Multi Kulti Deutsch - wie Migration die deutsche Sprache verändert
Fast alle Migranten lassen den Knacklaut ( Spiegel â ei ) aus, schleifen den Artikel, beachten die Endungen nicht, ziehen das Verb weiter nach vorne. Deshalb verzichten wir darauf, hier den türkischen, bosnischen etc. Akzent minutiös durchzudeklinieren â auch weil das jeden Rahmen sprengen würde.[ 3 ] Wir konzentrieren uns auf den harten Kern.
Zum phonetischen Akzent
Im Volksmund gibt es gegenüber Fremdsprachen eine reflexhafte Doppelreaktion. Der erste Reflex ist: â¹ Aha : FREMD, NICHT-DEUTSCHâº, also noch ganz unspezifisch. In einer zweiten Reaktion werden verbreitete (Vor)urteile aktiviert, die sich auf den spontanen Lauteindruck und eine Art flüchtiger Allgemeinbildung stützen. Sie sind ganz irrational und von dieser Sorte: â¹Russisch ist weichâº, â¹Polnisch klingt zischendâº, â¹Arabisch hört sich kehlig-rau anâº, â¹Französisch ist elegantâº, Chinesisch â¹singend⺠usw. Umgekehrt halten viele Migranten das Deutsche für â¹hart⺠und â¹grob⺠oder â¹kompliziertâº.
Wir sammeln die häufigsten zehn Phänomene des â¹Akzents⺠in einer kleinen Liste. Fast alle sind Vereinfachungen.
1. Akzent beseitigt den Gegensatz von langen und kurzen Vokalen im Deutschen. Wörter wie Bahn, Flüge, beten, Nute klingen dann oft wie Bann, flügge, Betten, Nutte etc. und sorgen für manchenLacherfolg. Legendär sind die â¹gefühlten Paprika⺠oder wenn die Kinder im Garten ihre â¹Hölle⺠bauen. Dabei ist es ziemlich unerheblich, ob Migrantensprachen lange Vokale ebenfalls kennen (Arabisch, Jugoslavisch, Kurdisch) oder nicht (Türkisch, Russisch, Albanisch). Durch die Einebnung ändern die Vokale auch ihre Qualität; sie werden offener, breiter: Ein langes e wie in Schere klingt dann typisch migrantisch wie Schärre (Sch[ε]re), ein langes i in bieten oft wie bytten .
2. Umlaute und Diphtonge werden geschliffen oder ganz eingeebnet. Von den Migrantensprachen hat ja nur das Türkische ausgeprägte ü âs ( Türkiye ) und ö âs ( döner ). Wörter wie Söhne oder müde klingen in russischem Munde wie sjone oder mjude , im polnischen vielleicht wie sehne oder miede . Immer wird in der Muttersprache nach jenem Laut gesucht, der dem fremdem Problemlaut am nächsten kommt. Und dann wird ersetzt.
3. Eine willkommene Methode ist, die Lautanzahl in Wörtern einfach zu verringern, weil das Energie spart. Wörter wie Konflikt werden oft gesprochen wie kõflik , das zwei Laute weniger hat. Konsonanten am Wortende werden ganz weggelassen: die Lage ist echt verwirren _ ( verwirren d ); er ist ganz schön berechnen_; das Kleid ist entzücken_ . Besonders häufig kommt dies bei den Passiv-Partizipien vor ( er hat es gesag_, was ist passier_?, weil du es verdien_ hast )[ 4 ] und beim echten Gerundium: warten _ statt wartend . Es wirkt das â¹kreolische Prinzipâº: â¹ Drücke eine Kategorie möglichst sparsam aus !âº[ 5 ]
4. Migranten beachten den typisch deutschen Knacklaut ( Spiegel â ei ) nicht, weil sie ihn nicht kennen. Sie setzen vor Vokalen nach heimischem Vorbild â¹flüssig⺠ein, deswegen hört man statt zum Essen leicht ein zu Messen , statt überein ein übe rein . Verwandt hiermit ist eine Verschleifung zwischen den Wörtern (â¹Assimilationâº). Sie erleichtert den Redefluss ungemein und ist reine Sprechökonomie. Die Nase vorn haben hier die Balkansprachen: Griechisch stÄn KrÄtÄ â¹auf Kreta⺠klingt etwa wie sti ng r à ti , bulgarisch deset dena â¹zehn Tage⺠wie dese dde na , rumänisch iubesc BucureÅti â¹ich liebe Bukarest⺠wie jube zgb ucureshtj . Und auch Deutsche üben sich hierin schon hier und da: waj zd u â¹weiÃt duâº; kann zd u ; ich will dir einen Ra dg eben ( Rat geben ).
5. Niemand kommt an dem berühmten migrantischen isch -Laut vorbei. Er ist das Erkennungszeichen des Migrantendeutsch â einAll-Migranten- sch: isch, disch, sisch für ich, dich, sich . Denn kaum eine Migrantensprache kennt den deutschen ich -Laut; er wird einfach durch den nächsten in der Muttersprache ersetzt und das ist sch . Er ist in allen Migrantendeutschs verbreitet, und sogar die griechischen Kiezdeutschsprecher, die gar kein sch kennen, sagen isch weià nisch . In Abschnitt 20 wird das Phänomen noch genauer beschrieben.
6.
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