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MUH!

MUH!

Titel: MUH! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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ich jetzt doch gerne mal widersprechen.»
    Natürlich verstand der Alte sie nicht. Er sah jetzt sogar noch trauriger aus als zuvor. Nicht unähnlich unserem Bauern. Menschen waren anscheinend nicht in der Lage, glücklich zu sein.
    «Die Welt ist so traurig», murmelte der alte Mann. «Wisst ihr, was ich manchmal glaube? Das Universum ist nicht mit einem großen Knall entstanden, sondern mit einem leisen Seufzer.»
    Er wollte sich wieder ein Kügelchen nehmen. Anscheinend sollten die Dinger ihn trösten. Die Gesichtsbehaarten trösteten ihn jedenfalls nicht. Entweder, weil sie es nicht wollten, oder – was wahrscheinlicher war –, weil sie es nicht konnten. In diesem Moment wurde mir klar, dass der Käpt’n unrecht hatte: Kühe sind nicht Menschen! Es gab da einen Riesenunterschied: Wenn eine von uns traurig war, dann kam eine andere, um sie zu schnäuzeln. Selbst Susi und ich hatten dies getan, als wir dachten, Champion würde geschlachtet. Kaum hatte ich diesen Unterschied realisiert, wusste ich, was wir Kühe den Menschen geben konnten: Trost.
    Ich ging auf den alten Käpt’n zu. Der ließ von seinem Kügelchen ab und blickte unsicher zu mir.
    Susi fragte: «Was macht die Irre jetzt?»
    Champion antwortete: «Ich schätze mal, was Irres.»
    «Nein», lächelte Radieschen, «ich glaube, sie macht was ganz Liebes.»
    Ich stellte mich neben den Käpt’n und begann, ihn ganz sanft zu schnäuzeln.
    Susi verzog daraufhin das Gesicht: «Dass Lolle das nicht widerlich findet.»
    Ich fand es aber ganz und gar nicht widerlich, denn wenn man lieb zu jemandem sein konnte, war dies nie ein Grund, angewidert zu sein.
    Der alte Mann war von meinem Verhalten verwundert, aber er zuckte nicht zurück. Ich schnäuzelte weiter, und nach einer kurzen Weile lächelte er dabei.
    «Siehst du das», flüsterte der dünne Gesichtsbehaarte dem anderen zu, «der Käpt’n lächelt. Das hat er das letzte Mal vor fünf Jahren getan.»
    «Als seine Tochter noch lebte», ergänzte der Dicke.
    Bei Naia, der alte Mensch hatte sein Kalb verloren!
    Kein Wunder, dass er so traurig war. Er tat mir jetzt wirklich aus ganzem Herzen leid, und daher schleckte ich ihm mit meiner Zunge übers Gesicht. Da musste er sogar lachen: «Du bist echt ’ne Liebe, was?»
    «Nö, ist sie nicht», kommentierte Susi.
    Aber der alte Mann konnte sie natürlich nicht verstehen. Er beachtete sie auch gar nicht, sondern genoss den Kontakt mit mir. Er steckte seine komischen Pillen in seine Jackentasche ein, tätschelte mich und sagte zu den Gesichtsbehaarten: «Wir lassen die Kühe doch an Bord.»
    «Und was ist mit den Zöllnern in New York?», wollte der Dünne wissen.
    «Da lassen wir uns was einfallen, wenn es so weit ist», grinste der Alte.
    Meine Herde atmete tief durch, und auch die Gesichtsbehaarten taten dies, anscheinend waren sie froh, dass sie uns nicht töten mussten. Sie waren keine Mörder und hätten uns nur auf Befehl umgebracht. Andererseits hätten sie es dann ja auch getan und wären dann doch Mörder gewesen. Also waren sie zumindest mögliche Mörder.
    Eigentlich hätte ich jetzt sehr erleichtert sein müssen, dass wir nicht ins Meer geworfen wurden, aber kaum war die unmittelbare Lebensgefahr gebannt, gaben mir andere Dinge zu denken: Zum einen war da immer noch die nicht völlig unbedeutende Tatsache, dass Champion über das Baby nicht glücklich war. Zum anderen fragte ich mich, was wohl dieses Muh York, von dem die Menschen geredet hatten, war. Warum, bei Naia, erwähnten sie mit keiner Silbe Indien?

Kapitel 32
    Die Gesichtsbehaarten wiesen uns eine Ecke des Schiffs zu, in der wir uns aufhalten durften. Während die anderen sich bereits hinlegten, um ihr Fell in der Sonne zu wärmen, und noch bevor ich mir die Frage stellen konnte, was wir hier eigentlich futtern sollten, gab es doch auf diesem kahlen Schiffsboden nichts zu grasen, sprang mir von einem Container Giacomo auf den Rücken und lachte: «Was ich habe gesagte: Ihr bleibe an Lebe!»
    Anstatt mit ihm zu jubeln, fragte ich sofort: «Warum sagen die Menschen nicht, dass das Schiff nach Indien fährt?»
    Giacomo krabbelte zu meinem Kopf hoch und antwortete: «Du wirst lache!»
    «Da bin ich mir nicht so sicher.»
    «Oh doch. Es sich handele um eine lustige kleine Verwechselunge. Die Schiff fahre gar nicht nach die Indien. Es heiße nur India!»
    Es war einfach nicht zu fassen: Wir waren auf dem unendlichen Meer unterwegs … zu einem ganz anderen Ziel???
    «Du nicht lache», stellte

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