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MUH!

MUH!

Titel: MUH! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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immer weiter miteinander diskutierte, welcher Ausruf angesichts des vernarbten Hundes wohl am passendsten sein mochte (man war kurz davor, sich auf «Ich will zu meiner Mami» zu einigen), wurde Old Dog immer gereizter, klopfte erst ungeduldig mit seiner Pfote auf den harten Steinboden und grollte schließlich: «Könntet ihr Kühe euch mal wieder mir zuwenden?»
    Alle blickten darauf in seine Richtung, und ich stammelte: «Du … du kannst doch gar nicht hier sein.»
    «Und doch bin ich es», bestätigte er das Offensichtliche und richtete sich langsam aus seiner Sitzstellung auf. Er war zwar im Stehen nicht mal halb so groß wie wir, wirkte aber dennoch deutlich imposanter. So sehr, dass die Menschen, die mit ihren Handys in der Hand auf dem Platz herumgingen, lieber einen großen Bogen um ihn machten.
    «Das … das ist aber alles völlig unmöglich», widersprach ich.
    Hilde raunte mir zu: «Ich glaube nicht, dass das Monster sich durch Logik wegdiskutieren lässt.»
    Und Susi fragte: «Wer ist noch dafür, sich zu verpieseln?»
    Wenig überraschend waren wir alle dafür.
    Allein der Glaube fehlte, dass wir Old Dog entwischen könnten. Instinktiv spürten wir, dass er schneller wäre als wir und ein Fluchtversuch einer Einladung gleichkäme, uns sofort zu reißen. So blieben wir alle wie angewurzelt stehen.
    «Wie … wie hast du uns gefunden?», fragte ich.
    «Es war ganz einfach, euch zu folgen», lachte der Hund überheblich. «Ihr habt ein Schiff nach New York bestiegen, ich hab darauf das nächste genommen. Selbstverständlich ein schnelleres.»
    «Und wie bist du in meine Träume gelangt?», fragte ich ängstlich.
    «Du hast von mir geträumt?», lachte er spöttisch.
    «Das weißt du genau!», rief ich. Ich war mir völlig sicher, dass er irgendwie die Fähigkeit besaß, vom Reich der Wachen ins Reich der Träumenden zu wandern und mich dort heimsuchen zu können.
    «Ich finde es äußerst schmeichelhaft, wenn du von mir träumst», grinste Old Dog und ging langsam auf mich zu, ohne wirklich auf meine Frage einzugehen.
    Champion bekam in diesem Augenblick einen Mutanfall und stellte sich dem Hund in den Weg: «Wenn du Lolle nicht in Ruhe lässt, geb ich dir gleich schmeichelhaft auf den Kopf!»
    Bei Naia, Champion wollte wegen mir kämpfen. So wie in der Sage der mächtige Hurlo gegen den Bären Praxx gekämpft hatte, um seine Naia zu retten. Dafür hätte ich Champion abschlabbern können.
    «Du drohst mir?», lächelte Old Dog fies meinen Helden an, so bedrohlich, dass es mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. «Ist das dein Ernst?»
    «Ich … ich glaube schon», antwortete Champion verunsichert und begann zu zittern. Es war zwar heiß und stickig zwischen den hohen Häusern in diesem verdammten New York. Dennoch fröstelte es uns so sehr, als sei es der harscheste Eiswinter.
    «Ich mache euch ein Angebot», sagte der Hund nun in die Runde. «Ich will nur Lolle und ihr Ungeborenes, der Rest kann gehen.»
    Susi fand: «Klingt nach einem total guten Angebot», und ich hätte sie am liebsten getreten.
    Hilde, Radieschen und Champion hingegen schwiegen erst mal, sie hatten anscheinend gehörige Schwierigkeiten, Old Dogs Vorschlag zu verarbeiten und sich zwischen Egoismus und Tod durch Hundebiss zu entscheiden. So dauerte es etwas, bis Hilde mit so fester Stimme wie nur irgend möglich antwortete: «Wir gehören alle zusammen!»
    «Genau!», bekräftigte Radieschen.
    «Aber so was von!», stimmte Champion zu.
    In diesem Moment war ich auf sie alle so stolz.
    «Ich finde», wandte Susi ein, «da sollte jeder für sich sprechen.»
    Nun, auf fast alle.
    «Ihr habt es so gewollt», antwortete Old Dog. Plötzlich, ohne jede weitere Warnung, sprang er mit einem gewaltigen Satz auf Champion zu und biss ihn brutal in den Bauch. Champion schrie laut auf! Susi rannte panisch in die Menge von Menschen und riss einige von ihnen um. Radieschen begann zu weinen, Hilde war starr vor Schreck, und ich schrie: «Renn weg, Champion!»
    Old Dog spuckte einen Fetzen Haut von Champion auf den Boden und fragte provozierend: «Und, hörst du auf dein Weibchen und haust ab?»
    Champion blutete, wankte auf seinen eigentlich so starken Beinen, aber er rannte nicht weg. Seine Kiefer presste er vor lauter Schmerz aufeinander, und es brauchte etwas, bis er die Kraft fand, sie wieder zu lösen, um eine Antwort zu keuchen: «Eher sterbe ich, als dass ich Lolle und mein Kalb alleinlasse!»
    «Du weißt, was man über Helden sagt?»,

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