MUH!
doch ganz gefangen von dem Ausblick.
«WIR SIND IN LEBENSGEFAHR, VERDAMMTE HACKE NOCH MAL!»
Jetzt schenkte ich ihm doch Aufmerksamkeit.
Ich ließ wundervollen Meerblick wundervollen Meerblick sein und sah wieder zu den Menschen, bei denen jetzt ein alter Mann stand, der im Gegensatz zu den anderen keine Haare im Gesicht hatte, dafür aber ungemein traurige Augen.
«Käpt’n», wollte der dicke Gesichtsbehaarte von dem Alten wissen, «was sollen wir mit den Biestern machen?»
Anstatt einer Antwort schluckte der Alte ein kleines rundes Kügelchen herunter und murmelte vor sich hin: «Kühe an Bord meines Schiffs … Mann, wenn meine Frau nicht immer zu Hause wäre, wäre ich schon längst in Rente.»
Champion fragte mich leise: «Soll ich die Menschen umhauen?»
«Ich glaube nicht», flüsterte ich zurück, «dass die dann eher geneigt sind, uns an Bord zu behalten.»
«Mir fällt aber nichts anderes ein», erwiderte Champion.
«Du bist ja auch ein Stier», erwiderte ich, «euch fällt außer Umhauen nie was ein.»
«Und du als Kuh hast natürlich eine bessere Idee?», kam es bissig zurück.
Tatsächlich hatte ich eine. Zugegeben, es war keine, die uns retten konnte, aber immerhin konnte man mit ihr Zeit gewinnen. Ich wandte mich zu dem Container, in dem Hilde, Radieschen und Susi drin waren, und rief ihnen zu: «Muht mal zurück!»
Als Antwort schimpfte Susi: «Wir müssen dringend hier raus. Hier kriegt man vor lauter Fladen schon ’nen Schaden!»
Der dünne Gesichtsbehaarte staunte nicht schlecht: «Da sind ja noch mehr Kühe!»
Worauf der Alte murmelte: «Ich muss meine Dosis erhöhen», und noch ein weiteres rundes Kügelchen schluckte.
Die bärtigen Männer öffneten den anderen Container. Susi, Hilde und Radieschen stolperten ins Freie, und der Dünne staunte: «Jetzt haben wir fünf Kühe an Bord.»
«Vier Kühe und ein Stier», korrigierte Champion pikiert, ohne dass jemand darauf einging.
Stattdessen seufzte der alte Mann: «Das ist nicht mein Tag. Eigentlich ist es auch nicht meine Woche. Oder gar mein Monat. Wenn man es genau bedenkt, ist es nicht mal mein Leben.»
«Wie konnten die Kühe nur hier raufkommen?», fragte der dicke Gesichtsbehaarte fassungslos.
«Ich bin mir nicht sicher», antwortete der Käpt’n, «aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass enorme Schlamperei eurerseits in diesem Zusammenhang durchaus eine Rolle spielen könnte.»
Die beiden Gesichtsbehaarten schauten betreten zu Boden. Und der Alte murmelte: «Mit den Biestern lassen uns die Zöllner in New York nie einreisen. Wir müssen sie von Bord werfen.»
Die anderen Kühe begannen zu zittern, ich aber sah mir das müde Gesicht des alten Mannes genauer an: Er war nicht erpicht darauf, uns umzubringen, und futtern wollte er uns auch nicht, er wollte uns einfach nur ertränken, weil wir lästig waren. Also, so ratterte es in meinem Hirn, hätten wir nur noch eine Chance zu überleben, wenn wir ihn davon überzeugen konnten, dass wir nützlich für die Menschen an Bord waren. Doch wie? Wir konnten Milch geben, aber diese Menschen hier sahen nicht so aus, als ob sie sich von Milch ernähren würden. Das Einzige, was wir sonst richtig gut tun konnten, war, Kuhfladen zu produzieren. Allerdings konnte ich mir nicht so recht vorstellen, dass die Menschen darüber in Begeisterung ausbrechen würden.
Champion schnaubte: «Also, ich bin doch dafür, dass ich sie umhaue!»
«Nein!», widersprach ich vehement, denn in dem Falle, so war ich mir sicher, würden die Menschen uns erst recht ins Wasser werfen.
Hilde stimmte Champion zu: «Also, ich finde, der Blödmann hat recht.»
«Wen nennst du Blödmann?», fragte der sauer.
«Dich nenn ich Blödmann, Knalldepp.»
«Wehe, du nennst mich noch mal so!»
«Blödmann oder Knalldepp?»
«Beides.»
«Ich habe dich nie ‹beides› genannt.»
«ARGHH!», grollte Champion.
«Es ist immer wieder faszinierend, wie geistreich sich Männer ausdrücken können.»
«Diese Kühe», stellte der dünne Gesichtsbehaarte fest, «scheinen sich nicht sonderlich gut zu verstehen.»
Leider hatte er damit recht. Ich hatte es als Anführerin bisher nicht geschafft, uns zu einer Einheit zu formen, und wenn mir nicht ganz schnell etwas einfiel, wäre unsere kleine Herde dem Tod geweiht.
«Kühe sind wohl auch nur Menschen», stellte der alte Mensch fest. «Außer, dass die armen Viecher gar nicht wissen, wie übel ihnen das Schicksal mitspielt.»
Hilde muhte als Antwort: «Da würde
Weitere Kostenlose Bücher