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MUH!

MUH!

Titel: MUH! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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fuhren keine Audoos, es gab auf ihr nur Menschen, die zu Fuß gingen oder liefen. Die meisten interessierten sich nicht für uns, schenkten uns höchstens einen Moment der Aufmerksamkeit, ganz anders als die Menschen damals in Cuxhaven. Der Kater erklärte das mit: «Es brauche mehr als ein paar Kühe, dass eine New Yorker staune.»
    Da die Menschen uns nichts taten, gingen wir nun langsamer, fast gemächlich, und betrachteten erstaunt die riesigen Häuser, die am Ende der Brücke vor uns lagen. Sie ragten so hoch in den Himmel, dass man ihre Spitzen gar nicht erkennen konnte, weil einen die Sonne so sehr blendete.
    Auch wenn die Menschen uns hier nicht angafften, starrte Hilde doch einige von ihnen an. Es waren welche, die eine schwarze Hautfarbe besaßen, eine, wie wir sie noch nie gesehen hatten. Es war nicht schwer zu erraten, was in Hilde vorging: Wenn es hier Menschen mit anderer Haut gab, gab es womöglich auch Kühe mit einer anderen Farbe. Vielleicht sogar mit den braunen Flecken von Hilde. Und wenn dem so war, müsste sie sich auf der Welt nicht mehr einsam fühlen. Man konnte die Hoffnung in Hildes Kuhaugen förmlich aufleuchten sehen.
    Als wir die Brücke auf der anderen Flussseite wieder verließen, raunte Giacomo mir leise zu: «Ich musse jetzt weg von euch.»
    «Dein Frauchen suchen?»
    «Sì.»
    Dann rannte er, ohne auch nur eine einzige Abschiedsfloskel zu sagen, auf und davon. Ich konnte mich noch nicht mal richtig bei ihm bedanken, dass er unser Leben gerettet und mir gezeigt hatte, dass die Welt nicht bei den Bäumen am Ende der Wiese endete. Dass sie zwar schrecklicher, furchteinflößender, aber auch schöner, atemberaubender und bewegender war, als ich es je für möglich gehalten hatte. Magischer! Doch ich konnte auch verstehen, warum er uns verließ. Er hatte das Lebensglück mit seinem Frauchen durch sein eigenes Verschulden verloren, und er war erpicht darauf, es wiederzufinden. Ich drückte ihm so sehr die Hufe, dass es ihm gelingen möge.

Kapitel 42
    Die anderen hatten gar nicht so richtig wahrgenommen, dass der Kater uns – womöglich für immer – verlassen hatte. Sie waren viel zu überwältigt von den gigantischen Häusern, in deren Schluchten die heiße, stickige Luft wie eine Wand stand. Es war unglaublich laut von den vielen Audoos, die kaum vorankamen und die wir zu Fuß locker überholen konnten. Wie konnten die Menschen es nur ertragen, auf solch engem Raum zusammenzuleben? Richtig gesund konnte so ein Leben doch wohl kaum sein.
    Hilde führte uns tiefer in diesen Wald aus riesigen Häusern, von dem ich befürchtete, dass wir aus ihm nie wieder herausfinden würden. Wir hätten an jeder Ecke einen Fladen hinterlassen sollen, so dachte ich, aber wir waren schon zu weit vorgedrungen, als dass uns diese Idee jetzt noch hätte helfen können.
    Nach langer Wanderung erreichten wir einen Ort mit bunten, flimmernden Bildern an den hohen Häusern. Die Menschen, die sich auf diesem Platz befanden, eilten nicht so umtriebig umher, stattdessen hielten sie kleine Kästchen in der Hand, die sie «Handy» oder «Kamera» nannten, und ich hörte von ihnen Worte wie «Times Square», «Musicals» und «Bald gehört das alles hier den Chinesen».
    Und ich vernahm eine tiefe Stimme, die fragte: «Na, bist du auch endlich da?»
    Langsam, ganz langsam drehte ich mich zur Seite: Zwischen all den umhergehenden Menschen saß seelenruhig Old Dog.

Kapitel 43
    «Verzeih, Lolle, ich musste schon ein bisschen was essen, weil ich beim Warten auf dich ganz hungrig wurde», erklärte der Höllenhund seelenruhig und deutete mit seiner Pfote auf eine leere Packung, die neben ihm lag. Eine, in der noch die Reste eines Kuhbrötchens lagen. Wäre noch etwas in meinem Pansen gewesen, ich hätte mich gleich wieder übergeben.
    Old Dog lächelte fies, und sein nicht vernarbtes, rotes Auge funkelte dabei wie ein glühender Stern. Susi, die den Hund zum ersten Mal in ihrem Leben sah, rief aus: «Ach, du meine Güte!»
    «Und meine erst», ergänzte Radieschen, vor Angst schlotternd.
    «Ach du meine Güte ist noch nett formuliert», fand Hilde.
    «Ach du Scheiße trifft es wohl eher», bestätigte Champion, der Old Dog ebenfalls das erste Mal begegnete. Selbst ein stattlicher kräftiger Stier wie er war von ihm völlig eingeschüchtert.
    «Ich nehme dein ‹Ach du Scheiße›», sagte Hilde, «und lege noch ein ‹heilige› drauf.»
    «Ach du Scheiße heilige?», verstand Champion nicht ganz.
    Während meine Herde

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