MUH!
leidenschaftlicher werden. Wenn solche lebensgefährlichen Situationen nicht so verdammt lebensgefährlich wären, könnte man sie jedem kriselnden Paar nur empfehlen.
Wir knoteten und knoteten und knoteten und vergaßen Zeit, Raum und Schwammkopf, bis es mal wieder in meinem Unterleib zog und mir einfiel, was Radieschen gesagt hatte: Champion musste erfahren, dass er Papa wird.
So glücklich, wie wir beide uns küssten, so hoffte ich jedenfalls, würde er sich bestimmt darüber freuen, und dann würden wir gewiss noch leidenschaftlicher übereinander herfallen. Noch während unsere Zungen ineinander verknotet waren, hob ich an: «Champfion. Ich mupf dir wapf sagen.»
«Wapf denn?», fragte er, während wir weiter leidenschaftlich knoteten.
«Ich kriege ein Kalbpf!»
«Ein Kalpf? Etwa pfon mir?»
«Nein», antwortete ich leicht gereizt, «pfom Kater.»
«Pfom Kater? Wie pfunktioniert denn das?»
«Natürlich pfon dir!» Ich wollte jetzt meine Zunge von der seinen lösen, doch bevor ich damit anfangen konnte, sagte er: «Oh.»
Nicht «Pfantastisch», «Supfer» oder «Pfo ein Tag, pfo wunderschön wie heute», sondern einfach nur: «Oh.»
Er freute sich nicht über unser gemeinsames Kalb.
Mein Herz verzog sich zu einem Klumpen.
Und Champion ergänzte noch verunsichert: «Dann hapft du wohl doch nicht deine Tage.»
Dabei lockerte er seine Umarmung, und wir entknoteten unsere Zungen. Die Kiste wackelte im Sinkflug immer mehr, und da er mich nicht mehr so stark festhielt, purzelte ich von ihm herunter. Ich krachte auf den Boden des Containers. Der wiederum landete laut scheppernd auf dem Boden des Schiffs. Ich fiel gegen die Wand, mit dem Kopf zuerst. Der letzte Gedanke, den ich hatte, bevor ich ohnmächtig wurde, war: «Die Liebe ist nicht nur ein Bastard. Sie ist ein echtes Arpfgesicht!»
Kapitel 31
Irgendwann wachte ich wieder auf, alle viere von mir gestreckt. Der Boden unter mir schwankte immer noch, aber etwas war anders. Nicht die ganze Kiste schwebte, sondern deren Boden schaukelte leicht hin und her. Ob dies an meinem benommenen Zustand oder an dem Untergrund selbst lag, konnte ich nicht beurteilen. Dass es immer noch total dunkel war, half mir auch nicht gerade dabei, mich zu orientieren. Neben mir lag Champion, jedenfalls glaubte ich, dies zu spüren, aber seine Stimme klang unendlich weit entfernt: «Ich glaube, wir fahren auf diesem Meer.»
Ich atmete auf, wir hatten es geschafft, Old Dog zu entkommen. Mit diesem erleichternden Gedanken verlor ich erneut das Bewusstsein.
«Du kannst mir nie entkommen!», lachte Old Dog.
Wir beide standen wieder in dem tiefen Schnee, auf dem Pfad, der zwischen dem Abgrund und der riesigen Felswand, die hoch in den Himmel führte, lag.
Das Schneegestöber wehte mir peitschend ins Gesicht, ich war viel zu desorientiert, um etwas zu sagen.
«Oh, wen haben wir denn da?», lachte der Hund und deutete mit seiner großen Pfote hinter mich. Ich drehte mich auf dem engen Pfad um und musste aufpassen, dass ich nicht ausrutschte und den Abgrund herunterfiel. Ich erwartete, Champion zu sehen, der mich vielleicht retten konnte – andererseits hätte er wohl gegen Old Dog ähnlich viel ausrichten können wie ein Häschen gegen ein Audoo. Doch die Gestalt, die sich mir von weiter unten des geschlängelten Pfades näherte, war kleiner, zarter … es war noch ein Kalb. Ein kleines Jungtier, gerade mal einen Tag alt. Es war strahlend weiß, und das nicht etwa wegen des Schnees, sondern weil sein Fell keinerlei Flecken aufwies. Das Kleine zitterte am ganzen Leib. Es war mein Kalb. Keine Frage. Ich liebte es mehr als mein Leben und wollte es sofort wärmen. Aber Old Dog lächelte mich kurz an, sprang dann über mich hinweg und rannte los. Genau auf das zitternde kleine Kalb zu. Und ich schrie … und schrie … und schrie …
Als ich aufwachte, war es immer noch dunkel, und ich fühlte eine unglaubliche Schwere auf meiner Schnauze lasten. So fragte ich: «Sag mal, Champion, hältst du etwa meine Schnauze zu?» Dabei klang meine Stimme undeutlich, gepresst.
«Nein», antwortete Champion leise.
«Was ist es denn dann?», fragte ich. Es fiel mir schwer, überhaupt zu atmen.
«Ich sitze auf deiner Schnauze.»
«Waaas?»
«Ich sitze auf deiner Schnauze», flüsterte er. «Die Menschen hören uns, wenn du die ganze Zeit rumschreist.»
Nach der ersten Verblüffung fragte ich: «Warum hast du mir nicht einfach den Mund zugehalten?»
«Oh, darauf bin ich gar nicht
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