Anscheinend hatte er einen Scherz gemacht, den ich nicht

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