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MUH!

MUH!

Titel: MUH! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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erklärte er nun sanft.
    Bei Naia, kam seine Erinnerung wieder?
    «Es überrascht mich», redete er weiter, «aber es fühlt sich irgendwie gut an, dir so nahe zu sein.» Dabei rutschte er ein Stückchen an mich heran, sodass er mich beinahe berührte.
    Sollte er mich doch lieben? Sollten wir doch eine Chance haben und wieder vereint werden, so wie einst Naia und Hurlo?

Wie Hurlo Naia rettete
    Hurlo beglückte die Kühe der Herde, aber dies beglückte ihn nicht. Er vermisste Naia so sehr. In seine Augen trat Wasser, es sammelte sich zu einer riesigen großen Träne, die am Ende auch der kräftige Hurlo nicht mehr zurückhalten konnte. Sie fiel zu Boden und überschwemmte das Erdreich. Alle Regenwürmer starben, bis auf den allerersten, der schimpfte: «Jetzt muss ich mich wieder von einem Vogel in Teile zerhacken lassen.»
    Hurlo entschuldigte sich tausendfach und erklärte, wie sehr er sich nach Naia sehnte. Und der Regenwurm fluchte: «Warum suchst du nicht nach ihr, anstatt rumzuflennen?»
    «Auf den Gedanken bin ich noch gar nicht gekommen», antwortete Hurlo, erstaunt über seine eigene Torheit.
    «Du bist ja auch ein dummes Männchen und kein schlauer Zwitter», erwiderte der Regenwurm.
    «Wenn man dann so schlau ist wie du, möchte ich auch ein Zwitter sein», entgegnete Hurlo.
    «Dann müsstest du auf dein Gemächt verzichten.»
    «Gut, dann will ich es doch nicht sein», erwiderte der Stier.
    Entschlossen machte Hurlo sich auf den Weg, um nach Naia zu suchen. Er suchte auf sämtlichen Weiden, Feldern und Wiesen, und schließlich erreichte er die Bäume am Ende der Welt. Mutig ging er in den Wald hinein, dessen Dunkelheit ihm keinerlei Angst bereitete. Als er an einen kleinen verschlungenen Bach voll kristallklarem Wasser kam, trat ihm ein riesiger Bär entgegen und dröhnte: «Ich bin der Wächter des Waldes, Praxx, der mit den mächtigen Zähnen.»
    Jedes Wesen wäre geflohen. Jedes, bis auf Hurlo. Er schaute noch furchterregender zurück und sprach: «Lass mich durch, oder du bist Praxx, der mit den eingeschlagenen Zähnen.»
    Der Bär wich Hurlos entschlossenem Blick und zitterte: «Ich glaube, ich such mir lieber einen anderen Wald.»
    «Das ist eine sehr gute Idee», befand Hurlo.
    Der Bär rannte fort, und Hurlo lief weiter durch den Wald, bis er die unendliche Milch erreichte. Darin sah er Naia schwimmen, ohnmächtig, dem Tode nahe, denn die Milch war durch ihre Tränen verdorben. Hurlo aber sprang ohne zu zögern in die vergiftete Milch, um seine große Liebe zu retten. Er hatte keine Angst um sein Leben, trotz der großen Gefahr. Manchmal gereichte es einem eben auch zum Vorteil, wenn das Nachdenken nicht zu den eigenen Stärken gehörte.
    Mit all seiner unglaublichen Kraft zog Hurlo seine geliebte Naia aus der Milch in den Wald. Sie war ohne Bewusstsein, und er wachte an ihrer Seite. Tagelang, wochenlang, vollmondelang. Als sie endlich wieder die Augen aufschlug, versprach Hurlo seiner großen Liebe, ihr nie wieder untreu zu sein. Darauf schlabberte Naia ihn überglücklich ab. Tagelang, wochenlang, vollmondelang.
    Champion redete leise und sanft weiter: «Deine Nähe fühlt sich wirklich so, so gut an … bist du vielleicht …?»
    «Bin ich was?», fragte ich noch leiser zurück.
    «Bist du …?»
    «Was …?», hauchte ich.
    «Meine Schwester?»
    Da war er wieder, der Gott der Idioten!
    «Nein», antwortete ich frostig, «ich bin nicht deine Schwester!»
    Wir waren anscheinend nicht Naia und Hurlo, auch wenn Champion sich oft so dämlich anstellte wie Hurlo.
    In diesem Augenblick hörten wir Schritte näher kommen und sprachen nicht weiter. Vor lauter Schreck hörten wir auch auf zu atmen, denn durch die Schwammköpfe hindurch sahen wir zwei gesichtsbehaarte Menschen, die sich an der Containertür zu schaffen machten. Einer war dünn, der andere dick. Der dünne fluchte: «Immer wieder dieser blöde Regen, passt gar nicht zur Jahreszeit. Scheiß Klimakatastrophe!»
    «Da möchte man doch glatt», schimpfte der Dicke, «den chinesischen Fabrikanten in den Hintern treten.»
    «Oder deren Hintern mit ihrem CO 2 aufpumpen», ergänzte der Dünne, während wir ganz mucksmäuschenstill in der Kiste hockten.
    «Das haben die mit mir mal bei einer Darmspiegelung gemacht», erzählte der Dicke.
    «Schön, dass du das mit mir teilst», stöhnte der Dünne auf.
    Während die beiden so quasselten, drückte ich mich unbewusst näher an Champion, um Schutz zu suchen. Mein Fell berührte das seine. Ein

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