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MUH!

MUH!

Titel: MUH! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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dieses Schiff nach Indien. Einmal an Bord, so glaubte ich, würde Old Dog uns gewiss nicht mehr erwischen – sicherlich war noch nicht mal ein untoter Hund in der Lage, durch dieses unheimliche Meer zu schwimmen!
    Ich eilte zurück zu den anderen, den Wind und den einsetzenden Nieselregen nahm ich dabei kaum wahr. Als ich den Stall betrat, waren alle noch wach. Sie lauschten Champion, der unangenehm berührt redete: «Diese Tage einer Frau hören sich ja schon ein bisschen unappetitlich an. Bekommen Männer die etwa auch?»
    Hilde antwortete ihm: «Du warst schon ohne Gedächtnisverlust ein Idiot, aber mit ihm hast du echt das Zeug zum Gott der Idioten.»
    Susi sah mich hinzukommen und ätzte: «Und da ist gleich auch die dazugehörige Göttin.»
    «Klappe!», antwortete ich.
    «Wie bitte?», fragte sie pikiert.
    «Was hast du an Klappe nicht verstanden, das Klap oder das pe?»
    «Ihr Kühe», fand Champion, «habt echt kein gutes Benehmen.»
    «Klappe, Champion!»
    Hilde trat zu mir und übte leise Kritik an meinem Verhalten: «Du wirst als Anführerin immer unnetter.»
    Damit hatte sie selbstverständlich recht, aber mir fiel es gerade sehr schwer, freundlich zu Susi und Champion zu sein. Für einen kurzen Augenblick fragte ich mich, ob ich den anderen von dem Hund berichten solle, verwarf den Gedanken aber wieder. Sie würden sicherlich nur Angst bekommen, dass er auch sie reißen wollte. Und Angst war in der Regel, so hatte ich auf dieser Reise bereits gelernt, ein schlechter Ratgeber, wenn auch ein verdammt lauter.
    Radieschen wandte sich an Hilde: «Sei nicht so streng mit Lolle, sie ist doch schwa…»
    «Klappe, Radieschen!», fiel ich ihr ins Wort. Ich wollte absolut nicht, dass ausgerechnet jetzt Champion von der Schwangerschaft erfahren würde. Ein Gespräch darüber würde mich gerade völlig überfordern.
    Radieschen war von meinem rüden Tonfall überrascht: «Du bist wirklich nicht nett, Lolle.»
    «Was ist mit Lolle?», hakte Champion bei ihr nach. «Sie ist schwa… was?»
    Bevor Radieschen alles verraten konnte, sagte ich das erste Wort mit «schwa», das mir in den Sinn kam. Leider war dies: «Schwachsinnig.»
    Susi grinste: «Einsicht ist der erste Weg zur Besserung!»
    «Du bist schwachsinnig?», staunte Champion und stellte dann fest: «Nun, das erklärt natürlich dein Verhalten …»
    «Ähem», korrigierte ich mich hastig, «ich meinte schwabbelig.»
    Das war nicht viel besser.
    «Schwabbelig?», fragte Champion nach.
    «Ja …», stammelte ich.
    Er betrachtete mich genauer: «Nun gut, ein bisschen bist du das schon …»
    Er war wirklich der Gott der Idioten.
    «Ich meinte schwibbelig», korrigierte ich mich schnell noch einmal.
    «Schwibbelig? Was soll das denn sein?»
    Das hätte ich jetzt auch gerne gewusst.
    «Ich sag dir, was Schwabbel-Lolle wirklich ist …», wollte Susi nun alles verraten.
    «Oh nein!», erwiderte ich. «Das wirst du nicht tun!»
    «Oder was?», fragte sie herausfordernd.
    «Oder ich bringe dich um», antwortete ich trocken.
    «So, wie Lolle drauf ist», murmelte Champion leise, «hat sie bestimmt ihre Tage.»
    «Und gleich darauf dich», sagte ich zu ihm.
    Susi stichelte: «Ich wünschte von ganzem Herzen, du hättest wirklich deine Tage.»
    «Und wenn ich mit Champion fertig bin, bring ich dich wieder um.»
    «Das geht doch gar nicht», warf Champion ein, «jemand zweimal zu töten.»
    Meine Antwort auf diesen Einwand war lediglich: «Und als Nächstes kommst du wieder an die Reihe.»
    «Ich kann das zwar verstehen», fand Hilde, «aber du solltest dir dennoch als Anführerin einen anderen Ton angewöhnen.»
    So, wie sie es sagte, konnte man glatt meinen, sie würde selber gerne die Herde anführen. Allerdings hatte sie recht: Ich würde uns alle schneller nach Indien und damit weit weg von Old Dog führen, wenn ich nicht so bissig zu den anderen wäre. Also schnaubte ich erst mal tief durch und wandte mich, nun etwas weniger aufgewühlt, an den Kater: «Wie kommen wir jetzt genau auf das Schiff?»
    Statt einer direkten Antwort führte er uns aus dem Stall und durch den Nieselregen hindurch zu riesigen Kisten namens Containern. Einige waren blau, einige rot, die meisten grau. Etwas weiter entfernt, in dem großen Bach aus Meerwasser, lag das Gefährt namens Schiff. Es war eine Art riesiges Audoo, das ganz offensichtlich im Wasser schwimmen konnte. Eins musste man den Menschen lassen, erfindungsreich waren sie ja. Sie konnten auch dort reisen, wo sie eigentlich

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