Multi Kulti Deutsch - wie Migration die deutsche Sprache verändert
zuâº), mit â inda oder auch mit maâa â¹mitâº:
â li-faá¹imah sayyÄrah kabÄ«rah â¹der/für-Fatima _ Auto groÃes⺠= â¹Fatima hat ein groÃes Autoâº
â hal maâak qalam ? â¹Ist ein Stift mit Ihnen?⺠= â¹Haben Sie einen Stift? âº
Das Modell ist schon mal in zwei groÃen Migrantensprachen zu Hause und hat von dort seinen Weg ins Migrantendeutsch gefunden. Es ist aber auch noch in anderen Sprachen verbreitet.
Im Slavischen ist der Dativ des Besitzes ein uraltes Modell; so kannte schon das älteste Slavisch den Typus bratrÅ emou â¹Bruder ihm⺠= â¹sein Bruderâº. Im Russischen ist das Modell mit Einschränkungen auch heute noch gebräuchlich:
â Kogda budet konec Ätomy delu ? â¹Wann wird ein Ende dieser Sache sein (Dativ)?⺠= â¹Wann wird es damit zu Ende sein?⺠Ebenso im Serbischen:
â To je kuÄa lekaru â¹Das ist dem Arzt sein/das Haus⺠= â¹Das ist das Haus des Arztesâº.
Auch auf dem Balkan ist dieses Phänomen weit verbreitet: Im Bulgarischen ist der Typ â¹Haus ihm⺠im Sinne von â¹sein Haus⺠vollkommen normal; er ist eine vollwertige Variante zu anderen Modellen und voll in den Standard integriert: stajata mi â¹die Wohnung mir⺠= â¹meine Wohnungâº. Ebenso im Griechischen: o filós mou â¹der Freund mir⺠= â¹mein Freundâº. Im Serbischen ist der Typus auch bekannt, allerdings praktisch auf die Umgangssprache beschränkt: kuÄa mu â¹Haus ihmâº/â¹ihm sein Haus⺠= â¹sein Hausâº.
In vielen Kreolsprachen mit ihrer reduzierten Grammatik ist dies oft die einzige Möglichkeit, um überhaupt Besitz auszudrücken, z.B. wenn Personalpronomen beteiligt sind â und zwar ganz unabhängig davon, welche Sprache hier als Vorbild gedient hat:
â Portugiesisch basiert: kaso mε â¹Hund mir/mich⺠= â¹mein Hund⺠(Principé)
â Französisch basiert: mãmã li â¹Mutter ihm/ihn⺠= â¹seine Mutter⺠(Neomelanesisch)
â Englisch basiert: di oto εn â¹das Auto ihm/ihn⺠= sein Auto (Samaraccan).
Das Modell meiner Mutter ihr Hut hat sein Vorbild in vielen Sprachen und wird aus den Migrantensprachen ins Deutsche übernommen oder imitiert.
Der Akkusativ wird das Rennen machen?
Es wäre erstaunlich, wenn nicht auch der Akkusativ charakteristische Schwankungen im Gebrauch zeigte: Kein Kasus bleibt davon verschont. Aber er ist die stabilste Bastion, und vieles, was aus den anderen Kasus herausfällt, läuft auf ihn zu. Er scheint so etwas zu werden wie ein â¹Sammelbecken⺠für alle möglichen unsicheren Fälle. Wir sehen uns vier Felder an: der Akkusativ wird weggelassen; er überlässt dem Nominativ das Terrain; er loggt sich symbiotisch in den Gebrauch anderer Fälle ein (â¹Mimikryâº); und er bindet den neuen Gebrauch mit Präpositionen an sich.
Akkusativ wird als Kasus nicht mehr bezeichnet, d.h. er fällt weg, z.B. beim unbestimmten Artikel:
â Dann hat er mir daraus tatsächlich noch ein Vorwurf gemacht. (statt: einen )
â Hast du nicht ein Rat für mich?
â Darauf hat sie natürlich ein Anspruch.
Hier liegen nicht die schon länger bekannten Verschleifungen aus der Sprechsprache vor ( noch einân Vorwurf gemacht , mit langem - n ). Wenn man die Beispiele aufnehmen und akustisch ausmessen würde, würde sich erweisen, dass Wörter wie ein Vorwurf in Akkusativposition neuerdings immer wie ein Nominativ ( ein Vorwurf ) realisiert werden.
Legion sind schon die Fälle, in denen ganz offen ein Nominativ gesetzt wird:
â Der Rest des Problems können wir ein andermal besprechen. (statt: den Rest )
Der Artikel belegt, dass es sich um Nominativ handelt und nicht etwa um einen vernuschelten Akkusativ. Und dies ist kein Einzelfall: Besonders in den Wendungen mit es gibt etwas , wo das etwas im Akkusativ stehen muss, steht oft stellvertretend der Nominativ:
â Dann gibt es eben ein neuer Termin . (statt: einen neuen )
â Es gibt da ein ganz begabter Regisseur . (statt: einen ⦠begabten )
â Es gibt da noch ein neuer Hinweis . (statt: einen neuen Hinweis )
Möglich ist, dass hier die aus den Migrantensprachen bekannten â¹Existenzanzeiger⺠wie türkisch var â¹es gibt⺠plus Nominativ eine stützende Rolle
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